Kapitel 4, Vers 17

Deutsche Übersetzung:

Je nachdem, ob das Objekt den Verstand färbt, ist es diesem bekannt oder unbekannt.

Sanskrit Text:

tad-uparāga-apekṣitvāt cittasya vastu-jñātājñātaṁ ||17||

तदुपरागापेक्षित्वात् चित्तस्य वस्तुज्ञाताज्ञातं ॥१७॥

tad uparaga apekshitvat chittasya vastu jnatajnatam ||17||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tad = das, dessen
  • uparāga = färben, nahe sein, erregen
  • tad-uparāga = emotionale Vorprägung
  • apekṣitvāt = unseren Erwartungen, erwarten
  • cittasya = für, durch Chitta, alles Wandelbare des Menschen
  • vastu = Objekt, Situation, Person
  • jñāta = gewusst, gekannt, erkannt
  • ajñātaṁ = nicht gewusst, verkannt

Kommentar

Das ist die subtile Theorie der Wahrnehmung aus der samkhya– und yoga-Philosophie.

Der Geist wird dort mit einem Kristall verglichen, der sich durch das Objekt verfärbt, oder mit einem See, in dem sich die Gegenstände spiegeln. Stellt man einen roten Gegenstand hinter einen Bergkristall, dann sieht der Kristall rot aus. Derselbe Kristall vor einem gelben Hintergrund sieht gelb aus. Der Geist nimmt die Farbe der Objekte um uns herum an, wobei Farbe hier allegorisch zu verstehen ist. Der Geist nimmt auch Klänge, Bewußtseinsinhalte, Reaktionsmuster usw. an. Der Geist nimmt ein Objekt nur dann wahr, wenn dieses Objekt ihn färbt. An sich kennt unser Gehirn erst einmal gar nichts. Das Objekt muß irgendwie unser Gehirn, unseren Geist, färben, damit wir uns daran erinnern bzw. das nächste Mal eine Assoziation herstellen.

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