Viveka Chudamani – Vers 229

Deutsche Übersetzung:

229. Niemand kann behaupten/ernsthaft denken, dass die wahre Natur des Kruges verschieden vom Lehm ist. Daher ist der Krug (als Name) aus Unwissenheit/ Verblendung nur ausgedacht/eingebildet. Lehm allein ist die Wahrheit, die Höchste Wirklichkeit.

Sanskrit Text:

kenāpi mṛd-bhinnatayā sva-rūpaṃ
ghaṭasya saṃdarśayituṃ na śakyate |
ato ghaṭaḥ kalpita eva mohān
mṛd eva satyaṃ paramārtha-bhūtam || 229 ||

केनापि मृद्भिन्नतया स्वरूपं
घटस्य संदर्शयितुं न शक्यते |
अतो घटः कल्पित एव मोहा-
न्मृदेव सत्यं परमार्थभूतम् || २२९ ||

kenapi mrid-bhinnataya sva-rupam
ghatasya sandarshayitum na shakyate |
ato ghatah kalpita eva mohan
mrid eva satyam paramartha-bhutam || 229 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kenāpi : niemandem („irgend jemandem“, Ka Api)
  • mṛd-bhinnatayā : als verschieden (Bhinnata) vom Ton (Mrid)
  • sva-rūpam : das Wesen (Svarupa)
  • ghaṭasya : eines (irdenen) Topfes (Ghata)
  • saṃdarśayitum : zu zeigen (sam + dṛś)
  • na : (nicht, Na verneint kenāpi)
  • śakyate : ist es möglich (śak)
  • ataḥ : daher, deshalb (Atas)
  • ghaṭaḥ : der Topf (Ghata)
  • kalpitaḥ : ist eine Vorstellung („ausgedacht“, Kalpita)
  • eva : nur (Eva)
  • mohāt : aufgrund von Täuschung, Verwirrung (Moha)
  • mṛt : Ton (Mrid)
  • eva : allein (Eva)
  • satyam : die Wirklichkeit (des Topfes, Satya)
  • paramārtha-bhūtam : ist („geworden“, Bhuta) in Wahrheit („im höchsten Sinne“, Paramartha)      || 229 ||

Kommentar

Wenn man fragen würde, ob ein Krug jetzt Lehm oder Krug ist, dann wäre die Krughaftigkeit der Lehmhaftigkeit unterlegen. Lehm bleibt vorhanden. Der Krug mag zerbrechen, man mag ihn reparieren oder wieder einschmelzen und Wasser dazugeben zu einem neuen Krug. Aber die Lehmhaftigkeit bleibt erhalten. In diesem Sinne ist es eigentlich kein Krug, sondern es ist Lehm, der die Gestalt eines Kruges angenommen hat.
So ähnlich gibt es nicht die Welt, sondern es gibt nur ein unendliches Brahman und dieses unendliche Brahman in Zeit und Raum wahrgenommen, nimmt die Gestalt des Universums an. Es scheint Einzelteile zu geben. Jedes einzelne Teil besteht auch nur aus Brahman.
So ähnlich angenommen du würdest in eine Lehmgrube gehen und dann aus der Lehmgrube vielleicht einen Teller, einen Krug, einen Topf für Zimmerpflanzen, eine Statue, eine Götterstatue oder einen Klumpen holen, dann frage dich, woraus die alle bestehen. Sie bestehen aus Lehm und wenn du sie wieder auflöst, dann sind sie alles nur Lehm. Eins geht ins andere über und es gibt nur Lehm.
So ähnlich gibt es hinter dem ganzen Universum nur ein Brahman. Brahman allein ist wirklich, Namen und Formen sind vorübergehend da.
Oder nimm die Analogie des Traumes: Wenn du im Traum bist, dann gibt es all diese Traumgestalten, die alle nur aus Bewusstsein bestehen. Die Traumgestalten lösen sich spätestens im Moment des Aufwachens alle auf. Bewusstsein bleibt gleich.
Die Wahrheit ist das unendliche Bewusstsein. Namen und Formen sind nur vorübergehend und du kannst dieses höchste Bewusstsein erfahren, erkennen. Du bist es schon und wenn du mit einem anderen Menschen sprichst, kannst du dich über ihn aufregen, weil er dich vielleicht nicht freundlich genug behandelt hat. Aber du wirst nicht deine linke Hand schlagen, weil sie nicht schön genug ist oder du wirst nicht mit der rechten Hand kämpfen, weil sie dich mal versehentlich getroffen hat, während du gestürzt bist. Du weißt, dass es ein Bewusstsein hinter dem ganzen Körper gibt. Genauso gibt es auch ein Bewusstsein hinter dem ganzen Universum. Wenn du heute oder morgen jemanden siehst, dann sei dir bewusst, dass du im anderen Menschen bist. Wir sind alle eins und hinter dem ganzen Universum steht ein Bewusstsein. Ich weiß, dass Shankara es immer wieder sagt. Ich sage es in den Kommentaren immer wieder. Aber es gilt immer wieder darüber nachzudenken und aus dieser Bewusstheit heraus nachzudenken.
Brahman ist wirklich. Das ganze Universum ist nichts anderes als dieses Brahman.

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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 229“

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