Viveka Chudamani – Vers 251

Deutsche Übersetzung:

251. Alle Formen, die aus Lehm gemacht werden, wie zum Beispiel Tontöpfe, werden vom Geist als real akzeptiert, sind aber in Wirklichkeit nur Lehm. So ist auch das gesamte Universum , welches aus Brahman entstammt, Brahman alleine und nichts anderes als Brahman, die Selbst-existierende Realität und das ureigene, essentielle Selbst eines Menschen. Deshalb bist du das „tat tvam asi“ – die friedvolle (prashanta), reine (amala), Höchste (para), nicht-duale (advaya) Absolute Wirklichkeit, Brahman.

Sanskrit Text:

mṛt-kāryaṃ sakalaṃ ghaṭādi satataṃ mṛn-mātram evāhitaṃ
tad-vat saj-janitaṃ sad-ātmakam idaṃ san-mātram evākhilam |
yasmān nāsti sataḥ paraṃ kim api tat satyaṃ sa ātmā svayaṃ
tasmāt tat tvam asi praśāntam amalaṃ brahmādvayaṃ yat param || 251 ||

मृत्कार्यं सकलं घटादि सततं मृन्मात्रमेवाहितं
तद्वत्सज्जनितं सदात्मकमिदं सन्मात्रमेवाखिलम् |
यस्मान्नास्ति सतः परं किमपि तत्सत्यं स आत्मा स्वयं |
तस्मात्तत्त्वमसि प्रशान्तममलं ब्रह्माद्वयं यत्परम् || २५१ ||

mrit-karyam sakalam ghatadi satatam mrin-matram evahitam
tad-vat saj-janitam sad-atmakam idam san-matram evakhilam |
yasman nasti satah param kim api tats atyam sa atma svayam
tasmat tat tvam asi prashantam amalam brahmadvayam yat param || 251 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • mṛt-kāryam : (was) ein Produkt (Karya) aus Ton (ist, Mrid)
  • sakalam : alles (Sakala)
  • ghaṭādi : (wie) Töpfe (Ghata) usw. (Adi)
  • satatam : immer (Satata)
  • mṛn-mātram : als bloßer (Matra) Ton (Mrid)
  • eva : in der Tat (Eva)
  • āhitam : wird akzeptiert („angenommen“, Ahita)
  • tad-vat : genauso (Tadvat)
  • saj-janitam : das vom Sein (Sat) hervorgebracht wurde (Janita)
  • sad-ātmakam : hat das Wesen („Selbst“, Atmaka) des Seins (Sat)
  • idam : dieses (Idam)
  • san-mātram : (ist) reines („bloßes“, Matra) Sein (Sat)
  • eva : nur (Eva)
  • akhilam : gesamte (Universum, Akhila)
  • yasmāt : weil (Yasmat)
  • na : nicht (Na)
  • asti : existiert („ist“, Asti)
  • sataḥ : als das Sein (Sat)
  • param : anderes (Para)
  • kim api : irgend etwas (Kim Api)
  • tat : das (Tad)
  • satyam : (ist) die Wirklichkeit, Wahrheit (Satya)
  • saḥ : das (Tad)
  • ātmā : das Selbst (Atman)
  • svayam : (ist) selbst (Svayam)
  • tasmāt : deshalb (Tasmat)
  • tat : das (Tad)
  • tvam : du (Tvam)
  • asi : bist (Asi)
  • praśāntam : stille (Prashanta)
  • amalam : makellose (Amala)
  • brahma : Absolute (Brahma)
  • advayam : non-duale (Advaya)
  • yat : das („was“, Yat)
  • param : Höchste (Para)     || 251 ||

Kommentar

Shankara geht in diesem Vers nochmals auf die Analogie von Lehm und Topf oder von Ton und Topf ein. Aus Ton kann Verschiedenes gemacht werden, wie z.B. ein kleinerer oder größerer Topf, eine Götterfigur, ein Teller.
Angenommen es gibt jetzt 2 Töpfe, einen kleinen und einen großen Topf und der kleine Topf würde sagen: „Oh, ich bin nicht so groß. Du bist so viel größer.“ Und der große Topf ist vielleicht arroganter und sagt: „Oh, ich bin so viel größer.“ Und vielleicht gibt es noch einen dritten, feineren Topf, der sagt: „Dafür bin ich feiner.“ Die Götterfigur sagt: „Aber ich stelle Gott dar.“
Frage dich, woraus sie alle bestehen. Sie bestehen alle nur aus Ton. Man könnte sie auch alle zerbrechen, dann wäre nur noch Ton übrig. Sie waren alle vorher nur Ton. Jetzt sind sie Ton in verschiedene Formen gebracht und nachher, wenn sie zerbrochen sind, sind sie auch wieder nur Ton. Dann kann aus diesem Ton wieder anderes gemacht werden. Aber die Essenz, das Substrat, ist Ton.

So ähnlich frage dich, woraus du bestehst. Physikalisch könnte man sagen, dass du aus Elektronen, Neutronen und Protonen bestehst. Was sind Elektronen, Protonen und Neutronen? Es ist nichts anderes als Energie. Dein Körper ist nur Energie.
Du könntest auch sagen, dass dein Körper aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Sauerstoff besteht. Oder aus Fetten und Spurenelementen. Das ist dein Körper.
Aber darüber hinaus könntest du auch sagen, dass diese aus Molekülen bestehen und diese Moleküle aus Atomen bestehen und die Atome aus Energie bestehen. All das ist in Zeit. Aber was ist Zeit? Was ist Raum?
Alles ist miteinander verbunden, alles ist eins. Yogis gehen davon aus, dass das Universum wie ein Traum Gottes ist. Und was ist die einzige Wirklichkeit hinter dem Traum Gottes? Das Bewusstsein des Träumenden ist die einzige Wirklichkeit hinter dem Traum. Wenn du von Zeit und Raum abstrahierst und das lässt, was bleibt, wenn du aus diesem Traum erwachst, dann bleibt nur Bewusstsein.
In diesem Sinne Tat Tvam Asi, Das bist du.

Immer wieder denke darüber nach. Fülle jeden Tag mit diesem Bewusstsein. Shankara jeden Tag zu lesen, darüber nachzudenken, jeden Tag einen Vers aus dem Viveka Chudamani zuzuhören, kann dich immer tiefer versenken in diese Wirklichkeit.
Der Körper geht durch Höhen und Tiefen und du bist nicht der Körper. Die Psyche geht durch Höhen und Tiefen und du bist nicht die Psyche. Mal hast du äußerlich Erfolg und Misserfolg, aber du bist nicht derjenige, der Erfolg oder Misserfolg hat. Ziehe dich immer wieder zurück und sei dir bewusst: „Ich bin das unsterbliche Selbst.“

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