Viveka Chudamani – Vers 185

Deutsche Übersetzung:

185. Das Licht des Höchsten Bewusstseins widerspiegelt sich in der Erkenntnis Hülle (vijnamayakosha). Diese Hülle ist eine Umwandlung der Urmaterie (prakriti). Sie hat die Funktion der Erkenntnis und des Handelns und identifiziert sich als „ich“ mit dem grobstofflichen Körper und mit dessen Sinnen.

Sanskrit Text:

anuvrajac-cit-pratibimba-śaktir
vijñāna-saṃjñaḥ prakṛter vikāraḥ |
jñāna-kriyāvān aham ity ajasraṃ
dehendriyādiṣv abhimanyate bhṛśam || 185 ||

अनुव्रजच्चित्प्रतिबिम्बशक्ति-
र्विज्ञानसंज्ञः प्रकृतेर्विकारः |
ज्ञानक्रियावानहमित्यजस्रं
देहेन्द्रियादिष्वभिमन्यते भृशम् || १८५ ||

anuvrajach-chit-pratibimba-shaktir
vijnana-samjnah prakriter vikarah |
jnana-kriyavan aham ity ajasram
dehendriyadishv abhimanyate bhrisham || 185 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • anuvrajac-cit-pratibimba-śaktiḥ : (ist) eine Kraft („Energie“, Shakti), die sich aus einer Reflexion (Pratibimba) des reinen Bewusstseins (Chit) ergibt („folgend“, anu + vraj)
  • vijñāna-saṃjñaḥ : die die Bezeichnung (Samjna) Erkenntnis (tragende Hülle, Vijnana)
  • prakṛteḥ : der Urmaterie (Prakriti)
  • vikāraḥ : (sie ist) eine Umwandlung (Vikara)
  • jñāna-kriyāvān : fähig zu („versehen mit“) Erkenntnis (Jnana) und Handlung (Kriyavant)
  • aham : (das bin) ich (Aham)
  • iti : mit der Vorstellung („so“, Iti)
  • ajasram : ununterbrochen, immer wieder (Ajasra)
  • dehendriyādiṣu : in Bezug auf den physischen Körper (Deha), die Sinnesorgane (Indriya) usw. (Adi)
  • abhimanyate : die sich identifiziert („glaubt“, abhi + man)
  • bhṛśam : ohne irgend ein Bedenken (Bhrisha)      || 185 ||

Kommentar

Shankara spricht hier von anuvrajach-chit-pratibimba-shaktir – eine Kraft, eine Energie – Shakti, die sich ergibt aus der Reflexion – pratibimba, des reinen Bewusstseins –cit. Vijnana-samjnah, und das ist die Hülle der Erkenntnis. Sie ist eine Umwandlung – vikarah, der prakriti – Urnatur.
Prakriti ist auch ein Teil dieses Universums. Das Selbst aber ist unsterblich und ewig, jenseits der prakriti. Purusa ist nicht prakriti, diese Materie ist prakriti. Auch der Intellekt ist Teil der Natur, ist eine Umwandlung der Natur. Vijnanamayakosha ist also auch nur eine Umwandlung von prakriti. Und sie ist versehen mit jnana – Erkenntnis und mit Handlung.
Das heißt über vijnana, also über buddhi erkennst du. Du sagst ´ich weiß` und `ich tue`. Man könnte sagen, auch ein Computer nimmt etwas wahr und reagiert. Aber er sagt nicht `ich weiß` und `ich handle`. Der Computer analysiert und reagiert nach Algorithmen. Der Mensch reagiert und identifiziert sich und sagt `ich erkenne`. Und der Mensch sagt `ich handle`. Dieses Ich-Bewusstsein, diese Identifikation ist buddhi und dieses ist in der vijnanamayakosha. Genau das ist es, von dem man annimmt, was den Menschen von einfachen Tieren unterscheidet. Sie haben nicht diese Erfahrung eines individuellen Selbst. Natürlich weiß man heute auch Menschenaffen haben ein individuelles Bewusstsein, auch Krähenvögel, Kühe, Schweine, Wale, Delfine… sie haben auch eine gewisse buddhi. Aber der Mensch hat es in besonderem Maße. Du hast nicht nur Emotionen, sondern du nimmst sie auch wahr. Du tust etwas nicht nur einfach als Reiz-Reaktions-Mechanismus, sondern sagst: `ich tue`, `ich brauche` und `ich will`. Und so kommt aus buddhi heraus die Identifikation.
Shankara sagt weiter: Jnana-kriyavan – fähig zu Erkenntnis und Handlung, ist das aham – das `ich bin`, also die Vorstellung (iti) „ich bin, ich erkenne und ich handle“. Es passiert ajasra – ununterbrochen, diese abhimanyate – Identifikation (abhi – glauben). Eine Identifikation mit deha – dem Körper und indriyas usw (adi). Und all das geschieht bhrsa – ohne darüber nachzudenken.
Überlege: Woher kommt dieses individuelle Ich-Gefühl also?
Aus Identifikation mit den Wahrnehmungen, mit dem Handeln usw., letztlich ohne ein darüber Nachdenken. Es ist nicht nur so, dass in dir einfach ein Wunsch ist, sondern da ist ein ´ich will`. Es geschieht nicht nur einfach etwas, sondern es ist ein `ich handle`. Sei dir dessen bewusst und überwinde es.

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