Viveka Chudamani – Vers 346

Deutsche Übersetzung:

346. Die vollkommene Unterscheidung (samyak vivekah), die aus direkter Erkenntnis hervorgeht, unterscheidet die wahre Natur des Sehers vom Gesehenen (drig drishya padartha tattva) und zerreißt die Fesseln der Täuschung, die durch Maya hervorgerufen worden. Für denjenigen, der davon befreit ist, gibt es keine Seelenwanderung (samsriti) mehr.

Sanskrit Text:

samyag-vivekaḥ sphuṭa-bodha-janyo
vibhajya dṛg-dṛśya-padārtha-tattvam |
chinatti māyā-kṛta-moha-bandhaṃ yasmād
vimuktas tu punar na saṃsṛtiḥ || 346 ||

सम्यग्विवेकः स्फुटबोधजन्यो
विभज्य दृग्दृश्यपदार्थतत्त्वम् |
छिनत्ति मायाकृतमोहबन्धं
यस्माद्विमुक्तस्तु पुनर्न संसृतिः || ३४६ ||

samyag-vivekah sphuta-bodha-janyo
vibhajya drig-drishya-padartha-tattvam |
chhinatti maya-krita-moha-bandham
yasmad vimuktas tu punar na samsritih || 346 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samyag-vivekaḥ : die richtige (Samyak) Unterscheidung (Viveka)
  • sphuṭa-bodha-janyaḥ : entsteht (Janya) aus unmittelbarer („offenbarer“, Sphuta) Erkenntnis, Einsicht (Bodha)
  • vibhajya : indem man unterscheidet („unterschieden habend“, vi + bhaj)
  • dṛg-dṛśya-padārtha-tattvam : die Wirklichkeit (Tattva) der (den Worten) Seher (Drish) und sichtbare Welt (Drishya) tatsächlich entsprechenden Sache (Padartha)
  • chinatti : zerschneidet man (chid)
  • māyā-kṛta-moha-bandham : die von der Unwissenheit („Illusion“, Maya) bewirkte (Krita) Fessel (Bandha) der Verblendung (Moha)
  • yasmāt : von dieser (Fessel, yad)
  • vimuktaḥ : (wenn) man befreit (Vimukta) ist
  • tu : aber (Tu)
  • punaḥ : mehr („wieder“, Punar)
  • na : (es gibt) nicht (Na)
  • saṃsṛtiḥ : den Daseinswandel (Samsriti)     || 346 ||

Kommentar

Es ist das Jahr 2017. Vor zwei Jahren wurden viele Flüchtlinge nach Deutschland gelassen. Einige unter den Yogaübenden und Yogalehrern haben sich sehr für die Flüchtlinge eingesetzt. Manche bekommen deshalb Morddrohungen. Manche bekommen auch Morddrohungen, weil sie vegan sind über Facebook, das Internet, über E-Mails und vieles andere. Wie gehst du damit um? Was könntest du machen?

Lasst uns hören was Shankara sagt und wie wir es darauf anwenden können. Vers 346 Viveka Chudamani: „Die vollkommene Unterscheidung (samyak vivekah), die aus direkter Erkenntnis hervorgeht, unterscheidet die wahre Natur des Sehers vom Gesehenen (drig drishya padartha tattva) und zerreißt die Fesseln der Täuschung, die durch Maya hervorgerufen wurden. Für denjenigen, der davon befreit ist, gibt es keine Seelenwanderung (samsriti) mehr.“

Auf die Situation Umgang mit Morddrohungen hat Shankara ein paar Empfehlungen. Zunächst sagt er einmal, zerreiße die Fesseln der Täuschung, die durch Maya hervorgerufen wird. Angenommen jemand macht dir eine Morddrohung, dann heißt das noch lange nicht, dass er sie umsetzt. Es ist das Jahr 2017 und in den sozialen Netzwerken wie Facebook etc. ist es geradezu zur Mode geworden, Menschen zu bedrohen. Glücklicherweise sind die tatsächlichen Verbrechen nicht so hoch. Du musst das nicht überbewerten. Es ist eine Täuschung.
Die zweite Sache, die er sagt ist: Unterscheide deine wahre Natur von dem anderen. Samyag-vivekaḥ: die richtige (Samyak) Unterscheidung (Viveka) ist zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Drish und Drishya, zwischen dem Seher und dem Gesehenen. Dein Körper ist das Gesehene. Du bist nicht der Körper. Selbst wenn dem Körper etwas passiert, ist es nicht so tragisch. Ich hatte einen Yogameister namens Swami Vishnu-devananda. Er hat öfters sein Leben für andere aufs Spiel gesetzt. Er ist 1983 mit einem Ultraleichtflugzeug von Westberlin nach Ostberlin geflogen, zur Zeit der Mauer. Wir hatten alle angenommen, dass das Wahrscheinlichste ist, dass er abgeschossen wird und stirbt, zumindest von einem intellektuellen Standpunkt aus haben wir das geglaubt. Auch ist er 1972 von Israel nach Ägypten geflogen während dem 6-Tage Krieg und dem Jom-Kippur-Krieg. Auch hier gab es mehrere Flugzeuge, die bereit waren ihn abzuschießen. Er hat oft gesagt: „Es gibt Menschen, die bereit sind im Krieg zu sterben. Ich bin bereit, für den Frieden zu sterben. Ob dieser Körper stirbt oder nicht, spielt keine Rolle. Jeder Körper wird irgendwann sterben.“ Er hatte die Überzeugung, dass er nicht der Körper ist. In diesem Sinne, auch wenn du Morddrohungen bekommst, nimm sie gelassen an. Zum einen kann es einfach Maya sein und mindestens in Deutschland im Jahr 2017 werden sie selten genug umgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit ist immer noch größer, dass du bei einem Verkehrsunfall stirbst, als dass jemand seine Morddrohung wahrmacht.
Das Beste ist natürlich auch, dass du das unsterbliche Selbst bist. Selbst wenn es wieder Schwierigkeiten gibt, wie es sie in anderen Teilen der Welt ja auch gibt, in denen Menschen ihres Lebens nicht sicher sein können, kann es auch passieren, dass du getötet werden kannst. Wisse, du bist nicht der Körper. Gehe gelassen und gleichmütig damit um und bewahre Gemütsruhe, was auch immer passiert.

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