1. Kapitel, Vers 10

Deutsche Übersetzung:

Für die, die durch Leiden geplagt werden, ist das Hatha-Yoga die Herberge, die Zuflucht gibt. | Für die, die im Zustand des Yoga verweilen, ist Hatha-Yoga die unterstützende Schildkröte.

Sanskrit Text:

  • aśeṣa-tāpa-taptānāṁ samāśraya-maṭho haṭhaḥ |
    aśeṣa-yoga-yuktānām ādhāra-kamaṭho haṭhaḥ ||10||
  • अशेषतापतप्तानां समाश्रयमठो हठः ।
    अशेषयोगयुक्तानामाधारकमठो हठः ॥१०॥
  • ashesha tapa taptanam samashraya matho hathah |
    ashesha yoga yuktanam adhara kamatho hathah ||10||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • aśeṣa : (von) allen, sämtlichen (Ashesha)
  • tāpa : Leiden, Qualen (Tapa)
  • taptānāṁ : für diejenigen, die gepeinigt werden (Tapta)
  • samāśraya : (die) Zuflucht (gewährt, Samashraya)
  • maṭhaḥ : (eine) Hütte, Einsiedelei (Matha)
  • haṭhaḥ : (ist) Hatha(-Yoga)
  • aśeṣa : vollkommen, vollständig, sämtliche
  • yoga : (im) Yoga, (in der) Yogapraxis; oder: in (sämtlichen) Yogapraktiken
  • yuktānām : für diejenigen, die beschäftigt sind („konzentriert sind“, Yukta)
  • ādhāra : (die eine) Stütze, feste Grundlage (ist, Adhara)
  • kamaṭhaḥ : (wie eine) Schildkröte (Kamatha)
  • haṭhaḥ : (ist) Hatha(-Yoga)     ||10||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Die drei Tapas sind: Adhyatmika, Adhidaivika und Adhibhutika. Adhyatmika gibt es in zwei Ausprägungen: körperlich und geistig. Adhidaivika sind jene Leiden, die von planetaren Einflüssen verursacht werden und Adhibhutika sind jene, die von Tigern, Schlangen etc. verursacht werden.

Vishnu-devananda

10. Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht für die von den drei Tapas (Leiden) Heimgesuchten. Für all diejenigen, die sich mit der Yogapraktik beschäftigen, ist Hatha Yoga wie die Schildkröte, die die Welt trägt.

Sukadev

10. Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht für die von den drei Tapas ( Leiden) Heimgesuchten.

Also hier kommen jetzt die Eigenschaften des Schülers. Taapas.

Das ist jetzt ein langes a. Es gibt Tapas, was diese Askeseübungen sind, beziehungsweise alle intensive Praxis wird als Tapas bezeichnet. Hier das mit dem langen a, das ist Taapas, Leiden. Man kann sagen Tapas hilft, Taapas zu überwinden. Also Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht für alle, die von den drei Leiden heimgesucht sind. Und diese drei Leiden werden in verschiedenen Kommentaren unterschiedlich definiert. Es gibt zB. die Definitionen in Hatha Yoga Atmika, Adhidhaivika und Adibhautika. Die findet ihr auch dort im Kommentar der Hatha Yoga Pradipika. Also, Ahdyatmika, das heißt die von uns selbst zugefügten Leiden. Und Adhidhaivika, das ist von höherer Gewalt zugefügten Leiden. Und dann gibt es Adhibhautika, das heißt die von anderen zugefügten Leiden. Also, der größte Teil der Leiden, wer fügt die uns zu? Wir selbst. Also die Adhiatmikataapa übertreffen die anderen bei Weitem.

Das kann man auch nennen subjektiv-objektive Leiden, das sind Leiden, die entstehen aus dem Zusammenlaben mit anderen Menschen. Probleme bei der Arbeit, Probleme bei der Partnerschaft und so weiter. Wenn man sich mal so überlegt, worunter wir alle leiden. Ist es wirklich notwendig, darunter zu leiden? Ist es in den meisten Fällen nicht. Aber es gibt auch von anderen zugefügte Leiden. Jemand haut einem den Arm ab, oder so. Und dann gibt’s höhere Gewalt. Und höhere Gewalt ist eben z.B. ein Fluss tritt über die Ufer und überschwemmt halb Dresden. Das fällt alles unter Adhidaivika, ein objektives Leiden. Da ist zumindest nicht direkt ein einzelner Mensch für verantwortlich, sondern da sagt man, das ist höhere Gewalt, das ist Adhidaivika. Adhiatmika, Adhibautika. Adhidaivika – Daivika – da steckt auch so was wie Deva drin, also Engelswesen, Planetenwesen, aber eben auch höhere Gewalt, Naturgewalt. An die denken wir vielleicht in unserer Zivilisation weniger. Im alten Indien gab es halt regelmäßig Hungersnöte wegen zu wenig Wasser, oder Überschwemmungen, zu viel Wasser, oder Vulkan – gut, Vulkanausbrüche weniger – aber Erdbeben gab’s immer wieder. Aber dieses Jahr haben wir auch in Deutschland gesehen, auch die Naturgewalten sind weiter machtvoll.

Gut, es gibt auch noch eine andere Definition. Es gibt körperliche Leiden, es gibt Leiden des Astralkörpers, was geistiges und emotionelles Leiden ist, und es gibt spirituelle Leiden. Körperliches Leiden sind alle Arten vom Krankheiten. Emotionell-geistiges Leiden, ich glaube, darunter kann sich jeder was vorstellen. Liebeskummer und Eifersucht und Ärger und so weiter. Und Nichterfüllung von Wünschen, Frustration, Depression, alles so emotionelle Leiden. Und dann gibt’s spirituelle Leiden. Was ist ein spirituelles Leiden? Nicht befreit zu sein. Sich bewusst zu sein: Ich bin gebunden. Wo wir es wirklich als großes Leiden empfinden, dass wir nicht selbstverwirklicht sind. Und manche Menschen wissen es nicht, was Selbstverwirklichung ist. Ihr erinnert euch an Subecha, das Verlangen nach Wahrheit, was verbunden ist mit Vairagya: Man weiß, nichts auf der physischen Ebene kann einen glücklich machen. Man weiß zwar, man könnte vielleicht, wenn man sich anstrengt, Erfolg im Beruf haben, vielleicht wär’s auch ganz nett, eine Familie zu haben, aber leben in Familie und Beruf allein kann einen nicht befriedigen. Das ist dann ein spirituelles Leiden. Oder man hat schon mal die Gegenwart Gottes gespürt, und jetzt ist er weg. Manchmal ist es besser, niemals Gott gespürt zu haben. Denn wenn’s dann Phasen gibt, wo man nichts spürt, das ist ein riesiges Leiden. Das ist so ähnlich, wie wenn ihr mal wirklich sehr verliebt wart, und dann plötzlich sieht man den anderen nicht mehr, und weiß noch nicht mal, mag er einen noch, und das noch potenziert, dass ist die Liebesbeziehung, die man zu Gott haben kann. Nicht muss, aber es gibt eine ganze Reihe, bei denen das durchaus so sein kann. Also drei Arten von Leiden.

Manchmal werden diese Verse auch interpretiert als die Eigenschaften des Schülers. Ich hatte euch gesagt, die Hatha Yoga Pradipika fängt so an, wie andere Schriften auch. Erst zu sagen, erst wird Gott gegrüßt, dann wird gesagt, Wozu ist diese Schrift, drittens wird gesagt, wird dann der Guru gegrüßt. Dann, als Viertes: Welche Eigenschaften muss ein Schüler haben, um für diese Art von Unterweisung geeignet zu sein? Die Qualifikation des Schülers. Angenommen, ihr habt eine Yogalehrer Ausbildung machen wollen, da steht was drin von Vorbedingungen: Bereitschaft für intensive Praxis, Vorkenntnisse in Hatha Yoga und Yogaphilosophie. Das sind die Qualifikationen, die man braucht. Oder angenommen, ihr wollt Mathematik studieren, was braucht ihr als Qualifikation? Abitur, und, ich weiß nicht, ob’s noch nen Numerus Clausus gibt. Gibt’s für n Mathestudium? Also das sind die Qualifikationen. Und so gibt’s beispielsweise für den Jnana Yoga Bücher, da werden auch die Qualifikationen eines Schülers aufgeführt. Und dazu gehört z.B. Viveka, Vairagya, Mumukshutva und Shatsampat. Das sind auch die vier Eigenschaften, die im Schüler erwachen. Und in manchen Büchern, z.B. in den Büchern von Shankaracharya, da steht drin, dass nur der von diesen Unterweisungen profitieren wird, der schon Vairagya, Verhaftungslosigkeit, hat, Viveka, Unterscheidungskraft zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dann Mumukshutva, intensives Verlangen nach Befreiung, und Shatsampat, was vereinfacht heißt, ne gewisse Kontrolle über den Geist. Also jemand, der kein Verlangen nach Befreiung hat, jemand, der denkt, dass er glücklich wäre, wenn nur die äußeren, die Außenwelt sich richtig entwickeln würde, dem fehlt also Vairagya. Und der keine Kontrolle über den eigenen Geist hat, sowie irgendwas schief geht, ist er total wütend, ärgerlich oder deprimiert, der ist für ein Studium von Jnana Yoga und Vedanta nicht so geeignet. Der muss sich erst vorbereiten über die anderen Yogawege.

Hatha Yoga ist aber sehr einfach. Das erste ist, man muss leiden an irgendetwas. Das ist einfach, oder? Jemand, der gänzlich mit allen Aspekten seines Lebens zufrieden ist, warum sollte der praktizieren? Es kann ein rein spirituelles Leiden sein. Das heißt, irgendwie merkt man, es reicht nicht aus. Es muss jetzt nicht durch eine tiefe Depression und Verzweiflung gehen, obgleich es bei relativ vielen Menschen über eine Phase von Verzweiflung oder Depression gehen. Es kann auch einfach ein Mangelgefühl sein, dass man etwas mehr braucht. Gut, und dann sagt er,

– Für all diejenigen, die sich mit der Yogapraxis beschäftigen, ist Hatha wie die Schildkröte, die die Welt trägt.

Und hier kommt ein zwoter Aspekt rein, und das ist, dass man heimgesucht ist von Leiden. Man spürt irgendeinen Mangel, und jetzt muss man auch bereit sein – ja, erstmal muss man den Mangel auch loswerden wollen. Ist auch klar, oder? Es gibt Menschen, die leiden, aber die wollen das Leiden nicht loswerden. Und der dritte Aspekt ist: Um das Leiden loszuwerden, müssen wir auch bereit sein, selbst etwas zu tun. Wir sind ja in einer ziemlichen Opfergesellschaft. Wir haben zwar vielleicht eine der gerechtesten und friedvollsten Gesellschaften, die es historisch belegt jemals gegeben hat, aber dennoch fühlt sich jeder irgendwo aus irgendwelchen Gründen leidend, weil er falsch behandelt worden ist. Sei es von den Eltern, sei es von der Gesellschaft, sei es von der Frau oder dem Mann oder den Kindern oder dem Chef oder den Untergebenen oder den Kollegen oder wie auch immer.

Bestimmte Richtungen der Psychotherapie haben das ja durchaus gefördert, dass man alle möglichen Gründe findet. Die Eltern sind an allem Schuld. Warum sind die Eltern an allem Schuld? Weil sie einen auf die Welt gebracht hätten. Gut, und ohne Zweifel gibt es alles mögliche, was die Eltern Kindern tun können, und ohne Zweifel spielt das eine große Rolle. Und wir erwarten immer, dass andere unsere Leiden beseitigen. Kennt ihr das? Wenn wir eine Erkältung haben – gut, ihr vielleicht nicht – aber die meisten Menschen, wenn sie eine Erkältung haben, was machen sie? Zum Arzt, Onkel Doktor. Was macht der? Verschreibt ein paar weiße Pillen, die muss man dreimal am Tag nehmen und schon geht’s einem gut. Natürlich, es gibt die modernere Version. Man hat eine Erkältung. Man geht zum Heilpraktiker, er verschreibt einem weiße Kügelchen. D 640. Etwas krass wahrscheinlich. Und die soll man dann alle zwei Stunden schlucken, und dann geht’s einem besser. Gut, und wenn das nichts nützt, dann geht man zum Masseur, und der massiert einen, und dann geht’s einem besser. Ist klar, oder? Oder man beschwert sich beim Chef, und der hat dann alles besser zu machen.

Gut, und für all das Leiden, sagt Swatmarama, hilft Hatha Yoga. Ist doch gut, oder? Aber dann sagt er: „Die bereit sind zur Übung.“ Im Sanskrittext wird das noch etwas klarer als hier in der Übersetzung. Es reicht nicht, nur irgendeinen Mangel zu spüren, körperlich, emotionell oder spirituell. Es gibt ja eine ganze Reihe von Menschen, bei denen äußerlich alles ok.: Familie, Beruf, befriedigende Partnerschaft. Aber irgendetwas fehlt noch, das ist spirituelles Leiden. Und Hatha Yoga hilft auch auf allen Ebenen tatsächlich. Der Körper und der Geist werden stärker und viele Arten von subjektiven Leiden verschwinden dadurch. Weil wir stärker werden, können wir auch auf unsere Umwelt besser einwirken. Und so verschwinden auch objektive Leiden. Zum einen weil wir Glück in uns selbst finden, und auch zum anderen, weil wir liebevollere und ausstrahlende Menschen werden, können auch die subjektiv-objektiven Leiden, die mit anderen Menschen in Zusammenhang gebracht werden, geheilt werden. So hilft uns Hatha Yoga auf allen Ebenen.

Die Hatha Yoga Pradipika, die Yogapraxis und das ganze Yogasystem ist: Wir nehmen unser Leben selbst in die Hand. Wir nehmen Verantwortung für unser Leben auf, und wir ändern selbst etwas. Und wir sind bereit, selbst etwas zu tun. Wir sind bereit, die Opferrolle aufzugeben. Da mag ja auch irgendwas dran sein, ohne Zweifel. Es gibt ja Menschen, die hatten eine schwierige Kindheit, und die haben traumatische Erfahrungen, Missbrauchserfahrungen gehabt, aber es nutzt uns nichts, wenn wir jetzt einen Grund finden, warum wir unglücklich sind. Wir müssen auch etwas tun. Und so ist Hatha Yoga eine Weise, um etwas zu tun und zu ändern. Etwas ändern wollen und bereit sein etwas selbst zu ändern. Gut, wir öffnen uns auch für die Gnade, denn alles allein geht auch nicht. Es spricht auch nichts dagegen, alle Hilfe anzunehmen, die die Gesellschaft, Medizin und Psychotherapie uns auch anbieten, aber Hatha Yoga hilft, unsere Leiden zu überwinden, wenn wir selbst die Sache in die Hand nehmen und aufhören, Entschuldigungen für alles zu suchen. Man findet ja auch Entschuldigungen, warum man nicht praktizieren kann. Auch mit diesen Entschuldigungen sollten wir aufhören und praktizieren.

Dann sagt er: „Hatha Yoga ist wie die Schildkröte, die die Welt trägt.“ Das ist ein schönes Beispiel, ein schönes Symbol, wobei es natürlich auch ein Mythos ist, aber jedenfalls auf dieser Schildkröte kann die ganze Welt ruhen und diese Welt ist unsere persönliche Welt. Also kann Hatha Yoga zum Einen auf unserem Berufs- und Familienleben aufgebaut sein, und dann auch unser anderes sonstiges spirituelles Leben. Hatha Yoga ist kombinierbar mit jeder anderen Form der spirituellen Praxis, kombinierbar mit Bhakti-Yoga-Praktiken, ist kombinierbar mit Jnana-Yoga, ist kombinierbar mit Raja-Yoga, ist kombinierbar mit Mantra-Yoga, ist kombinierbar mit buddhistischen Praktiken, ist kombinierbar mit Vipasana und tibetischem Buddhismus, ist kombinierbar mit christlicher Mystik und christlicher Kontemplation und so weiter. Und das ist gerade heute eine große Tendenz, dass Hatha Yoga sich in alle spirituelle Traditionen irgendwie rein – wie kann man sagen, reinfiltriert, oder so ähnlich, hereingeht – integriert ist ein schönerer Ausdruck. Auch in den Atheismus wird Hatha Yoga integriert, auch da geht es. Es gibt auch eine ganze Reihe Atheisten, die auch an ihrem Charakter arbeiten und liebevolle Menschen sein wollen, humanistischen Idealen folgen, und auch diese ethischen Ideale kann man mit Hatha-Yoga-Praxis gut unterstützen. Also das kann eine Grundlage sein für alle spirituelle Praktiken. Das ist immer auch hilfreich, das seinen Schülern zu sagen, die ja auch manchmal Angst haben, dass sie in ein spezielles religiöses System reinkommen. Und das ist eben nicht der Fall, sondern es geht um die Grundlage einer spirituellen Praxis, und verschiedenste spirituelle Praktiken können so verbunden werden.

Es gibt einen Mythos mit einer Schildkröte, und diesen Mythos will ich euch erzählen weil er zu einem späteren Zeitpunkt auch noch mal wichtig wird. Die Asuras und die Devas waren miteinander im Clinch. Die Devas sind die Engelswesen, werden auch als Götter bezeichnet, aber ich halte den Ausdruck für etwas missglückt, denn dann denkt man wieder, dass es im Yoga den Polytheismus gibt, und dann gibt’s mehrere Götter, aber dem ist ja nicht so. Es gibt Brahman als das Absolute. Brahman manifestiert sich als persönlicher Gott Ishvara, der Schöpfer, Erhalter, Zerstörer ist, und dann die verschiedensten Gestalten annehmen kann. Aber im Unterschied zu diesen Manifestationen von Ishvara gibt’s eben auch Devas, und Devas sind Engelswesen. In der indischen Mythologie werden diese Engelswesen eben gesehen als Individuen und Jivas, die auch eine beschränkte Lebensdauer haben. Auch die werden irgendwann nicht mehr diesen Posten inne haben, und die waren im früheren Leben auch schon mal Menschen gewesen. Da gibt es ganze Episoden aus den Puranas, die beschreiben, wie welcher Deva zum Deva geworden ist. Der war dann im früheren Leben irgendein Mensch und hat bestimmte Dinge getan. Und weil er bestimmte Wünsche hatte und gleichzeitig aber sehr große Kontrolle über sein Prana hatte, wurde er in seinem nächsten Leben als Engelswesen wiedergeboren. Und dann in verschiedenen Manwantars, was verschiedene Zeitalter sind, dann ändern sich die Engelswesen, die bestimmte Funktionen inne haben. Zu jedem Manwantara gibt es einen anderen Indra, anderen Varuna, anderen Agni und anderen Manu zum Beispiel. Das sind also die Devas in der Mythologie.

Und dann gibt’s die Asuras. Und was sind die Asuras? Das sind die Dämonen. Die Devas werden auch als Suras bezeichnet. Das sind die Guten, die guten Eigenschaften. Su heißt gut und Asu ist dann weniger gut, schlecht. Das sind also die Asuras. Apsara, das ist wieder was anderes. Das sind die, das sind Zwischenwesen, die sind nicht ganz so fortgeschritten wie die Devas, aber die sind auch noch gut. Die Apsaras wird man als die himmlischen Nymphen bezeichnen. Das sind auch solche, die im früheren Leben mal ein Mensch waren, die dann als Apsaras wiedergeboren werden, als niedere Engelswesen. Gut, und die Asuras, das sind solche Wesen, die übernatürliche Kräfte haben, aber diese zum Schlechten einsetzen. Die zum Einen genießen, wenn sie andere quälen, und zum Anderen machtgierig sind. Und manchmal verkörpern sich die Asuras, oder auch ein Mensch kann zum Asura werden. Z. B. wenn jetzt jemand von Euch auf die Idee kommen würde, 20 Jahre 16 Stunden Pranayama am Tag zu üben, um anschließend die Weltherrschaft zu erreichen, dann würdet ihr zum Asura werden. Ihr praktiziert intensiv, um übernatürliche Kräfte zu erreichen, um damit zu Macht zu kommen. Und eine gewisse Versuchung ist immer, wenn man intensiv praktiziert und auf dem Weg voranschreitet. Man findet dort zahllose Beschreibungen in den Schriften, wie jemand versucht wurde.

Einige von euch erinnern sich an die Bhagavad Gita. Dort sollte dieser Krieg beginnen zwischen den Kauravas und den Pandavas. Und Arjuna ging dann zu Krishna, und bat ihn, ihm zu helfen. Sowohl Kauravas wie Pandavas haben überall hin Boten geschickt, und Arjuna ging zu Krishna und bat: „Oh Krishna, hilf bitte auf unserer Seite.“ Und Krishna sagte: „O.K. Du hast die Wahl: Du kannst entweder mich haben, aber ich werde nicht kämpfen, oder du kannst meine wohlausgebildete, riesengroße Jadava-Armee haben. Was wählst du?“ Was hättet ihr gewählt? Krishna! Sagt sich so leicht. Arjuna hat Krishna gewählt. Und so werden wir öfters vor die Wahl gestellt. Wollen wir Gott oder Macht oder Gottes Schöpfung? Es muss nicht immer Macht sein. Ihr kennt vielleicht den Ausdruck Versuchung. Manchmal hat man sich für irgendetwas Gutes entschlossen, und dann kommt die Chance des Lebens auf etwas, was man schon immer gewollt hat. Aber es widerspricht dem, was man sich jetzt eigentlich fest entschlossen hatte, auf dem spirituellen Weg zu tun. Es gibt, ich sag mal, so einen modernen spirituellen Aberglauben. Und das ist, wenn irgendwo eine Chance auftaucht, dann muss man die unbedingt ergreifen. Es kann sein, das es eine Chance ist, die man unbedingt ergreifen muss. Es kann sein, dass es eine Versuchung ist, dass wir jetzt nach Gottes Armee greifen und nicht nach Gott selbst. Erinnert euch da mal öfters dran. Man wird öfters vor diese Alternativen gestellt. Immer wieder kommt das.

Gut, vielleicht noch eines: Asuras können sich dann auch verkörpern. Und dort würde man z.B. sagen, so ein Hitler war eine Verkörperung von einem Asuras. Der hatte ohne Zweifel ein Riesencharisma gehabt, aber hat es zum Negativen verwendet. Und der ganze Nationalsozialismus ist eigentlich am leichtesten zu verstehen, wenn man feststellt, das war eine richtige asurische Geschichte. Da wurden ja auch schwarzmagische Praktiken gemacht. Die ganze SS sollte eine schwarzmagische Kaste werden. So ein richtiger Orden sollte das werden. Und Hitler war ja auch Vegetarier. Nicht aus Gründen von Ahimsa, sondern um sein Prana, seine Lebensenergie zu stärken. Es gab richtig schwarzmagische Orden. Das ist auch bekannt in der Geschichtsschreibung, es wird nur nicht so viel drüber gesprochen. Vielleicht ist es auch gut, dass nicht so viel drüber gesprochen wird. Swami Sivananda sagt auch gerne, du kannst negative Kräfte vermindern, indem du nicht an sie denkst. Er sagt sogar, indem du vehement ihre Existenz leugnest. Asuras verlieren ja irgendwann ihre Kräfte. Das Dritte Reich hat ja zum Schluss nicht Erfolg gehabt. Also irgendwann verschwinden diese Kräfte, und außerdem kommt das Karma irgendwann wieder zurück. Weshalb es keine längere Zeit gab, wo solche asurischen Kräfte herrschen konnten. Das schlägt relativ zügig zurück, normalerweise zu Lebzeiten des betreffenden Asuras. Durchaus auch so jemand wie Khomeini, der ist wahrscheinlich auch so zu sehen. Der sogar religiöse Traditionen fehlinterpretiert hat. Oder auch, was man am 11. September dort hatte. Asuras sind durchaus auch mit religiösen Praktiken, spirituellen Praktiken, Energiepraktiken usw. vertraut. Man könnte es auch als tamasige Lehrer bezeichnen. Aber tamasig nicht im Sinne von träge, sondern im Sinne von fehlgeleitet. Gut, wir wollen darüber jetzt nicht weiter sprechen.

Aber jedenfalls die Devas und Asuras kann man auch anders interpretieren, und so ziehe ich es ja meisten vor. Das sind die positiven und negativen Eigenschaften in uns. Und die sind auch manchmal in Clinch. Manchmal hat man bestimmte Dinge, die man sich vornimmt, weiß, die sind gut für einen und man will sie auch machen. Und dann gibt’s die Asuras. Da gibt’s den Trägheits-Asura, dann gibt’s den Alte-Essgewohnheits-Asura. Dann gibt’s den Neid-Asura. Dann gibt’s – was habt ihr noch für Asuras? Den Stolz-Asura, den Angst -Asura. Was noch? Den Gewohnheits-Asura. Übrigens auch eine interessante Sache, eine Sache in der modernen Psychologie. Die sagen, es ist hilfreich zu erkennen, dass man bestimmte Persönlichkeitseigenschaften in sich hat. Und es ist sogar gut, die mit bestimmten Namen zu benennen. Da kann man z.B. den einen Peter nennen, und den anderen Karla. Und die alle irgendwie auch ihre Berechtigung haben. Die braucht man nicht immer nur als gut oder schlecht zu bezeichnen. Also man kann durchaus als Gewohnheits-Asura bezeichnen, aber wir müssen es nicht immer verteufeln. Da kann man halt feststellen, da ist der eine, da ist der andere, irgendwie wollen sie berücksichtigt werden. Aber wir haben Buddhi und Ahamkara. Wir können letztlich entscheiden, wem wir folgen werden. Versteht ihr das?

Wir können nicht unseren ganzen Geist von heute auf morgen ändern. Zumindest nicht vollständig. Wir können auch nicht einfach die Eigenschaften in uns loswerden, die wir nicht mehr mögen. Oder wem von euch ist es innerhalb von einer Woche gelungen, eine wichtige Eigenschaft loszuwerden, die er loswerden wollte? Kommt drauf an. Kleine Dinge vielleicht, vorübergehend erst recht. Aber das braucht uns nicht zu stören, denn wir können mit unseren verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften umgehen lernen. Angenommen, ihr seid in einer Führungsrolle irgendwo in einer Firma, und dort habt ihr zwanzig Mitarbeiter. Gut, man könnte ihnen kündigen, aber mit dem deutschen Kündigungsschutz ist das nicht so leicht. Außerdem findet man nicht immer andere Kräfte wieder. Also muss man lernen, mit den zwanzig umzugehen. Und dort lernt man, den einen mehr zu fordern, den anderen weniger zu fordern, und so weiter. Man hört sich verschiedene Dinge an, und so geht man mit dem eigenen Geist um. Wir können zwar versuchen, den einen stärker werden zulassen, schwächer werden zu lassen, manchmal würd’ man gern einem Teil in unserem Geist kündigen, aber in den meisten Fällen sind die unkündbar. Und da kann es durchaus helfen, wenn man sagt: Aha, mein Gewohnheitsgeist ist wieder da, oder: Aha, da ist wieder mein Trägheitsgeist, oder mein Depressionsgeist, oder sogar: Mein Selbstmordschatten macht sich wieder breit. Ja, manche Menschen haben radikalere Teile in sich. Die haben alle so ihre Funktionen und ihren Sinn.

Gut, jedenfalls wollte ich noch den Mythos zu Ende erzählen. Dort waren also die Devas und die Asuras. Und nach vielen Kämpfen haben die gedacht, anstatt immer miteinander zu kämpfen, können wir ja auch mal etwas gemeinsam machen. Die haben sich beraten, fanden das eine tolle Idee, und die dachten, wir wollen jetzt den Milchozean quirlen. Denn es heißt, wenn der Milchozean gequirlt wird, dann kommen alle möglichen tollen Dinge raus, und schließlich bekommt man den Nektar der Unsterblichkeit. Sie nahmen also den Berg Meru, den Weltenberg, den höchsten Berg, und wanden um den Berg Meru die Weltenschlange Vasuki herum, und gaben den Meru in den Milchozean, und dann zogen die Devas an der einen Seite und die Asuras an der anderen, und so wurden der Meru immer wieder gedreht. Und so quirlten sie den Milchozean. Jetzt gab’s ein Problem, dass während sie quirlten, drohte der Berg zu versinken. Und so beteten sie zu Vishnu, und Vishnu nahm die Gestalt einer Schildkröte an. Und diese Schildkröte ging dann auf den Grund des Ozeans, und so wurde dann der Weltenberg Meru auf die Schildkröte aufgesetzt. Jetzt versteht ihr hier, die Schildkröte, die die Welt trägt. Und dann quirlten die Devas und Asuras weiter, und sie bekamen alle möglichen wunderschönen Dinge: Geschmeide, und Indras weißer Elefant, und Varunas Wagen, und einen Regen- und einen Sonnenschirm, und verschiedene Heilkräuter. Und der Danvantari, das war einer der Devas, der kam dann hin, und er bekam dort auch bestimmte Dinge zur Heilung aus dem Milchozean und begründete so Ayurveda. Und alle möglichen phantastischen Dinge kamen dort raus. Und dann plötzlich sich verdunkelte sich alles und das schreckliche Gift Halahala breitete sich aus. Und dieses schreckliche Gift Halahala drohte die ganze Welt zu zerstören. Und so beteten die Devas und die Asuras zu Shiva. Und Shiva in seiner Gnade manifestierte sich und er befahl dem Gift Halahala in seine Hand zu kommen. Und er nahm es auf in seine Hände und trank das Gift Halahala. Und das Gift, welches alle drei Welten zerstört hätte, färbte Shivas Kehle blau. Und deshalb heißt Shiva Nila Kantha, der mit der blauen Kehle. Auf manchen Bildern sieht man, dass die Kehle Shivas noch etwas dunkler ist, als der restliche Körper. Gut, und anschließend quirlten die Asuras und die Devas weiter. Da gibt’s jetzt verschiedene Puranas, und die beschreiben verschiedenen Enden der Geschichte. Ich überlege grade, welche ich euch erzähle. Ich erzähle euch mal das, was mir am besten gefällt. Es gibt noch ein anderes Ende, da werden die Dämonen betrogen, das widerstrebt meinem Gerechtigkeitssinn. Deshalb erzähle ich euch die, ich glaube, sie stammt aus der Shiva Purana. Die Vishnu Purana, da inkarniert sich noch Vishnu als Mohini. Also Shiva hat dann das Halahala zerstört, und die Devas und die Asuras quirlten weiter, und dann kam plötzlich ein großer Topf mit diesem Nektar. Und die Devas und Asuras tranken von diesem Nektar und verschmolzen ineinander. Und damit hatten sie die Unsterblichkeit erreicht. Gut, wofür steht der Nektar der Unsterblichkeit? Für die Selbstverwirklichung.

Gut, die Geschichte symbolisiert sehr wichtige Tatsachen auf dem spirituellen Weg, und Entwicklungen. Gut, am Anfang liegt viel auf dem spirituellen Weg. Wir haben gute und schlechte Eigenschaften, die bekämpfen sich, Devas und Asuras. Und die Devas und die Asuras in uns, die guten und die schlechten Eigenschaften, die verbünden sich jetzt, um spirituelle Praktiken zu machen. Dann macht man vielleicht mal so’n Waffenstillstand und sagt: Wir bemühen uns jetzt gemeinsam. Und durchaus, wenn man mit Hatha Yoga beginnt, sind verschiedene Motive dabei. Wir haben Deva-Motive und Asura-Motive. Eben das Motiv, gut auszusehen, mehr Prana zu haben, mit seinem Stress besser umgehen zu können, erfolgreich im Beruf zu sein. Vielleicht es irgendjemandem zu zeigen, dass man doch besser ist, also durchaus asurische Tendenzen. Mit Deva-Tendenzen, dass man jetzt an sich selbst arbeiten will, Selbstverwirklichung erreichen will, und so weiter. Wir haben alle das Deva-Motiv der Selbstverwirklichung, und vielleicht auch, mehr Kraft zu bekommen, anderen zu helfen und zu dienen. Viele sind hier her gekommen, weil sie gemerkt haben, Yoga unterrichten ist etwas sehr Schönes, aber sie wollen gerne mehr wissen und mehr weitergeben zu können, eine sehr selbstlose Motivation. Aber es gibt auch asurahafte Gründe, Yoga zu üben. Welche z.B.? Um reich zu werden. Als Yogalehrer reich zu werden, ist zwar schwierig in Deutschland, aber wir können sagen: Haben wir mehr Prana können wir Menschen besser beeinflussen, manipulieren, oder wir haben einen 16-Stunden-Tag, da müssen wir schnell wieder fit sein, um mehr Geld zu bekommen. Und es gibt nichts Schnelleres, um wieder Energie zu bekommen, als einne halbe Stunde Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung. Wenn man das gut macht, kann man in einer halben Stunde wieder topfit sein. Zu Zeiten, als in Amerika die New Economy richtig am boomen war, und alle möglichen Leute im Silikon Valley Tag und Nacht nur in der Firma waren, da hat die Hälfte all dieser Leute, so stand es im Yoga Journal, Yoga praktiziert. Weil ohne Yoga hätten sie diese Menge an Arbeit nicht ausgehalten. Gut, andere machen Yoga um kreativer zu werden und durch mehr Kreativität immer berühmter und bekannter und so weiter zu werden. Und im Grunde genommen sagt die Hatha Yoga Pradipika auch, letztlich ist es gar nicht so wichtig, aus welchem Grunde wir anfangen. Natürlich müssen wir aufpassen, dass wir nicht vollständig asurisch werden. Aber am Anfang, realistisch gesehen, haben Menschen verschiedene Ziele. Manche haben auch das Ziel, jung auszusehen, schön auszusehen, haben vielleicht gesehen, eine Kollegin hat Yoga praktiziert. Seit dem sie Yoga praktiziert, sieht sie zehn Jahre jünger aus. Und wird die Beliebteste, und da wollen sie genauso werden. Auch durchaus eine Wirkung von regelmäßiger Yogapraxis. Alles asurische Motive, die nicht gleich negativ sind. Und so können wir alle Teile unserer Persönlichkeit hineinstecken.

Und dann fangen wir an, den Milchozean zu quirlen. Was ist der Milchozean? Unser Geist und unser Unterbewusstsein, das Prana-Geist-System. Um den zu quirlen, nehmen wir den Berg Meru, den müssen wir drehen bzw. bearbeiten. Was ist der Berg Meru? Das ist die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule. Und da binden wir die Schlange Vasuki herum, und in dem wir an der Vasuki ziehen, wird der Meru bewegt. Und Vasuki ist natürlich die Kundalinienergie. Und wenn wir das machen, dann droht irgendwann der Meru zu versinken, und dann brauchen wir die Schildkröte. Und die Schildkröte ist hier Hatha Yoga. Hatha Yoga ist die Schildkröte. Und da gelten insbesondere die Asanas als ne gewisse Festigkeit. Hatha Yoga ohne Asanas, das entbehrt manchmal ner gewissen Festigkeit. Dann heben die Menschen zu sehr ab, oder fallen zu sehr runter. Asanas, das hilft, dass man die Erdung nicht zu sehr verliert. Weder in die Erdung reinfällt noch die Erdung verliert. Asanapraxis – die Schildkröte. Dann geht’s weiter und es kommen alle möglichen phantastischen Dinge heraus. Und was sind das? Muss noch nicht mal übernatürlich sein, aber die verschiedenen Wirkungen des Yogas. Dann kann es sein, dass man gesünder wird. Weniger Rückenschmerzen, weniger Kopfschmerzen, und dass man jünger aussieht, strahlendere Augen hat, Menschen verlieben sich mehr in einen, die Aura sehen kann, seinen physischen Körper verlassen kann Heilwirkungen entdeckt, kreativer wird, seine Bestimmung im Leben entdeckt. Man weiß, was man will, man hat mehr Durchsetzungsfähigkeit, und so weiter. Alles ausgezeichnete Dinge.

Und irgendwann kommt Halahala. Es gibt kleine Halahalas, vielleicht nur Halas, und es gibt die großen Halahalas. Gut, die kleinen sind bestimmte Reinigungswirkungen, die auftauchen, die ihr sicher auch schon erfahren habt. Übelkeit, Erbrechen, Kopfweh, und solche Sachen. Diese Art von Halahala kann man überwinden über den Pfau. Für Menschen, die, wenn sie intensiv praktizieren, an solchen Reinigungserfahrungen leiden, ist der Pfau eine gute Sache, wie auch vielleicht vor und nach dem Pfau ein Glas Wasser zu trinken.

Es ist nicht so, dass wir von dem Moment an, wo wir anfangen, spirituell zu praktizieren, alle Probleme verschwinden, sondern einige verschwinden und was anderes kommt. Das sind Reinigungssachen. Und irgendwann kommt das große Gift Halahala, und das große Gift Halahala ist? Das ist, wenn man beginnt, sich auf das Ganze was einzubilden. Dagegen hilft der Pfau leider nicht, dann hilft Gebet. Dann nimmt uns Gott das Ego. Egoismus und Stolz. Wir bilden uns auf die ganze Sache was ein. Und dann zerstört das all unseren Fortschritt. Und nicht nur Fortschritt. Irgendwann, wenn der Egoismus besonders groß ist, verliert man alle anderen Sachen auch. Und was macht man dann mit seinem Ego? Wie geht das in der Geschichte? Wie machen das die Devas? Sie beten zu Shiva und bitten: Shiva, bitte hilf uns gegen dieses Halahala. Unser eigenes Ego zu vernichten, ist für uns unmöglich. Es ist alles gut, was das Ego beseitigt. Es ist jetzt die Frage, wie wir Ego definieren. Ein Ahamkara und ein Buddhi brauchen wir weiter. Ein Ego im Sinne von egoistisch, das brauchen wir nicht. Aber natürlich im Sinne von einem Ich, das brauchen wir weiter, sonst können wir kein Karma mehr aufarbeiten. Gut, und  Asuras und Devas verschmelzen miteinander. Es gibt keine guten und schlechten Eigenschaften mehr. Als Selbstverwirklichter ist man jenseits aller Dualitäten.

Ich hab mal erzählt, irgendwann wurde mir klar, wie das Ego so arbeitet. Und dann hab ich einen Yogi, der zu Besuch war, das ist schon zehn Jahre her, gefragt: „Was kann ich machen, um am Ego zuarbeiten? Wenn ich viel Asanas mache, dann denk ich, wie toll ich Asanas mache. Wenn ich dann viel Mantras singe, um demütig zu sein, nachher find’ ich, dass ich ja besser bin als die anderen, weil ich mehr Mantras singe, während die anderen sich was drauf einbilden, dass sie gut Asanas können. Und wenn ich dann weniger insgesamt mache, dann bild ich mir was drauf ein, dass ich jetzt weniger mache, um mein Ego zu schwächen. Wenn ich versuche, anderen zu dienen, dann bilde ich mir nachher was drauf ein, wie toll ich anderen diene. Wenn ich bete, dann bild ich mir was drauf ein, wie toll ich bete.“ Und so hab ich gesagt: „Was soll ich machen? Das Ego ist überall.“ Da hat er nur gelacht und hat gesagt: „Jeder muss seine Pflicht tun. Deine Pflicht ist es, Sadhana zu machen. Menschen zu dienen, Gott zu dienen, dem Guru zu dienen. Gottes Aufgabe ist es, dein Ego wegzunehmen. Daher kümmere dich nicht zu sehr um dein Ego. Bete vielmehr zu Gott, und er wird sich drum kümmern.“ Und das macht er tatsächlich. Und nicht nur auf die angenehme Weise. Swami Sivananda hat das genannt: the Egoectomy. Wer von euch medizinische Kenntnisse hat, der weiß: abhendoectomy. Das ist die Entfernung des Wurmfortsatzes, Blinddarms. Und so gibt es verschiedene –ectomies, Wegschneidung, und Gott hat die Aufgabe, Egoectomy zu machen.

Ich hab euch gerade den Schildkrötenmythos erzählt. Man kann auch in diesem Vers sehen, dass für die Hatha Yoga Praxis bestimmte Voraussetzungen für den Schüler sind. Man kann sagen, es gibt dort drei. Was sind die drei Voraussetzungen? Man muss ein Leiden oder einen Mangel an etwas verspüren, es fehlt einem irgendwas. Zweitens? Man will’s loswerden. Drittens? Bereit sein, selbst etwas dafür zu tun.

Die nächsten Verse geben bestimmte Grundlagen für jemand, der eine Vollzeit-Hathayogapraxis machen will. Es gibt so eben die Möglichkeit, intensiv Tapas zu üben, wie es genannt wurde. Also zwischen einer Woche und sechs Monaten. Das sind so die typischen Zeiten meist. Einige sind zwischen einem Monat und sechs Monaten, man kann aber auch mal eine Woche machen. Und in dieser Zeit würde man dann sich nur mit intensiven spirituellen Praktiken beschäftigen. Und hier gibt er ein paar Hinweise, wenn man das machen will, was für äußere Hilfen das sind.

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