Viveka Chudamani – Vers 167

Deutsche Übersetzung:

167. Manomaya kosha, die emotionale Hülle oder Geisthülle besteht aus den fünf Wahrnehmungsvermögen (jnanendriya) und aus dem Geist (manas) Sie ist die Ursache für den Ichsinn und die Empfindung von „mein“ und Geteiltheit der Dinge. Äußerst machtvoll erschafft sie die unterschiedliche Wahrnehmung der Formen und Farben. Sie durchdringt die Energiehülle (pranayama-kosha).

Sanskrit Text:

jñānendriyāṇi ca manaś ca mano-mayaḥ syāt
kośo mamāham iti vastu-vikalpa-hetuḥ |
saṃjñādi-bheda-kalanā-kalito balīyāṃs
tat-pūrva-kośam abhipūrya vijṛmbhate yaḥ || 167 ||

ज्ञानेन्द्रियाणि च मनश्च मनोमयः स्या-
त्कोशो ममाहमिति वस्तुविकल्पहेतुः |
संज्ञादिभेदकलनाकलितो बलीयां-
स्तत्पूर्वकोशमभिपूर्य विजृम्भते यः || १६७ ||

jnanendriyani cha manash cha mano-mayah syat
kosho mamaham iti vastu-vikalpa-hetuh |
sanjnadi-bheda-kalana-kalito baliyams
tat-purva-kosham abhipurya vijrimbhate yah || 167 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • jñānendriyāṇi : die Wahrnehmungsvermögen (Jnanendriya)
  • ca : sowohl (Cha)
  • manaḥ : der Geist, das Denken (Manas)
  • ca : als auch (Cha)
  • mano-mayaḥ : die aus Geist bestehende (Manomaya)
  • syāt : sind („sei“, as)
  • kośaḥ : Hülle (Kosha)
  • mama : mein (Mad)
  • aham : (und) ich (Aham)
  • iti : in Form von („so“, Iti)
  • vastu-vikalpa-hetuḥ : Ursache (Hetu) der Vielfalt (Vikalpa) der Dinge (Vastu)
  • saṃjñādi-bheda-kalanā-kalitaḥ : fähig („ausgestattet“, Kalita) die Unterscheidungen (Bheda) von Name (Samjna) usw. (Adi) zu Bewirken (Kalana)
  • balīyān : (als) sehr mächtige (Baliyams)
  • tat-pūrva-kośam : die ihr (Tad) vorangehende (Purva) Hülle (Kosha)
  • abhipūrya : indem sie durchdringt („ausgefüllt habend“, abhi + pṛ/pṝ)
  • vijṛmbhate : erscheint, sich ausbreitet (vi + jṛmbh)
  • yaḥ : die (Yad)     || 167 ||

Kommentar

Shankaracharya schreibt Manomayakosha, die Emotionshülle besteht aus den fünf Wahrnehmungsvermögen, Jnana Indriya und aus dem Manas, dem Geist.

Sie ist die Ursache für den Ichsinn und die Empfindung von mein die Geteiltheit der Dinge.

Äußerst machtvoll erschafft sie die unterschiedliche Wahrnehmung der Formen und Farben. Sie durchdringt die Energiehülle, Pranamaya Kosha.

Hier sind wir also bei der Manomayakosha. Shankara spricht von den fünf Koshas. Annamaya Kosha, physische Hülle, Pranamaya Kosha, die Prana Hülle, die Energiehülle, Manomayakosha, Emotionshülle oder geistig-emotionale Hülle. Dann folgt Vijnanamaya Kosha, also die Erkenntnishülle und Anandamaya Kosha die Wonnehülle.

Er hatte ausführlich gesprochen warum du nicht die Nahrungshülle bist, Annamaya Kosha. Dann hat er davon gesprochen warum du nicht die Pranamaya Kosha bist. Und jetzt spricht er über die Manomaya Kosha.

Vielleicht gibt es ein paar Worte, die dich doch etwas erstaunen. Denn Shankara definiert an unterschiedlichen Stellen etwas anders. Hier sagt er die fünf Wahrnehmungsorgane sind in der Manomaya Kosha. Manchmal sind auch die fünf Handlungsorgane in der Manomaya Kosha.

Er hat jetzt eben gesprochen das die Handlungsorgane in der Pranamaya Kosha sind. Jetzt spricht er von mein-Gefühl und Ich-Sinn. Eigentlich das Ego, Ahamkara. Gemeinhin bringen wir das in die Vijnamaya Kosha. Und er sagt von Manas, also Denkvermögen. Von Chitta, Gedächtnis spricht er hier nicht.

Du magst jetzt sagen was ist hier los? Shankaracharya widerspricht sich. Oder ist das vielleicht doch nicht ein Text, der ganz von Shankaracharya ist und vielleicht haben Schüler da etwas verändert.

Ich glaube man sollte das Ganze eher spielerisch sehen. Es kommt ja bei Shankara weniger darauf an eine in sich stimmige, vollständige Beschreibung des Menschseins zu liefern. Und eine Physiologie, Anatomie eine Psychologie und eine Feinstoff Anatomie und Physiologie, das ist nicht so sein Anliegen.

Man könnte die meisten der Shankaracharya Verse auch mit moderner Medizin und moderner Psychologie füllen und es würde auf das Gleiche hinaus laufen.

Also wenn du Vedanta lernen willst dann kommt es nicht darauf an ob du an Astralkörper und Wiedergeburt glaubst. Auch nicht an die Ayurveda Physiologie und Anatomie glaubst. Shankaracharya kommt es darauf an zu zeigen du bist nicht der Körper und du bist nicht die Psyche.

Auf Grundlage welcher Anatomie, Physiologie auf Grundlage welcher Psychologie du das machst ist gar nicht so erheblich.

Also hier sagt er aber fünf Wahrnehmungsorgane. Das sind also Augen, sehen, Ohren, hören, Nase, riechen, Mund, schmecken und dann gibt es noch die Haut, das Fühlen.

Das sind die fünf Wahrnehmungsorgane. Und es ist wichtig, das zu verstehen, die Welt ist nicht so wie du sie wahrnimmst.

Sondern die Welt wie du sie wahrnimmst wird eben geprägt durch unsere Wahrnehmungsorgane. Ein Hund nimmt die Welt ganz anders wahr. Ein Hund riecht mehr. Er sieht weniger. Dafür hört er besser. Aber der Hund ist vor allem ein Riechtier.

Oder z. Bsp. eine Fledermaus. Fledermaus ist ein Hörtier. Sie sieht wenig und vermutlich riecht sie auch nicht so viel. Aber sie hört mehr, Echolot.

Oder es gibt Tiere, die sehen ultraviolet. Und es gibt Tiere, die sehen nicht die Farben wie wir sie sehen.

Ja, du weist ja noch nicht einmal, ob dein Partner die Farben so erlebt wie du sie erlebst. Du siehst Farben. Aber woher weißt du das andere Menschen die gleichen Farben sehen? Vielleicht seht ihr ganz Unterschiedliches. Die Welt, wie du sie siehst, wird geprägt von deinem Wahrnehmungsvermögen. Und das ist wichtig zu verstehen.

Und dann kommt dein Geist, Manas. Und der verbindet das noch mit Gefühlen. Überall ist Gefühl dabei. Du bist keine reine Analysemaschine, die alles sieht sondern da ist Gefühl dabei. Das eine magst du, das andere magst du nicht. Vor dem einen bist du ängstlich. Das andere macht dich ärgerlich. Das eine energetisiert dich, das andere weniger.

Das gehört alles zum Manomaya Kosha, die Emotionshülle, also geistig-emotionale Hülle. Hier sind also die Wahrnehmungen. Die spiegeln sich im Geist. Und der Geist füllt das mit Emotionen.
Oft auf der Grundlage von so genannten Samskaras, also früheren Erfahrungen und Vasanas, Wünschen.

Das zusammen ist das, was du jetzt erlebst. Und dann kommt das Ego. Das Ego kommt aus der Vijnanamaya Kosha und identifiziert sich damit. Und gerade der Geist, da ist die Identifikation am schwierigsten zu lösen. Denn im Geist sind dann auch wiederum die Samskaras. Und die Samskaras sind auch deine Fähigkeiten, deine Talente, deine Persönlichkeit.

Und Menschen identifizieren sich in besonderem Maße mit ihrem Temperament, natürlich auch mit ihren Emotionen. Und Prana und Manomaya Kosha durchdringt Pranamaya Kosha.

Jetzt wenn du das Ganze als Feinstoff sehen willst, kannst du sagen, der Körper hat eine gewisse Ausstrahlung. Pranamaya Kosha geht etwas weiter, vielleicht so zwei bis zehn Zentimeter weiter. Bei Menschen mit starker Ausstrahlung vielleicht noch etwas weiter. Manomaya Kosha strahlt etwa ein bis drei Meter um dich herum.

Du hast ein solches Energiefeld um dich herum und ein solches Astralkörperfeld um dich herum. Menschen mit feinstofflichem Wahrnehmungsvermögen können das durchaus sehen. Die verschiedenen Lichtschichten des Energiesystems.

Ja, also daraus entsteht dann die Geteiltheit der Dinge. Du nimmst etwas wahr. Du sagst, da ist der andere Mensch. Da bin ich, geteilt. Da ist Mensch eins. Da ist Mensch zwei, geteilt. Hier ist oben. Hier ist unten. Hier ist vorne, ist hinten, ist links, ist rechts.

Aber die Welt ist nicht so geteilt. Alles hängt mit allem zusammen. Ohne die Schwerkraft wäre kein Ding hier auf der Erde, würde sich weg bewegen.

Schon über die Schwerkraft sind wir verbunden. Oder alle Lebewesen sind über die Atemluft verbunden. Alle sind verbunden, weil sie auf der Erde sind. Wir sind nicht so geteilt. Es ist eine Funktion des Geistes, uns geteilt zu sehen.

Auf der physischen Ebene sind wir verbunden über den Atem, über die Nahrung, über Temperturempfinden, über die Schwerkraft, über die Erde.

Auf der Prana Ebene sind wir verbunden, weil Energiefelder miteinander im Austausch stehen. Auf der Manomaya Kosha sind wir verbunden weil unser Denken und Fühlen sich gegenseitig beeinflusst, weil wir auch von diesem Gedanken- und Emotionsfeld von anderen Wesen mit beeinflusst sind.

Mache dir das bewusst. Sei dir dessen bewussst. Und lebe aus dem Bewusstsein, meine Wahrnehmung lässt mich Unterschiede wahrnehmen. Aber dem ist nicht so. Wir sind alle verbunden, in der Tiefe der Seele alle eins.

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2 Gedanken zu „Viveka Chudamani – Vers 167“

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