Viveka Chudamani – Vers 369

Deutsche Übersetzung:

369. Das Leben in der Abgeschiedenheit ist hilfreich, um die Sinnesorgane zu beherrschen, Kontrolle der Sinne dient der Kontrolle des Geistes, und durch die Geisteskontrolle wird das Ego aufgelöst. Dies führt den Yogi zu immerwährender Erfahrung der Wonne von Brahman, des Absoluten und Unendlichen. Daher soll der Weise immer unablässig danach streben, den Geist zu beruhigen und in der Stille des Geistes verweilen.

Sanskrit Text:

ekānta-sthitir indriyoparamaṇe hetur damaś cetasaḥ
saṃrodhe karaṇaṃ śamena vilayaṃ yāyād ahaṃ-vāsanā |
tenānanda-rasānubhūtir acalā brāhmī sadā yoginaḥ
tasmāc citta-nirodha eva satataṃ kāryaḥ prayatno muneḥ || 369 ||

एकान्तस्थितिरिन्द्रियोपरमणे हेतुर्दमश्चेतसः
संरोधे करणं शमेन विलयं यायादहंवासना |
तेनानन्दरसानुभूतिरचला ब्राह्मी सदा योगिनः
तस्माच्चित्तनिरोध एव सततं कार्यः प्रयत्नो मुनेः || ३६९ ||

ekanta-sthitir indriyoparamane hetur damash chetasah
samrodhe karanam shamena vilayam yayad aham-vasana |
tenananda-rasanubhutir achala brahmi sada yoginah
tasmach chitta-nirodha eva satatam karyah prayatno muneh || 369 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ekānta-sthitiḥ : das Leben („Verweilen“, Sthiti) in der Einsamkeit (Ekanta)
  • indriyoparamaṇe : für das zur Ruhe Kommen (Uparamana) der Sinne (Indriya)
  • hetuḥ : (ist) die Ursache (Hetu)
  • damaḥ : Selbstbeherrschung (Dama)
  • cetasaḥ : des Geistes (Chetas)
  • saṃrodhe : für die Kontrolle („Einschließung“, Samrodha)
  • karaṇam : (ist) das Mittel (Karana)
  • śamena : durch Gemütsruhe (Shama)
  • vilayam : zur Auflösung (Vilaya)
  • yāyāt : kommt („geht“, )
  • ahaṃ-vāsanā : die Ich-Vorstellung (AhamVasana)
  • tena : dadurch (Tad)
  • ānanda-rasānubhūtiḥ : Erfahrung (Anubhuti) des Geschmacks (Rasa) der Glückseligkeit (Ananda)
  • acalā : (wird) unerschütterlich (Achala)
  • brāhmī : die heilige, göttliche (Brahmi)
  • sadā : allzeit (Sada)
  • yoginaḥ : des Praktizierenden (Yogin)
  • tasmāt : daher, deshalb (Tasmat)
  • citta-nirodhe : auf die Kontrolle (Nirodha) des Geistes (Chitta)
  • eva : nur, allein (Eva)
  • satatam : ununterbrochen (Satata)
  • kāryaḥ : ist zu richten („zu machen“, Karya)
  • prayatnaḥ : die Bemühung (Prayatna)
  • muneḥ : des Weisen (Muni)     || 369 ||

Kommentar

In diesen Versen bezieht sich Shankara offensichtlich auf das sechste Kapitel der Bhagavad Gita. Dort erwähnt Krishna, dass sich der Yogi zurückziehen soll in die Einsamkeit. Durch die Zurückgezogenheit in der Einsamkeit kann er leichter meditieren. Über die Meditation erfährt der Yogi große Freude und über diese Freude erfährt er Brahman. Natürlich normalerweise wenn du diesen Vortrag hast, dann hast du ein Smartphone oder einen Computer und lebst nicht in vollständiger Einsamkeit. Du kannst dir aber sagen, dass es ab und zu mal gut ist, in Einsamkeit zu verweilen. Zum Beispiel kannst du jeden Tag eine Stunde deine spirituellen Praktiken machen. Da sprichst du mit niemandem und bist nicht ansprechbar. Ich werde der Versuchung widerstehen, zwischendurch auf das Smartphone zu schauen oder Nachrichten anzuschauen oder sonst etwas zu machen. Eine Stunde verweile in Einsamkeit. Und mehrmals im Jahr verweile in Einsamkeit. Du könntest z.B. in einen Ashram gehen. Es ist vielleicht nicht die Einsamkeit in dem Sinne, dass du ganz allein bist, aber du bist abgeschieden vom Rest der Welt. Du brauchst dich nicht ums Essen oder um eine spirituelle Atmosphäre zu kümmern. Du bist da und wenn du dann noch dazu in der Zeit, in der du im Ashram bist, jegliche elektronischen Geräte und Kommunikation einstellst, dann bist du dort wirklich für dich. Diese tägliche Stunde und mehrmals in einem Jahr im Ashram zu verweilen oder für dich zurückgezogen zu leben, sind so wichtig.
Shankara sagt, dass die Abgeschiedenheit nötig ist, um die Sinne zu beherrschen. Ansonsten bist du ständig in Ablenkung und du merkst gar nicht, wie du ständig Reiz-Reaktionsmechanismen folgst. Wenn keine Sinneseindrücke da sind, wird auch der Geist ruhiger. Ist der Geist ruhiger, dann stürzt sich das Ego nicht ständig auf irgendetwas Neues. Dann erfährst du die immerwährende Wonne und so erfährst du das Absolute und das Unendliche. Aber zum Schluss schreibt er noch die Essenz, warum das Ganze wichtig ist. Es ist wichtig, um den Geist zu beruhigen und in der Stille des Geistes zu verweilen.
Jetzt kannst du einen Moment überlegen, ob du die Stunde am Tag hast und du dich in der Stunde wirklich abgeschieden in der Ruhe fühlst. Bemühst du dich, dort wirklich um die Ruhe des Geistes? Wann warst du das letzte Mal weg von allen Ablenkungen des Lebens? Vielleicht ganz einsam oder in einem Ashram? Wann wirst du das nächste Mal dort sein? Überlege und eventuell fasse dir einen Vorsatz!

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