Viveka Chudamani – Vers 171

Deutsche Übersetzung:

171. Im Tiefschlaf kehrt der Geist (manas) zu seinem Kausalzustand zurück und es gibt keine Wahrnehmung. Deshalb ist die relative Wirklichkeit nur eine Einbildung des Geistes und existiert gar nicht.

Sanskrit Text:

suṣupti-kāle manasi pralīne
naivāsti kiñ-cit sakala-prasiddheḥ |
ato manaḥ-kalpita eva puṃsaḥ
saṃsāra etasya na vastuto’sti || 171 ||

सुषुप्तिकाले मनसि प्रलीने
नैवास्ति किञ्चित्सकलप्रसिद्धेः |
अतो मनःकल्पित एव पुंसः
संसार एतस्य न वस्तुतो ऽस्ति || १७१ ||

sushupti-kale manasi praline
naivasti kin-chit sakala-prasiddheh |
ato manahkalpita eva pumsah
samsara etasya na vastuto’sti || 171 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • suṣupti-kāle : zur Zeit (Kala) des Tiefschlafs (Sushupti)
  • manasi : wenn der Geist, das Denken (Manas)
  • pralīne : aufgelöst ist (Pralina)
  • na : nicht (Na)
  • eva : gewiss (Eva)
  • asti : es gibt („existiert“, Asti)
  • kiñ-cit : irgend etwas (Kinchid)
  • sakala-prasiddheḥ : gemäß der Erfahrung (Bekanntsein, Prasiddhi) aller (Menschen, Sakala)
  • ataḥ : daher, deshalb (Atas)
  • manaḥ-kalpitaḥ : ist vom Geist (Manas) imaginiert (Kalpita)
  • eva : nur (Eva)
  • puṃsaḥ : Menschen (Pums)
  • saṃsāraḥ : der Daseinswandel (Samsara)
  • etasya : des (Etad)
  • na : nicht
  • vastutaḥ : in Wirklichkeit (Vastutas)
  • asti : er existiert     || 171 ||

Kommentar

Shankara schreibt: Im Tiefschlaf kehrt der Geist zu seinem Kausalzustand zurück und es gibt keine Wahrnehmung. Deshalb ist die relative Wirklichkeit nur eine Einbildung des Geistes und existiert gar nicht.

Ja das ist die Analogie des Tiefschlafs. Angenommen du bist im Tiefschlaf. Da gibt es keine Welt. Es gibt keine Gedanken, keine Emotionen, keine Welt, nichts. Dennoch muss es irgend etwas geben. Wenn es nichts gäbe, könntest du nicht nachher dich daran erinnern was vorher war.

Und nachdem du im Tiefschlaf warst, kannst du sagen, oh ich habe so gut geschlafen. Ich habe mich so gut gefühlt. Deshalb weißt du, das du im Tiefschlaf in Annamaya Kosha bist. Und damit auch in der Kausalwelt, in Karana. Du bist also im Sushupti Kale zur Zeit des Tiefschlafs.

Manasi, wenn der Geist, praline, aufgelöst ist, nai, nicht eva, gewiss, asti, gibt es, kinshi etwas.

Also im Tiefschlaf ist nichts da. Sakala prasiddeh, das ist die Erfahrung aller Menschen.

Also im Tiefschlaf ist alles weg. Das ist auch eine schöne Analogie. Du könntest auch sagen angenommen du hast einen großartigen Tag. Dein Partner hat dir wieder seine Liebe erklärt. Dein Chef hat dir eine Anerkennung gegeben. Vielleicht bist du Yogalehrerin und deine Teilnehmerinnen haben dir gesagt was für eine große Yogalehrerin du bist. Du hast festgestellt das es irgendwie finanziell gut klappt. Und deine Kinder haben gerade Zeugnisse gebracht und strahlen über beide Augen und haben tolle Noten gemacht.

Oder angenommen ein anderes mal gar nicht so schön, Krach mit deinem Partner. Chef hat irgendwie angedeutet das vielleicht die Stelle neu besetzt werden muss, ein Teilnehmer hat sich vielleicht beschwert und irgendwo der letzte Bankauszug war auch nicht so gut.

Wenn du jetzt in den Tiefschlaf gehst, was ist der Unterschied des Tiefschlafes, ob du gerade ein tolles Erlebnis hattest oder ob es ganz schön war? Antwort: Die Erfahrung ist gleich. Es spielt keine Rolle ob es ein schöner Tag war oder ein weniger schöner Tag. Vielleicht brauchst du länger, um ein zu schlafen bei einem besonders tollen Tag oder einem besonders schlimmen Tag. Aber wenn du eingeschlafen bist spielt das keine Rolle.

Daher, in Wahrheit ist es nicht erheblich was in dieser Welt geschieht. Du kannst dich lösen von dieser Welt. Du kannst dich lösen im Tiefschlaf. Du kannst dich aber auch lösen im Wachzustand. Du kannst deine emotionale Reaktion lösen von den äußeren Dingen und von dem was andere Menschen dir sagen.

Und du kannst dir auch bewusst machen, so wie du aus dem Traumzustand aufwachst und die Traumwelt für unwirklich erkennst, so wird es auch sein, wenn du aus dem Wachzustand aufwachst in Turian in den vierten Zustand, in Samadhi. Dann erkennst du, dass diese Wachwelt genau so unwirklich ist.

Und so sagt Shankara auch ata, daher, manakalphita eva, ist diese Welt nur vom Geist imaginiert. Pumsa, vom Geist des Menschen und samsara, der gesamte Daseinswandel, etasja, asti existiert in Wirklichkeit nicht.

Alle Traumwelt hört auf, wenn du aufwachst. Und auch die Wachwelt hört auf, wenn du in das Überbewusstsein gelangst.

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