Bhakti Sutra 35

Narada Bhakti Sutra 35

Deutsche Übersetzung

Um den Zustand höchster Liebe zu erlangen, muß ein Mensch frei werden von der äußeren Welt – wie sie sich dem ichbezogenen Intellekt und den Sinnen darstellt – und von der Verhaftung an dieselbe.

Sanskrit Text

  • tat tu viṣayatyāgāt saṅgatyāgāc ca ।। 35 ।।
  • तत्तु विषयत्यागागात्सङ्गत्यागागाच्च ।। ३५ ।।
  • tat tu vishayatyagat sangatyagach cha || 35 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tad : das, jener (Zustand, Tad)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • viṣaya-tyāgāt : (entsteht) durch das Aufgeben (Tyaga) der Sinnesobjekte (Vishaya)
  • saṅga-tyāgāt : durch das Aufgeben der Anhaftung (an diese, Sanga)
  • ca : und (Cha)     ।। 35 ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

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Im 34. Vers hat Narada folgende Mittel genannt, um den Zustand höchster Liebe, Paramaprema, Paramabhakti zu erlangen. Er sagt hier, um den Zustand höchster Liebe zu erlangen, muss ein Mensch sich frei machen von der äusseren Welt und zwar wie sie sich dem ichbezogenen Intellekt und den Sinnen darstellt und der Verhaftung an dieselbe. Es gibt eine äussere Welt, es gibt eine innere Welt und es gibt Gott. Die äussere Welt, Namen und Formen, die äussere Welt von Körper, von Kleidung, von Menschen, von zu Hause, von Arbeitsplatz usw. Er sagt, man muss sich frei machen, und zwar wie frei machen? So wie sich die Welt dem ich bezogenen Intellekt und den Sinnen darstellt. Das heißt also nicht. Man muss sich ganz frei machen von der Welt, denn die Welt ist letztlich eine Manifestation Gottes. Um Gott zu erfahren muss man sich nicht frei machen von Gott, denn die Welt ist letztlich eine Manifestation Gottes. Aber wir müssen uns frei machen von dem, wie sich die Welt gegenüber dem ichbezogenen Intellekt darstellt. Der ichbezogene Intellekt bezieht alles auf sich. Er sieht etwas und denkt, ah – was hat das mit mir zu tun. Er sieht einen Menschen und fragt, was will der mir sagen, usw. oder auch, er sieht etwas und will es haben. Er sieht etwas anderes und will es auch haben. Oder, oh, der hat was mehr als ich habe usw. Das ist der ichbezogene Intellekt. Von diesem ichbezogenen Intellekt sagt Narada, müssen wir uns frei machen.

Genauso auch von den ichbezogenen Sinnen. Die ichbezogenen Sinne wollen dies genießen, jenes genießen, wollen etwas mehr haben von hier und dort. Also wenn wir Bhakti, höchste Gottesliebe erfahren wollen, dann gilt es uns frei zu machen von der Welt, wie sie sich dem ichbezogenen Intellekt darstellt. Also nicht die Welt schauen in Bezug auf, was habe ich davon, was will ich usw., was meint die Welt für mich? Sondern wir wollen die Welt nehmen als Offenbarung Gottes, als Manifestation Gottes. Wenn Du einen Baum anschaust, da ist kein Baum, sondern da ist Gott, der sich manifestiert. Und da geht es jetzt nicht darum, krieg ich dort jetzt Bucheckern oder genug Äpfel, oder kann ich die Blätter trocknen usw., sondern wir können den Baum anschauen als Manifestation Gottes. Und so können wir es mit allem machen. Also anstatt es ichbezogen zu interpretieren, alles als Offenbarung Gottes interpretieren.

Sobald die Ichbezogenheit weg ist, ist die Gottesliebe da. Das ist ganz einfach. Denn Mensch ist nichts anderes als manifester Gott. Die Welt ist nichts anderes als Manifestation Gottes. Es ist nur diese Ichbezogenheit die ihn davon trennt. Als zweites sagt er, wir müssen uns von der Verhaftung lösen. Von der Verhaftung lösen heißt auch nicht festhalten. Gott schenkt uns Dinge, Gott nimmt uns Dinge. Dinge kommen, Dinge gehen. Umstände kommen, Umstände gehen. Es geht nicht darum festzuhalten, sondern loslassen. Dinge loslassen, nicht seine Vorsätze loslassen, nicht seine Meditation loslassen, an der sollte man festhalten, oder Versprechen sollte man einhalten. Aber Verhaftung an konkrete Dinge. Es gibt auch die Möglichkeit etwas zu üben. Ich hatte gerade vor kurzem einen Vortrag. Da hat jemand gesagt, ja, wir sollten doch Verhaftungslosigkeit üben. Du kannst überlegen zum Beispiel, gibt es irgendwas, was ich loslassen kann, vielleicht eine Lieblingskette oder ein Lieblingskleidungsstück oder ein Einrichtungsgegenstand oder eine Haarpracht, usw. Also man kann auch das kleine Loslassen üben und dann zwingt uns die Welt manchmal anderes loszulassen.

Narada sagt hier, um höchste Liebe zu erlangen, Paramaprema/Paramabhakti dazu ist es gut, loslassen zu üben. Und dazu ist es wichtig, sich zu lösen, von der ich verhafteten Sichtweise des Intellekts. So, jetzt kannst Du noch etwas nachdenken: Wie häufig denkst du über die Welt nach, ichbezogen. Wie häufig, hast Du, nimmst Du, aus dem Zusammensein in/mit der Welt Ichdenken ein? Was heißt dieses ichbezogene Denken? Und was heißt es loszulassen? Und gibt es etwas was Du loslassen kannst auch ansonsten? So erreichst Du Gottesliebe. Loslassen macht sofort glücklich.

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