Kapitel 3, Vers 24

Deutsche Übersetzung:

Durch samyama auf Freundlichkeit u.s.w. erlangt man deren Kräfte.

Sanskrit Text:

maitry-adiṣu balāni ||24||

मैत्र्यदिषु बलानि ॥२४॥

maitry adishu balani ||24||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • maitrī = Liebe, Güte, Wohlwollen, Freundlichkeit
  • ādiṣu = und so weitere
  • balāni = Kräfte

Kommentar

Ähnliches hat Patanjali nun schon mehrmals erzählt:

Im ersten Kapitel hieß es, indem man sich auf etwas konzentriert, auf eine positive Eigenschaft zum Beispiel, verschwinden die Hindernisse (I 33).

Im zweiten Kapitel hat er gesagt, wenn wir negative Emotionen haben, sollten wir über das Gegenteil nachdenken (II 33).

Und hier erwähnt er es im Zusammenhang mit samyama. Wenn wir also nicht nur über eine Eigenschaft nachdenken, sondern tief in die Eigenschaft hineingehen, dann erlangen wir deren Kräfte. Die Eigenschaftsmeditation (siehe Kommentar zu I 33) zum Beispiel umfaßt neben anderen Techniken auch die samyama-Konzentration. Sie beginnt mit der Wiederholung einer Affirmation zu der Eigenschaft, die man entwickeln will, zum Beispiel: „Ich bin geduldig“. Als zweites denkt man über die Vorteile dieser Eigenschaft nach. Als drittes folgt der samyama-Teil: Man konzentriert sich auf die Eigenschaft an sich, ohne Visualisierung und ohne Affirmation, man erspürt die Eigenschaft als solche, konzentriert sich voll darauf, geht völlig in ihr auf. Das ist der machtvollste Teil dabei. Wenn wir uns auf Geduld konzentrieren, die Essenz der Geduld, und sie wirklich in uns spüren, dann wird sie sehr machtvoll in uns. Zum Abschluß kann man nachher nochmals eine Visualisierung und eine Affirmation machen.

Es kann aber sein, daß es einem schwerfällt, eine bestimmte Eigenschaft in sich selbst zu spüren. Dafür bietet Patanjali die folgende Lösung an:

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