Viveka Chudamani – Vers 32

Deutsche Übersetzung:

32. Andere behaupten, dass bhakti das ständige Befragen/ Fragen nach der Wahrheit des eigenen Selbst ist. Derjenige, der die oben genannten Voraussetzungen erfüllt hat (Vers 19), und begierig ist, die Wahrheit des Selbst zu kennen, sollte einen erleuchteten Meister aufsuchen, um von den Fesseln des Geburtenkreislaufes befreit zu werden.

Sanskrit Text:

svātma-tattvānusandhānaṃ bhaktir ity apare jaguḥ |
ukta-sādhana-sampannas tattva-jijñāsur ātmanaḥ |
upasīded guruṃ prājñyaṃ yasmād bandha-vimokṣaṇam || 32 ||

स्वात्मतत्त्वानुसन्धानं भक्तिरित्यपरे जगुः |
उक्तसाधनसम्पन्नस्तत्त्वजिज्ञासुरात्मनः |
उपसीदेद् गुरुं प्राज्ञ्यं यस्माद्बन्धविमोक्षणम् || ३२ ||

svatma-tattvanusandhanam bhaktir ity apare jaguh |
ukta-sadhanasampannas tattva-jijnasur atmanah |
upasided gurum prajnyam yasmad bandha-vimokshanam || 32 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • svātma-tattvānusandhānam : das Erforschen („Richten der Aufmerksamkeit“, Anusandhana) der Wahrheit (Tattva) des eigenen Wesens („Selbstes“, Svatman)
  • bhaktiḥ : Hingabe (Bhakti)
  • iti : so (Iti)
  • apare : andere (Apara)
  • jaguḥ : haben genannt (gai)
  • ukta-sādhana-sampannaḥ : derjenige, der mit den genannten (Ukta) Mitteln (Sadhana) ausgestattet (Sampanna) ist
  • tattva-jijñāsuḥ : der die Wahrheit („Sosein“, Tattva) zu erkennen wünscht (Jijnasu)
  • ātmanaḥ : des Selbst (Atman)
  • upasīdet : sollte aufsuchen (upa + sad)
  • gurum : Meister (Guru)
  • prājñyam : (einen) weisen (Prajna)
  • yasmāt : wodurch (Yad)
  • bandha-vimokṣaṇam : die Befreiung (Vimokshana) von den Fesseln (der materiellen Existenz resultiert, Bandha)     || 32 ||

Kommentar

Dieser Vers beinhaltet eine ganze Menge. Bhakti ist zum einen die Gottesliebe, heißt aber gleichzeitig auch Emotion, Gefühl und Hingabe. Wenn du den Weg zur Erleuchtung gehen willst, musst du ihn mit Hingabe üben. Man könnte sagen, dass die Jnana Erkenntnis durch Bhakti, große Hingabe zu Gott ergänzt werden muss. Auf der anderen Seite könnte man Bhakti als die Hingabe an die höchste Wahrheit verstehen.
Gehe somit den spirituellen Weg nicht nur intellektuell, sondern lass ihn dich auch in der Seele ergreifen. Strebe vom Herzen her nach dem Höchsten.

Zwar gibt es „Sama“- „geistige Ruhe“, aber gleichzeitig ist auch die intensive Sehnsucht nach Wahrheit wichtig – „Mumukśhutva“. Dies kann auch als ein anderer Begriff für Bhakti verstanden werden, die Liebe zur höchsten Wahrheit. Kultiviere auch diese.

In den voran gegangenen Versen benennt Shankaracharya einige wertvolle Dinge im Leben, wie die menschenwürdige Geburt, die Sehnsucht nach Wahrheit und die liebevolle Fürsorge durch einen Guru, einen großen Meister.

Zudem gibt es Voraussetzungen. Strebe nach dem Höchsten. Wenn du schon menschenwürdiges Dasein und eine Sehnsucht nach Befreiung hast, dann suche nach dem Höchsten. Um nach dem Höchsten zu suchen, statte dich mit den Mitteln zur Befreiung aus – Viveka, Vairagya, Shatsampat oder Samādiśhaṭkam und Mumukśhutva.

Im Kontext von Mumukśhutva knüpft Shankaracharya einen Übergang zu Bhakti, Gottes Hingabe, Liebe zu Gott, zur höchsten Wahrheit.

Im 32. Vers sagt er: „Wenn du alle Voraussetzungen hast und wirklich begierig bist die Wahrheit zu erkennen, dann suche einen erleuchteten Meister auf und sei dir bewusst, dass du dies tust, um von den Fesseln des Geburtenkreislaufs befreit zu werden.“

Die Wiedergeburtslehre sagt, dass du geboren wirst, aufwächst, älter und irgendwann sterben wirst. Dann kommt das Leben nach dem Tod, das Astralleben, die Wiedergeburt, Aufwachsen, und wieder Alter und Tod. Manchmal verläuft alles schneller: Ein Mensch wird geboren und stirbt gleich nach der Geburt.
Du weiß nicht, was deine nächste Inkarnation ist. Vielleicht hast du in diesem die idealen Bedingungen. Ob du in deinem nächsten Leben, auch ähnlich ideale Bedingungen hast oder ob du noch in ein paar Jahren diese Bedingungen, weißt du nicht. Vieles kann kommen wie zum Beispiel eine Klimakatastrophe, Unfälle, deine Familie kann es schlecht gehen, Kriege können ausbrechen.

Nutze die Zeit, warte nicht. Wenn du aus dem Kreislauf der Geburt heraus möchtest, dann suche einen Lehrer auf. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Lehrer aufzusuchen. Vielleicht einen persönlichen Lehrer, der tatsächlichen im physischen Körper ist. Oder suche ein Lehrer in der Form eines Buches auf wie zum Beispiel Shankaracharya über die Viveka Chudamani. Oder lese Bücher von Swami Sivananda. Oder studiere diese Hörsendung bzw. Vortragsreihe. Suche damit Shankaracharya und Swami Sivananda auf.

Ich versuche dem Geist von Shankaracharya gerecht zu werden und wende mich, bevor ich diese Vorträge halte, immer an Swami Sivananda mit der Bitte, mich zu inspirieren.

Suche in diesem Sinne innerlich einen Meister auf, verneige dich innerlich vor ihm und bitte um Unterweisung.

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