Viveka Chudamani – Vers 353

Deutsche Übersetzung:

353. In dem der Weise zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen (sat asat) unterscheidet, die Wahrheit (tattva) durch Erkenntnis seines Wissens ergreift, erkennt er das eigene Selbst, als ungeteiltes, allumfassendes Wissen (akhanda bodha) und erlangt Befreiung (vimukta) und inneren Frieden.

Sanskrit Text:

itthaṃ vipaś-cit sad-asad vibhajya
niścitya tattvaṃ nija-bodha-dṛṣṭyā |
jñātvā svam ātmānam akhaṇḍa-bodhaṃ
tebhyo vimuktaḥ svayam eva śāmyati || 353 ||

इत्थं विपश्चित्सदसद्विभज्य
निश्चित्य तत्त्वं निजबोधदृष्ट्या |
ज्ञात्वा स्वमात्मानमखण्डबोधं
तेभ्यो विमुक्तः स्वयमेव शाम्यति || ३५३ ||

ittham vipash-chit sad-asad vibhajya
nishchitya tattvam nija-bodha-drishtya |
jnatva svam atmanam akhanda-bodham
tebhyo vimuktah svayam eva shamyati || 353 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ittham : auf diese Weise (Ittham)
  • vipaś-cit : (indem) der Weise (Vipashchit)
  • sad-asat : Wirkliches und Unwirkliches (Sadasat)
  • vibhajya : unterscheidet („unterschieden habend“, vi + bhaj)
  • niścitya : sich vergewissert („Gewissheit erlangt habend“, nis + ci)
  • tattvam : der Wahrheit (Tattva)
  • nija-bodha-dṛṣṭyā : mit dem Auge (Drishti) der eingeborenen (Nija) Erkenntnis (Bodha)
  • jñātvā : (und) erkennt („erkannt habend“, jñā)
  • svam : sein eigenes (Sva)
  • ātmānam : Selbst (Atman)
  • akhaṇḍa-bodham : (als) ununterbrochenes (Akhanda) Bewusstsein („Wachsein“, Bodha)
  • tebhyaḥ : von jenen (unwirklichen Dingen, Tad)
  • vimuktaḥ : (er) wird frei („ist befreit“, Vimukta)
  • svayam : selbst (Svayam)
  • eva : wahrlich (Eva)
  • śāmyati : (und) findet inneren Frieden („wird still“, śam)     || 353 ||

Kommentar

Denkst du manchmal, dass du nicht ausreichend gut bist? Du nichts taugst? Du müsstest besser sein? Denkst du manchmal, dass du nicht genug weißt oder dich nicht gut genug verhältst? Lausche was Shankaracharya im 353. Vers dazu sagt:

„In dem der Weise zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen (sat asat) unterscheidet, die Wahrheit (tattva) durch Erkenntnis seines Wissens ergreift, erkennt er das eigene Selbst, als ungeteiltes, allumfassendes Wissen (akhanda bodha) und erlangt Befreiung (vimukta) und inneren Frieden.“

Wirklich ist dein wahres Wesen. Unwirklich sind Körper und Psyche. Es mag so sein, dass Körper und Psyche ungenügend sind. Selbst in der Bhagavad Gita sagt der große König Duryodhana: „Meine Kräfte sind ungenügend.“ So ähnlich kannst du auch sagen, dass du nicht gut genug bist. Auf einer menschlichen Ebene stimmt das ja auch. Du hast nicht all das, was es braucht. Aber es ist auch irrelevant. Es spielt keine Rolle. Denn in Wahrheit bist du ungeteiltes, allumfassendes Wissen und wenn du erkennst, dass du in der Tiefe allumfassendes Wissen bist, dann spielt es auf einer oberflächlichen Welt keine Rolle, ob du genügend verstehst. Vielleicht weißt du nicht so viel über die Anatomie des Körpers und kannst trotzdem eine gute Yogalehrerin, ein guter Yogalehrer sein. Vielleicht hast du nicht genügend Menschenkenntnis. Vielleicht hat dich wieder jemand übers Ohr gehauen. Vielleicht wurdest du ausgenutzt. Das ist nicht so relevant. Du brauchst dir jetzt keine Sorgen zu machen. Du bist das Absolute, die Begrenztheiten sind nur unwirklich. Du bist das Unsterbliche. Natürlich, wenn du das erst einmal weißt, dann schöpfst du auch aus dem Selbst die Kraft für den Alltag. Wenn du weißt, dass du selbst das absolute Wissen bist, dann kannst auch du im Alltag Wissen haben. Wenn du in dir selbst alle Freude hast, dann kannst du diese Freude auch projizieren. Wenn du verbunden bist mit allem, dann bist du auch mit dem Prana überall verbunden. Du kannst Prana ausstrahlen, Licht ausstrahlen, Licht und Energie ausstrahlen. Lass alle Vorstellungen von gut genug oder nicht gut genug sein. Auf einer relativen Ebene ist Minderwertigkeitsgefühl ja gut. Wenn du denkst, dass du nicht ausreichend gut bist, dann bist du nicht zufrieden. Wenn du nicht zufrieden bist mit dem Relativen, dann ist das ein Sprung zum Absoluten. Du brauchst auf der relativen Ebene gar nicht so viel Selbstvertrauen zu haben. Minderwertigkeitsgefühl hält dich in der Demut und das ist etwas Gutes. Gehe aber über das Minderwertigkeitsgefühl hinaus, erkenne dich als unsterbliches Selbst und dann bist du über alle Relativität hinaus gewachsen.

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