2. Kapitel, Vers 61

Deutsche Übersetzung:

Auf diese Weise wird ein sehr lauter Ton im Herz, in der Kehle und im Herzen verspürt. | (Der Yogi) soll dann auch schnell den Lebenshauch einatmen nach unten zum Lotus im Herzen.

Sanskrit Text:

  • yathā lagati hṛt-kaṇṭhe kapālāvadhi sa-svanam |
    vegena pūrayec cāpi hṛt-padmāvadhi mārutam ||61||
  • यथा लगति हृत्कण्ठे कपालावधि सस्वनम् ।
    वेगेन पूरयेच् चापि हृत्पद्मावधि मारुतम् ॥६१॥
  • yatha lagati hrit kanthe kapalavadhi sa svanam |
    vegena purayech chapi hrit padmavadhi marutam ||61||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yathā : (Fortsetzung von Vers 60:) sodass (in der Ausatmung, Yatha)
  • lagati : (der Atem) fühlbar ist (“berührt, sich anschmiegt”, lag)
  • hṛd : (im) Herzen (Hrid)
  • kaṇṭhe : (und) in der Kehle (Kantha)
  • kapāla : (zum) Schädel (Kapala)
  • avadhi : bis hin („bis zur Grenze“, Avadhi)
  • sa-svanam : geräuschvoll (“mit Geräusch”, Sa Svana)
  • vegena : heftig, schnell, energisch (Vega)
  • pūrayet : er atme ein (pṝ)
  • ca : und (Cha)
  • api : auch (wieder, Api)
  • hṛt-padma : (in den) Herz-Lotus (HridPadma)
  • avadhi : bis
  • mārutam : (die) Luft („Wind“, Maruta)           ||61||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dann sollte er den Atem, mit einem zischenden Laut einziehen, bis er gegen das Herz schlägt und dabei die ganze Zeit seinen Körper und seinen Kopf aufgerichtet halten.

Sukadev

61. Dann sollte er den Atem mit einem zischenden Laut einziehen, bis er gegen das Herz schlägt und dabei die ganze Zeit seinen Körper und seinen Kopf aufgerichtet halten.

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2. Kapitel, Vers 62

Deutsche Übersetzung:

Wieder soll (der Yogi) genauso ausatmen und einatmen, wieder und wieder. | Genauso wie der Blasebalg des Hufschmiedes schnell gepumpt wird.

Sanskrit Text:

  • punar virecayet tad-vat pūrayec ca punaḥ punaḥ |
    yathaiva loha-kāreṇa bhastrā vegena cālyate ||62||
  • पुनर् विरेचयेत् तद्वत् पूरयेच् च पुनः पुनः ।
    यथैव लोहकारेण भस्त्रा वेगेन चाल्यते ॥६२॥
  • punar virechayet tad vat purayech cha punah punah |
    yathaiva loha karena bhastra vegena chalyate ||62||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • punar : wieder (Punar)
  • virecayet : man atme aus (vi + ric)
  • tad-vat : so, auf diese Weise (Tadvat)
  • pūrayet : man atme ein (pṝ)
  • ca : und (Cha)
  • punaḥ punar : wieder (und) wieder, immer wieder (Punar)
  • yathā : so wie (Yatha)
  • eva : genau (Eva)
  • loha-kāreṇa : vom Schmied („Eisen-Macher“, Lohakara)
  • bhastrā : (der) Blasebalg (Bhastra)
  • vegena : heftig, schnell, energisch (Vega)
  • cālyate : bewegt wird (cal)       ||62||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wieder sollte er den Atem einziehen und ihn ausatmen wie zuvor angewiesen. Mache weiter, immer wieder, so schnell wie der Schmied seinen Blasebalg bearbeitet.

Das ist Bhastrika, was Blasebalg bedeutet. Ihr macht weiter wie ein Schmied, der seinen Blasebalg bearbeitet, bis das Prana zu allen Chakras geht. Nur wenn die Nadis zuvor durch die Wechselatmung gereinigt sind, wird Bhastrika Nutzen bringen.

Suryabheda und Ujjayi erhitzen, weil sie das rechte Nasenloch benutzen; Sitkari und Sitali sind kalt. Praktiziert daher an heißen Tagen Sitali und Sitkari statt Bhastrika. Für das Praktizieren von Suryabheda und Ujjayi müsst ihr an einem kühlen Ort sein. Bhastrika verwendet beide Nasenlöcher gleichermaßen, und so wird die Energie auf beiden Seiten der Sushumna ausgeglichen. An sehr heißen Tagen sollt ihr das Praktizieren von Bhastrika mittags ausfallen lassen; für Bhastrika müsst ihr an einem kühlen Ort sein.

Sukadev

62. Wieder sollte er den Atem einziehen und ihn ausatmen wie zuvor angewiesen. Mache weiter, immer wieder, so schnell wie der Schmied seinen Blasebalg bearbeitet.

Also Bhastrika soll schon machtvoll und heftig sein, aber man sollte den Körper nicht zu sehr bewegen. Manchmal sieht man [macht’s vor] oder man sieht [macht’s vor]. Es ist noch nicht mal falsch, will ich dazu sagen. Manchmal hilft es Menschen, noch heftiger zu atmen, also das hier habe ich jetzt noch nicht gesehen [macht vor]. Man kann auch in Ohnmacht fallen, zumindestens kurz, so ein paar Mal. Wenn’s einen stört, kann man so ein paar Kissen aufbauen, dann fällt man nicht ganz so tief. Aber man kann’s auch weglassen, wenn man das nicht machen will. Gut, also wie gesagt, das ist noch nicht mal so ganz falsch. Manchen hilft es, etwas heftiger zu atmen. Ich weiß, beim Swami Vishnu gab’s so ein paar ältere Mitarbeiter, die dann beobachtet haben, wie gerade die jungen, enthusiastischen Brahmacharyis so richtig heftig Bhastrika gemacht haben. Die Älteren haben dann dem Swami Vishnu gesagt, er solle sich das mal angucken. Da hat er gesagt: “Its fine, they should do it, they should do it intensely.” Die sollten es intensiv machen. Aber trotzdem, wenn man kann, bleibt man ruhig mit dem Körper, und bewegt sich nicht so viel, außer Bauch und Brust gehen kräftig hoch und runter. Was ich jetzt oft beobachtet habe, dass unserePranayama-Yogis hier im Ashram, sich auch bei Bhastrika heftig bewegen. Wahrscheinlich, weil sie’s irgendwie hilfreich finden. [macht vor]. Und manchen [macht’s vor]. Wenn’s hilft, ist es o.k., aber im Normalfall bleibt man ruhig. Obgleich man dazu sagen muss, beim vollen Bhastrika bleibt man nirgendwo ruhig. Volles Bhastrika erschüttert den ganzen Körper.

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2. Kapitel, Vers 63

Deutsche Übersetzung:

Genau so soll der Lebenshauch im eigenen Körper mit Achtsamkeit bewegt werden. | Wenn Müdigkeit sich im Körper einstellt, dann soll (der Yogi) durch das rechte Nasenloch einatmen.

Sanskrit Text:

  • tathaiva sva-śarīra-sthaṁ cālayet pavanaṁ dhiyā |
    yadā śramo bhaved dehe tadā sūryeṇa pūrayet ||63||
  • तथैव स्वशरीरस्थं चालयेत् पवनं धिया ।
    यदा श्रमो भवेद् देहे तदा सूर्येण पूरयेत् ॥६३॥
  • tathaiva sva sharira stham chalayet pavanam dhiya |
    yada shramo bhaved dehe tada suryena purayet ||63||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tathā : so, auf diese Weise (Tatha)
  • eva : genau (Eva)
  • sva-śarīra-sthaṁ : (die im) eigenen (Sva) Körper (Sharira) befindliche (Stha)
  • cālayet : er bewege (cal)
  • pavanaṁ : Atemluft, Prana („Wind“, Pavana)
  • dhiyā : mit seinem Geist, seiner Vorstellung (Dhi)
  • yadā : wenn (Yada)
  • śramaḥ : Ermüdung, Erschöpfung (Shrama)
  • bhavet : sein sollte (bhū)
  • dehe : im Körper (Deha)
  • tadā : dann (Tada)
  • sūryeṇa : durch das rechte Nasenloch („die Sonne“, Surya)
  • pūrayet : er atme ein (pṝ)      ||63||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Er soll dann das Prana ständig (durch Rechaka und Puraka) in seinem Körper in Bewegung halten. Wenn er müde wird, sollte er beim rechten Nasenloch ausatmen.

Sukadev

63. Er soll dann das Prana ständig (durch Rechaka und Puraka, aus- und einatmen) in seinem Körper in Bewegung halten. Wenn er müde wird, sollte er –

hier schreibt er

– beim rechten Nasenloch ausatmen.

Das ist jetzt auch ein Druckfehler, rechts ist einatmen. Der Swami Vishnu hat definitiv gelehrt: links ausatmen. Das erhöht noch mal die Wirkung, wenn man rechts einatmet vor dem Anhalten. Man soll dann einatmen, denn für Bhastrika hält man die Luft an mit gefüllten Lungen. Dort wird die erhitzende Wirkung stärker, und wenn man links ausatmet, wird die kühlende Wirkung schwächer, und insgesamt wird Bhastrika erhitzend sein.

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2. Kapitel, Vers 64

Deutsche Übersetzung:

Auf diese Weise wird der Bauch mit Luft gefüllt. | Dann soll (der Yogi) schnell die Nase fest zuhalten ohne Mittel und Zeigefinger.

Sanskrit Text:

  • yathodaraṁ bhavet pūrṇam anilena tathā laghu |
    dhārayen nāsikāṁ madhyā-tarjanībhyāṁ vinā dṛḍham ||64||
  • यथोदरं भवेत् पूर्णम् अनिलेन तथा लघु ।
    धारयेन् नासिकां मध्यातर्जनीभ्यां विना दृढम् ॥६४॥
  • yathodaram bhavet purnam anilena tatha laghu |
    dharayen nasikam madhya tarjanibhyam vina dridham ||64||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yathā : (Fortsetzung von Vers 63:) sodass (Yatha)
  • udaraṁ : (der) Bauch (Udara)
  • bhavet : sei (bhū)
  • pūrṇam : gefüllt (Purna)
  • anilena : mit Luft („Wind“, Anila)
  • tathā : so, auf diese Weise (atme man durch das rechte Nasenloch ein, Tatha)
  • laghu : rasch (Laghu)
  • dhārayet : man verschließe („halte“ dann, dhṛ)
  • nāsikāṁ : (die) Nase (Nasika)
  • madhyā : (von) Mittelfinger (Madhya)
  • tarjanībhyāṁ : (und) Zeigefinger (Tarjani)
  • vinā : ohne (Verwendung, Vina)
  • dṛḍham : fest (Dridha)       ||64||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Nachdem der Atem rasch den Bauch füllt, sollte er seine Nase mit dem Daumen, dem Ringfinger und kleinen Finger schließen.

Sukadev

64. Nachdem der Atem rasch den Bauch füllt, sollte er seine Nase mit dem Daumen, dem Ringfinger und kleinen Finger schließen.

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2. Kapitel, Vers 65

Deutsche Übersetzung:

Nachdem (der Yogi) die Atemübung wie beschrieben durchgeführt hat, soll er durch das linke Nasenloch den Lebenshauch ausatmen. | (Diese Atemübung) gleicht Dysbalancen mit Neigung zur Unstetheit, zum Aufbrausen, Trägheit aus und entfacht das innere Feuer.

Sanskrit Text:

  • vidhi-vat kumbhakaṁ kṛtvā recayed iḍayānilam |
    vāta-pitta-śleṣma-haraṁ śarīrāgni-vivardhanam ||65||
  • विधिवत् कुम्भकं कृत्वा रेचयेद् इडयानिलम् ।
    वातपित्तश्लेष्महरं शरीराग्निविवर्धनम् ॥६५॥
  • vidhi vat kumbhakam kritva rechayed idayanilam |
    vata pitta shleshma haram shariragni vivardhanam ||65||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidhi-vat : vorschriftsgemäß („wie die Vorschrift ist“, Vidhi vat)
  • kumbhakaṁ : (die) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kṛtvā : nachdem (er) ausgeführt hat (kṛ)
  • recayet : er atme aus (ric)
  • iḍayā : durch Ida (den im linken Nasenloch endenden „Mondkanal“)
  • anilam : (die) Luft („Wind“, Anila)
  • vāta : (übermäßiges) Vata („Wind“)
  • pitta : (und übermäßiges) Pitta („Galle“)
  • śleṣma-haraṁ : (das) beseitigt (Hara, übermäßigen) Schleim (Shleshman bzw. Kapha)
  • śarīra : (im) Körper (Sharira)
  • agni : (des Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • vivardhanam : (und führt zur)  Zunahme (Vivardhana)        ||65||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Bhastrika Kumbhaka sollte folgendermaßen ausgeführt werden: Drücke das linke Nasenloch mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger, und beim rechten Nasenloch atme ein und aus, wie ein Blasebalg. Wer sich müde fühlt, sollte Kumbhaka verrichten, wobei er durch das rechte Nasenloch einatmet und durch das linke Nasenloch ausatmet. Dann sollte er die Nasenlöcher zudrücken und dann beim rechten Nasenloch einatmen und ausatmen wie ein Blasebalg. Er sollte abwechselnd weitermachen, bis er sich müde fühlt. Das ist eine Methode.

Vishnu-devananda

Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat, sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen. Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim kommen, und steigert das Verdauungsfeuer im Körper.

Eine andere Art der Ausführung ist, das linke Nasenloch zu schließen und so viel wie möglich mit dem rechten Nasenloch einzuatmen, und dann ganz langsam durch das linke Nasenloch auszuatmen. Das sollte einige Male gemacht werden, und wenn er sich dann müde fühlen sollte, sollte er Kumbhaka durchführen und durch die Ida Nadi ausatmen.

Sukadev

65. Nachdem er Kumbhaka den Regeln gemäß ausgeführt hat,

d.h. mit Mula-, Uddhiyana- und Jalandhara Bhanda

– sollte er durch das linke Nasenloch ausatmen.

Feste ein- und ausatmen. Nach dem letzten Ausatmen rechts einatmen, anhalten, wer nicht mehr halten kann links ausatmen. Man kann dabei beim Anhalten die Finger an der Nase halten oder auch absetzen.

– Das beseitigt die Beschwerden, die vom Übermaß an Wind, Galle und Schleim –Vata, Pita und Kapha

– kommen, und steigert das Verdauungsfeuer

Agni

– im Körper.

Also Bhastrika harmonisiert alle Lebensenergien. Und dadurch, dass die Lebensenergien harmonisiert werden, werden auch die Doshas harmonisiert, und dadurch dass diese harmonisiert werden, kommt auch Gesundheit. Und ich kenne sogar eine Frau, die hat gesagt, sie ist eine fortgeschrittene Form von Krebs, die als unheilbar diagnostiziert wurde, durch intensives Pranayama, insbesondere Bhastrika wieder losgeworden. Sie war schon aufgegeben worden, man hat gesagt, man kann nicht mehr operieren. Chemo und alles andere war schon mal versucht worden, es hat nichts genutzt. Und da hat sie gesagt, anstatt jetzt den Rest ihres Lebens, was noch ein halbes Jahr gewesen sein sollte, anstatt den jetzt nur noch mit Ärzten zu verbringen, macht sie einfach so viel Pranayama wie möglich. Und irgendwie hat sie gemerkt, Bhastrika ist für sie besonders gut. Da hat sie zehn Runden Bhastrika dreimal am Tag gemacht, nach dem Kapalabhati und der Wechselatmung. Und nach einem viertel Jahr war der Krebs gänzlich verschwunden. Und die Dame war sechzig, als sie mir das erzählt hat, mit fünfzig hat sie dieses intensive Pranayama gemacht. Also das Pranayama hat eine Vielzahl von Wirkungen. Also es ist durchaus was, wenn man auch mal größere Schwierigkeiten hat, bevor man sich jetzt mehrere Wochen oder Monate in die Hände von Ärzten begibt, zu überlegen, ob man vielleicht sich nicht mehrere Wochen in die Hände vom reinen Prana begibt durch intensives Pranayama. Es ist auch eine paradoxe Geschichte. Wenn jemand sagt: „Ich mach jetzt ein paar Wochen sechzehn Stunden am Tag Pranayama“, das gilt als extrem. Wenn jemand sagt: „Ich gehe jetzt ins Krankenhaus, lasse mich operieren und muss ein paar Monate nachsorgen,“ das gilt als normal. Oder Chemotherapie. Wobei ich jetzt nicht davon abrate. Also wenn mich jemand hier fragt, ob er Chemotherapie machen sollte, im Normalfall, aus verschiedenen Gründen sage ich dann, er soll die Meinung von verschiedenen Ärzten einholen und dann letztlich auch nach medizinischen Sachen entscheiden. Aber wenn’s nicht so dringend ist – ich kannte jemand mit einer Prostataoperation. Da hab ich ihn gefragt, ob er’s zwo Wochen noch rauszögern kann. Er hat mit dem Arzt gesprochen, ja, zwo Wochen, einen Monat ginge auch noch. Da habe ich ihm gesagt, er solle jeden Tag 108 Mal OM Tryambhakam sagen, und er solle viel Pranayama machen. Bei ihm hab ich gespürt, das wäre jetzt gerade gut für ihn. Der Arzt hat aber gesagt, einen festen Termin machen wir trotzdem aus, noch mal verschieben wir nicht. Und der Termin stand dann also fest. Routinemäßig werden vor der Operation werden die Blutwerte abgenommen. Und der Arzt hat sie zwomal abgenommen und zwomal untersuchen lassen. Und die PSA-Werte, oder wie die heißen, sind zum gänzlich Normalen zurückgegangen, und die nächste Biopsie hat gezeigt, dass alles wieder in Ordnung ist. Also es gibt solche Fälle, aber es nützt nicht immer. Ich kannte auch jemand, der hatte Krebs und hat alles Mögliche probiert, der ist dann trotzdem gestorben.

Frage: Wodurch werden Granthis beseitigt ? Brahma-Granthi,Vishnu-Granthi, Rudhra-Granthi ( Shiva-Granthi) (S. Kap 3, Vers 2)

Gut, bis zu einem gewissen Grad können wir an den Granthis arbeiten durch Pranayama, und dann heißt es, dass gerade Bhastrika-Pranayama die Granthis durchstößt. Das beschreibt er im 67. Vers. Aber man kann jetzt natürlich nicht sagen, dass man alle Grobstofflichkeit durch Bhastrika überwindet und sein Ego auch, das wäre zu einfach. Dann bräuchten wir nur noch von morgens bis abends Bhastrika zu machen, und wenn wir das ausreichend lange gemacht haben, erreichen wir die Selbstverwirklichung. Leider ist dem nicht so. Wir müssen natürlich Brahma-Granthi auch überwinden über Asanas, über Meditation. Alles das arbeitet daran, unser Wesen zu verfeinern. Und wir dürfen dabei auch nicht die Muladhara-Ebene außer Acht lassen. Nämlich sich im täglichen Leben zurechtzufinden und in der Lage zu sein, sein Leben zu leben in Beruf und Familie. Auch das ist eine Grundlage dafür, dass wir Brahma-Granthi dauerhaft durchstoßen und nicht, dass wir dann immer wieder von der physischen Welt zurückgezogen werden, da wir sie vorher vernachlässigt haben. Gut, und Vishnu-Granthi wird natürlich überwunden durch selbstloses Dienen, durch Mantrasingen, durch Hingabe, und so weiter. Und Pranayama spielt auch eine Rolle. Und Rudhra-Granthi, wodurch wird der überwunden? Durch göttliche Gnade und Samadhi.

Das ist auch noch eine Sache, die auch ayurvedisch interessant ist. All diese Übungen, von denen der Swatmarama sagt, dass er das Agni, das Verdauungsfeuer erhöht. Dazu gehörte Paschimottanasana, dazu gehörte Matsyendrasana, Mayurasana und jetzt Bhastrika.

Weiter schreibt er über die Wirkung von Bhastrika:

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2. Kapitel, Vers 66

Deutsche Übersetzung:

Diese Atmung erweckt schnell die Kundalini, ist angenehm und lohnend. | Sie baut die Widerstände aus Schlacken und anderem, die am Eingang von Brahma-Nadi stehen ab.

Sanskrit Text:

  • kuṇḍalī-bodhakaṁ kṣipraṁ pavanaṁ sukhadaṁ hitam |
    brahma-nāḍī-mukhe saṁstha-kaphādy-argala-nāśanam ||66||
  • कुण्डली बोधकं क्षिप्रं पवनं सुखदं हितम् ।
    ब्रह्मनाडीमुखे संस्थकफाद्यर्गलनाशनम् ॥६६॥
  • kundali bodhakam kshipram pavanam sukhadam hitam |
    brahma nadi mukhe samstha kaphady argala nashanam ||66||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kuṇḍalī : (die) Schlangenkraft („die Geringelte“, Kundali bzw. Kundalini)
  • bodhakaṁ : (diese Praxis) erweckt (Bodhaka)
  • kṣipraṁ : schnell (Kshipra)
  • pavanaṁ : reinigt (Pavana)
  • sukha-daṁ : verleiht (Da) ein Glücksgefühl (Sukha)
  • hitam* : (ist) wohltuend, gesund (für alle drei Doshas, Hita)
  • brahma-nāḍī : (vom) Brahmanadi (genannten Energiekanal, Sushumna)
  • mukhe : am Eingang („Mund“, Mukha)
  • saṁstha : die sich befinden (Samstha)
  • kapha : (wie) Kapha („Schleim“)
  • ādi : usw. (Adi)
  • argala : Hindernisse (Argala)
  • nāśanam : beseitigt (Nashana)     ||66||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass Bhastrika für alle (Sarva Menschen bzw. Konstitutionstypen) gut (Hita) ist, weil sie (ein Übermaß) aller drei (Tri) Doshas beseitigt bzw. „raubt“ (Hara -tvāt): tri-doṣa-haratvāt sarveṣāṃ hitaṃ.

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Brahmananda

Suryabheda und Ujjayi sind beide kühl. Bhastrika bewahrt gleiche Temperatur. Suryabheda wiederum zerstört den Überschuss an Wind. Ujjayi zerstört Schleim, Sitkari und Sitali zerstören die Galle. Bhastrika (zerstört) alle drei.

Vishnu-devananda

Das bringt Kundalini schnell hoch. Es reinigt die Nadis beträchtlich, es ist angenehm und ist die allernützlichste von allen Kumbhakas. Es beseitigt den Schleim, der am Mund der Sushumna ist.

Sukadev

66. Das bringt Kundalini schnell hoch. Es reinigt die Nadis beträchtlich, es ist angenehm und ist die allernützlichste von allen Kumbhakas. Es beseitigt den Schleim, der am Mund der Sushumna ist.

Gut, hier sagt Brahmananda in dem Kommentar: Ujjayi überwindet Kapha. Sithali und Sitkari überwinden Vata. Bhastrika überwindet alle drei.

Dann kann dies Prana in die Sushumna gehen. Bhastrika ist eine sehr machtvolleÜbung, und man kann sie noch weiter ausbauen. In einer Phase hat der Swami Vishnu mir geraten, zwanzig Runden Bhastrika dreimal am Tag zu machen. Das hat er aber erst gemacht, nachdem er mich erstmal zwei Monate lang vierzig Runden Wechselatmung dreimal am Tag hat machen lassen. Und dann hat er das Bhastrika erhöht. Dann kann das eine sehr machtvolle Weise sein. Es gibt auch noch Bhastrika wechselseitig [macht’s vor]. Es gibt Bhastrika beidseitig. Es gibt Bhastrika langsam, schnell und sehr schnell. Und es gibt Bhastrika mit Bauch– oder mit vollem Atem. Ich kann also z.B. Bhastrika sehr schnell und wechselseitig [macht’s vor]. Das bringt Kundalini schnell hoch. Man muss natürlich mutig sein, wenn man das in Angriff nehmen will. Als ich so intensiv, als ich das erste Mal intensiv geübt habe, da hatte ich eigentlich die größten Erfahrungen. Immer wenn ich Bhastrika geübt hatte, hat mein Körper angefangen zu hüpfen auf dem Boden, und ich habe mich, ohne dass ich’s gemerkt hab, ich hab’s nur dann gemerkt, wenn ich die Augen aufgemacht habe – ich habe ich dann mich in einer anderen Ecke des Raumes befunden. Und mir wurde auch bedeutet, dass ich kein Bhastrika machen darf, wenn nebendran eine Tiefenentspannung läuft. Weil, das war halt ein altes Haus, und das wurde erschüttert, wenn ich Bhastrika gemacht hab. Aber wichtiger als die äußeren Erfahrungen sind dann auch die inneren Erfahrungen.

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2. Kapitel, Vers 67

Deutsche Übersetzung:

Diese Atemübung, die Bhastrika genannt wird, soll wahrlich umsomehr durchgefüht werden, | (da) sie die drei Hindernisse der aufsteigenden Kundalini, die im physischen Körper existieren, völlig durchstößt.

Sanskrit Text:

  • samyag gātra-samudbhūta-granthi-traya-vibhedakam |
    viśeṣeṇaiva kartavyaṁ bhastrākhyaṁ kumbhakaṁ tv idam ||67||
  • सम्यग् गात्रसमुद्भूतग्रन्थित्रयविभेदकम् ।
    विशेषेणैव कर्तव्यं भस्त्राख्यं कुम्भकं त्व् इदम् ॥६७॥
  • samyag gatra samudbhuta granthi traya vibhedakam |
    visheshenaiva kartavyam bhastrakhyam kumbhakam tv idam ||67||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samyak* : fest, in einer Linie liegend (Samyak)
  • gātra** : (im) Körper (Gatra)
  • samudbhūta : (die) entstanden sind (Bhuta)
  • granthi*** : Knoten (Granthi)
  • traya*** : (der) drei („Dreiheit“, Traya)
  • vibhedakam : (es bewirkt das) Aufbrechen, Durchbohren (Vibhedaka)
  • viśeṣeṇa : besonders (Vishesha)
  • eva : gewiss, ganz (Eva)
  • kartavyaṁ : ist (daher) zu praktizieren (Kartavya)
  • bhastrā : Blasebalg (Bhastra bzw. Bhastrika)
  • ākhyaṁ : namens („mit Namen“, Akhya)
  • kumbhakaṁ : Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • tu : aber (Tu)
  • idam : diese (Idam)      ||67||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt Samyak als dṛḍhī-bhūtāṃ „fest geworden, verfestigt“. Es wäre auch möglich „in einer Linie liegend“ zu verstehen.

**Anmerkung: Brahmananda ergänzt, dass „im Körper“ (Gatra) sich hier auf die in der Körpermitte (GatraMadhya) befindliche Sushumna bezieht: gātre gātra-madhye suṣumnāyām.

*** Brahmananda zählt die „drei Knoten“ (Granthi-Traya) auf, sie erscheinen in Form (Rupaka) von Brahma Granthi, Vishnu Granthi und Rudra Granthi: granthi-trayaṃ bahma-granthi-viṣṇu-granthi-rudra-granthi-rūpakaṃ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dieses Bhastrika Kumbhaka sollte besonders praktiziert werden, weil es den Atem befähigt, alle drei Granthis oder Knoten, die in der Sushumna verankert sind, zu durchbrechen.

Ihr könnt nicht alle Granthis auf einmal brechen. Da gibt es zuerst das Brahma Granthi des Muladhara Chakras. Wenn Prana und Apana sich vereinigen und die Kundalini erwacht, ist es dieses Granthi, das gebrochen wird. Wenn dann die Jahre vorbeigehen, geht das Prana hinauf zum Manipura Chakra, wo das zweite Granthi, das Vishnu Granthi existiert. Das Brechen von diesem Granthi ist sehr schwierig, daher kann man mehrere Lebenszeiten benötigen, um es zu brechen. Das letzte Granthi ist das Rudra Granthi am Ajna Chakra; wenn es gebrochen ist, geht das Prana zum Sahasrara Chakra. Nur Bhastrika Pranayama bricht diese drei Granthis, nachdem die Reinigung eingetreten ist.

Sukadev

67. Dieses Bhastrika sollte besonders praktiziert werden, weil es den Atem befähigt, alle drei Granthis oder Knoten, die in der Sushumna verankert sind, zu durchbrechen.

Das ist also Bhastrika-Pranayama. Aber ich wills noch mal erwähnen: Bhastrika sollte man nur machen, wenn man vorher zwanzig Minuten Wechselatmung gemacht hat. Man sollte nicht Bhastrika sofort machen. Es gibt jetzt eine Ausnahme für diejenigen, die seit mindestens einem halben Jahr täglich Asanas und Pranayama machen, drei Runden Kapalabhati, zwanzig Minuten Wechselatmung machen, die auch meditieren jeden Tag mindestens zwanzig, dreißig Minuten. Wenn ihr dann fühlt, ihr wollt mal Ujjyai, Suryabedha, Bhastrika machen, dann könnt ihr auch schon nach zehn Minuten Wechselatmung in die fortgeschrittenen Pranayamas gehen. Die meisten werden aber feststellen, dass sie doch lieber die zwanzig Minuten Wechselatmung machen. Also ich mache jetzt Pranayama seit einundzwanzig Jahren und eigentlich gibt es so gut wie keinen Tag, wo ich nicht mindestens zwanzig Minuten Wechselatmung mache. Also Wechselatmung ist als einzelnes Pranayama möglich und nach Kapalabhati das wirkungsvollste der Kumbhakas. Aber wenn’s mal ne Phase gibt, wo ihr merkt, ihr wollt jetzt früher Ujjyai, Suryabedha, Bhastrika machen, und ihr habt schon mindestens ein halbes Jahr diese Sachen gemacht, dann könnt ihr auch dieser inneren Intuition nachgeben.

Es gilt auch allgemein: Wenn ihr zu einer Phase kommt in eurer Praxis, wenn ihr diese Grundreinigung hinter euch habt, dann spürt ihr plötzlich, dass irgendwie sich Mudras formen oder Pranayamas sich entwickeln, dann könnt ihr dem auch folgen. Z.B. beimKapalabhati sollte man beim Anhalten nicht Jalandhara Bandha machen. Wenn ihr aber schon regelmäßig geübt habt, und ihr merkt dann, es muss irgendwie sein, es soll so sein, dann könnt ihr auch Jalandhara Bandha machen beim Atemanhalten nach Kapalabhati. Wenn ihr im Rahmen der Wechselatmung spürt, statt dass jetzt eure Zunge so nach oben geht, die Zunge will nach hinten gehen, dann könnt ihr das auch geschehen lassen. Oder die Augen gehen nach oben, oder ihr wollt von Anfang an die Konzentration hier oben haben, anstatt diese kreisförmige Sache, dann kann man das auch geschehen lassen. So wie bei Vielem, gerade in den indischen Künsten, am Anfang muss man das Handwerkszeug lernen, und das ganz systematisch, und irgendwann übernimmt die eigene Intuition. Wenn die Intuition übernimmt, dann lässt man das zu, und wenn sie nichts besonderes mehr sagt, kehrt man zurück zu seinen Grundregeln.

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2. Kapitel, Vers 68

Deutsche Übersetzung:

Nun Bhramari: Die Einatmung (erfolgt) schnell, mit einem brummenden Ton, wie der männlichen Biene, die Ausatmung sehr langsam mit dem Ton der weiblichen Biene. | Durch genau diese Praxis entsteht ein kleines Spiel der Wonne im Geist, vom Herrn der Yogis (gesandt).

Sanskrit Text:

  • atha bhrāmarī-
    vegād ghoṣaṁ pūrakaṁ bhṛṅga-nādaṁ
    bhṛṅgī-nādaṁ recakaṁ manda-mandam |
    yogīndrāṇām evam abhyāsa-yogāc
    citte jātā kā-cid ānanda-līlā ||68||
  • अथ भ्रामरी
    वेगाद् घोषं पूरकं भृङ्गनादं
    भृङ्गीनादं रेचकं मन्दमन्दम् ।
    योगीन्द्राण्?अम् एवम् अभ्यासयोगाच्
    चित्ते जाता काचिद् आनन्दलीला ॥६८॥
  • atha bhramari
    vegad ghosham purakam bhringa nadam
    bhringi nadam rechakam manda mandam |
    yogindranam evam abhyasa yogach
    chitte jata ka chid ananda lila ||68||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • bhrāmarī : Bhramari („Bienenton, Bienensummen“)
  • vegāt : schnell (Vega)
  • ghoṣaṁ : (und) geräuschvoll (Ghosha)
  • pūrakaṁ : (man vollführe die) Einatmung (Puraka)
  • bhṛṅga : (einer) männlichen schwarzen Biene (Bhringa)
  • nādaṁ : (verbunden mit dem) Klang (Nada)
  • bhṛṅgī : (einer) weiblichen schwarzen Biene (Bhringi)
  • nādaṁ : (verbunden mit dem) Klang
  • recakaṁ : (man vollführe nach der Atemverhaltung die) Ausatmung (Rechaka)
  • manda-mandam : ganz langsam (Manda)
  • yogi : (der) Yogins
  • indrāṇām : der besten („Fürsten“, Indra)
  • evam : so, auf diese Weise (Eva)
  • abhyāsa : (dieser) Übung, (der) Wiederholung (Abhyasa)
  • yogāt : durch die Methode (Yoga)
  • citte : im Geiste (Chitta)
  • jātā : entsteht („ist entstanden“, Jata)
  • kā-cid : ein unbeschreibliches („gewisses“, Ka Chid)
  • ānanda : (von) Glückseligkeit (Ananda)
  • līlā : Spiel (Lila)    ||68||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Fülle dich schnell mit Luft an, wobei du den Ton einer männlichen Biene machst, und atme wieder aus, wobei du den Ton einer summenden weiblichen Biene machst. (Praktiziere Kumbhaka. Dadurch, dass sie dies regelmäßig praktizieren, fühlen die großen Yogis eine unbeschreibliche Freude in ihrem Herzen.

Sukadev

68. Fülle dich schnell mit Luft an, wobei du den Ton einer männlichen Biene machst, und atme wieder aus, wobei du den Ton einer summenden weiblichen Biene machst (Praktiziere Kumbhaka).

Ihr kennt die Brahmari-Übung [macht’s vor]. Das ist anscheinend der Klang einer männlichen Biene, und das [macht’s vor] ist der Klang einer weiblichen Biene. Also bei Brahmari kann man nach dem Einatmen und nach dem Ausatmen jeweils die Luft anhalten.

– Dadurch, dass sie dies regelmäßig praktizieren, fühlen die großen Yogis eine unbeschreibliche Freude in ihrem Herzen.

Es führt also dazu, dass die verschiedenen Chakras aktiviert werden. Wenn man das auch mit verschiedenen Tonhöhen macht, wird man feststellen, dass eine bestimmte Tonhöhe auf ein bestimmtes Chakra wirkt. Da kann man auch bewusst mit experimentieren und kann so feststellen, dass die verschiedenen Energiezentren und Energiekanäle aktiv werden, und insgesamt schafft das ein Gefühl von Wonne. Und auch Ruhe.

Also Brahmari, wenn man es länger ausführt, das führt zu einem schönen Wonnegefühl. Man kann auch Brahmari verbinden mit Jalandhara Bandha, und man kann es auch verbinden mit Uddhiyana Bandha, und Anhalten nach dem Ein- wie auch dem Ausatmen. Er beschreibt jetzt im neunundsechzigsten Vers Murcha:

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2. Kapitel, Vers 69

Deutsche Übersetzung:

Nun Murcha: Am Ende der Einatmung, Jalandhara-Bandha maximal fest gesetzt, | soll (der Yogi) sehr langsam ausatmen. Dieses, bekannt als Murcha, garantiert Mentale Ohnmacht und Wohlgefühl.

Sanskrit Text:

  • atha mūrcchā-
    pūrakānte gāḍhataraṁ baddhvā jālandharaṁ śanaiḥ |
    recayen mūrcchanākhyeyaṁ mano-mūrcchā sukha-pradā ||69||
  • अथ मूर्च्छा
    पूरकान्ते गाढतरं बद्ध्वा जालन्धरं शनैः ।
    रेचयेन् मूर्च्छाख्येयं मनोमूर्च्छा सुखप्रदा ॥६९॥
  • atha murchchha
    purakante gadhataram baddhva jalandharam shanaih |
    rechayen murchchhanakhyeyam mano murchchha sukha prada ||69||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • mūrcchā : Murchha („Ohnmacht, Gerinnen“)
  • pūraka : (der) Einatmung (Puraka)
  • ante : am Ende (Anta)
  • gāḍhataraṁ : ganz fest (Gadha)
  • baddhvā : setzend („bindend“, Baddha)
  • jālandharaṁ : Jalandhara (Bandha)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais)
  • recayet : man atme aus (ric)
  • mūrcchanā : Murchhana
  • ākhyā : (hat den) Namen (Akhya)
  • iyaṁ : dieses (Kumbhaka, Iyam)
  • manas : (des nach außen gerichteten) Geistes (Manas)
  • mūrcchā : (es führt zur) Ohnmacht („Gerinnen, Erstarren“)
  • sukha-pradā : (und) verleiht Glück, Freude (Sukha Prada)        ||69||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Am Ende von Puraka führe Jalandhara Bandha durch und atme den Atem langsam aus. Das ist Murcha Kumbhaka. Es bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne.

Sukadev

69. Am Ende von Puraka führe Jalandhara Bandha durch und atme den Atem langsam aus. Das ist Murcha Kumbhaka. Es bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne.

Auch von Murcha gibt’s verschiedenste Variationen, die wir jetzt nicht behandeln werden. Murcha – hier beschreibt er einmal eine ganz einfache Variation: Einatmen, anhalten mit Bandhas und ausatmen. Das ist die einfache Version von Murcha.

Das ist jetzt eine Übung, die man nur zum Lernen der Bandhas mal üben kann. Es ist jetzt eine Übung, die man im allgemeinen nicht besonders üben braucht. Es sei denn, ihr spürt, dass ihr das auch mal machen wollt. Es gibt manchmal Leute, die sagen: „Ein Nasenloch ist verstopft. Was mache ich jetzt bei der Wechselatmung?“ Gut, dann werden sie halt Murcha üben. Man wird die Hand unten lassen, einatmen, anhalten, ausatmen, so wie es halt geht. Und auch das bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne. Also es gibt noch eine andere Yogaschrift, in der heißt es: Man atmet ein, hält die Luft an, bis man in Ohnmacht fällt, und atmet dann langsam aus. Gut, glücklicherweise ist es nicht wirklich möglich. Ich habe schon Einiges ausprobiert mit Pranayama, aber ich bin nie in Ohnmacht gefallen dadurch, dass ich versucht habe, den Atem endlos anzuhalten. Es ist auch so, das Sanskritwort, was dafür steht, hat zwei Bedeutungen. Zum Einen heißt es Ohnmacht, und zum Zweiten heißt es Verzückung oder Überbewusstsein. Also es bezieht sich nicht auf die Ohnmacht, sondern man hält die Luft sehr lange an, und wenn man dabei den Geist konzentriert hält, dann kommt der Geist auf eine andere Ebene, und dann atmet man langsam aus. Aber es ist auch im Sanskrit doppeldeutig, und, wie gesagt, die Schriften sind nicht so geschrieben, dass man allein die Bedeutung erkennen dürfte. Man muss erst etwas lernen.

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2. Kapitel, Vers 70

Deutsche Übersetzung:

Nun Plavini: Voll von bester Luft in den Bauch geschluckt, | schwimmt (der Yogi) mit Leichtigkeit wie ein Lotus-Blatt sogar auf tiefem Wasser.

Sanskrit Text:

  • atha plāvinī-
    antaḥ-pravartitodāra-mārutāpūritodaraḥ |
    payasy agādhe’pi sukhāt plavate padma-pattra-vat ||70||
  • अथ प्लाविनी
    अन्तः प्रवर्तितोदारमारुतापूरितोदरः ।
    पयस्य् अगाधेऽपि सुखात् प्लवते पद्मपत्रवत् ॥७०॥
  • atha plavini
    antah pravartitodara marutapuritodarah |
    payasy agadhe’pi sukhat plavate padma pattra vat ||70||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • plāvinī : Plavini (das „Vollpumpen“)
  • antar : ins Innere (des Körpers, Antar)
  • pravartita : geleiteter („gesendeter“, )
  • udāra : vorzüglicher, ausgezeichneter (Udara)
  • māruta : Luft („Wind“, Maruta)
  • āpūrita : vollständig gefüllt ist (mit, Purita)
  • udaraḥ : (ein Yogi, dessen) Bauch (Udara)
  • payasi : Wasser (Payas)
  • agādhe : auf tiefem („nicht seichtem“, Agadha)
  • api : sogar (Api)
  • sukhāt : mühelos, leicht (Sukha)
  • plavate : er schwimmt, schwebt (Plava)
  • padma : (eines) Lotus (Padma)
  • pattra-vat : wie (vat) das Blatt (Pattra)         ||70||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Nachdem er die Lungen vollständig mit Luft angefüllt hat, bis sie aufgeblasen sind, bewegt sich der Yogi auf Wassern von großer Tiefe wie ein Lotusblatt. Das ist Plavini.

Sukadev

70. Nachdem er die Lungen vollständig mit Luft angefüllt hat, bis sie aufgeblasen sind, bewegt sich der Yogi auf Wassern von großer Tiefe wie ein Lotusblatt. Das ist Plavini.

Das ist jetzt wieder ein Übersetzungsfehler hier. Das sind nicht die Lungen, die man aufbläst, sondern Magen und Darm. Man kann die Lungen aufblähen, aber im Normalfall wird sogar das Aufblähen des Bauches so genannt. Also als Anfänger schluckt man Luft, bis der Magen und die Lungen mit Luft angefüllt sind. Und dann kann man im Lotus vor allem liegend auf dem Rücken auf einem See endlos schwimmen.

Der Swami Vishnu konnte die Luft richtig einsaugen. Der hat uns das irgendwann mal vorgemacht, da ist der Bauch noch mal so richtig zehn Zentimeter weiter geworden. Der konnte seinen Bauch so richtig mit Luft füllen. Und da haben wir mal gefragt, wie wir das üben sollen, und da hat er uns gesagt: „Don’t worry about it.“ Leider muss ich sagen, er hat’s uns nicht genauer erklärt. Er hat gesagt, in irgendeinem Stadium von fortgeschrittener Praxis ist es hilfreich, aber wir sollten uns da keine Gedanken drüber machen. Also für’s normale Pranayama spielt es keine Rolle. Ich vermute, wenn man sehr viel Pranayama macht, und das über einen längeren Zeitraum, dann kann das, um die Bandhas noch vollständiger zu machen, gerade dann, wenn man nicht genügend Volumen im Bauch- oder Brustraum hat, eine Hilfe sein, den Bauch aufzublähen, damit der Druck der Bandhas etwas stärker wird.

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2. Kapitel, Vers 71

Deutsche Übersetzung:

Es wird gesagt, dass es drei Arten von Pranayama (gibt): Ausatmung, Einatmung und Anhalten. | Das Anhalten selbst wird als zweigestalt angenommen: verbunden und isoliert.

Sanskrit Text:

  • prāṇāyāmas tridhā prokto reca-pūraka-kumbhakaiḥ |
    sahitaḥ kevalaś ceti kumbhako dvividho mataḥ ||71||
  • प्राणायामस् त्रिधा प्रोक्तो रेचपूरककुम्भकैः ।
    सहितः केवलश् चेति कुम्भको द्विविधो मतः ॥७१॥
  • pranayamas tridha prokto recha puraka kumbhakaih |
    sahitah kevalash cheti kumbhako dvividho matah ||71||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇa-āyāmaḥ : (die) Atemzügelung (Pranayama)
  • tridhā* : in dreifacher Weise (Tridha)
  • proktaḥ : wird gelehrt (Prokta)
  • reca : (in Form von) Ausatmung (Recaka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung nach erfolgter Ausatmung, Recha)
  • pūraka : Einatmung (Pūraka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung nach erfolgter Einatmung, Puraka)
  • kumbhakaiḥ : (und) Atemverhaltung (Kumbhaka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung ohne vorhergehende Aus- oder Einatmung, Kumbhaka)
  • sahitaḥ : verbunden (mit Aus- bzw. Einatmung, dies entspricht nach Brahmānandas Kommentar Recaka- bzw. Pūraka-Prāṇāyāma, Sahita)
  • kevalaḥ : isoliert, unabhängig  (von Aus- bzw. Einatmung, dies entspricht nach Brahmānandas Kommentar Kumbhaka-Prāṇāyāma, Kevala)
  • ca : und (Cha)
  • iti : so, somit (Iti)
  • kumbhakaḥ : (die) Atemverhaltung
  • dvividhaḥ* : (als) von zweierlei Art (Dvividha)
  • mataḥ : wird erachtet („geschätzt“, Mata)           ||71||

*Anmerkung: Den Erläuterungen des Kommentators Brahmananda folgend unterteilt man die Atemzügelung (Pranayama) einerseits dreifach (tri-dhā), und zwar in RechakaPranayama, PurakaPranayama und Kumbhaka-Pranayama. Eine weitere Art der Einteilung ist die zweifache (dvi-vidha) Unterscheidung von SahitaKumbhaka und KevalaKumbhaka. SahitaKumbhaka bezeichnet nach Brahmānanda RechakaPranayama bzw. PurakaPranayama, je nachdem, ob der Atemverhaltung eine Aus- oder Einatmung vorausgeht. KevalaKumbhaka ist wiederum nicht verschieden (abhinna) von Kumbhaka-Pranayama: kevala-kumbhakaḥ kumbhaka-prāṇāyāmād abhinnaḥ.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Die erste Art von Pranayama besteht darin, dass man zuerst Rechaka ausführt, die zweite (Art) darin, dass man Puraka zuerst ausführt. Die dritte ist plötzliches Anhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka. Sahita Kumbhaka gibt es in zwei Arten: die erste gleicht der ersten Art von Pranayama, die zweite gleicht der zweiten Art von Pranayama. Kevala Kumbhaka ist dasselbe wie Kumbhaka Pranayama.

Vishnu-devananda

Es gibt drei Arten von Pranayama: Rechaka Pranayama, Puraka Pranayama und Kumbhaka Pranayama. Kumbhaka gibt es auch auf zwei Arten: Sahita und Kevala.

Sukadev

71. Es gibt drei Arten von Pranayama: Rechaka-Pranayama, Puraka-Pranayama und Kumbhaka-Pranayama.

Das kann man jetzt auf drei Weisen interpretieren: Man kann sagen: Das Einatmen, anhalten und ausatmen – auch Patanjali gibt ja in seinem zwoten Kapitel eine geniale Weise, Pranayama zu erklären. Er sagt: Pranayama besteht aus einatmen, anhalten und austamen, und wird durch Dauer, Ort und Anzahl reguliert. Ort: Linkes Nasenloch, rechtes Nasenloch, beide Nasenlöcher, dann mal durch den Mund. Dauer: Man kann länger anhalten, weniger lang anhalten. Anzahl: Wieviele Runden man macht. Eigentlich, wenn man das so weiß, sieht man: So kompliziert ist Pranayama nicht. Die ganzen Pranayama-Übungen entscheiden sich nur, wo man atmet, wie lange man atmet, in welchem Rhythmus und wie oft. Und Brahmananda, ein Hatha-Yoga-Meister, ich glaube im 19. Jahrhundert war, gibt in seinem Kommentar an: Man kann Pranayama machen, indem man die Luft anhält nach dem Einatmen, und nach dem Ausatmen. Es gibt manche Pranayamas, da ist das Ausatmen nach dem Einatmen wichtiger, und es gibt manche Pranayamas, da ist das Anhalten nach dem Einatmen wichtiger, und manche, da ist das Anhalten nach dem Ausatmen wichtiger. Es gibt bei allen Pranayamas grundsätzlich das Kumbhaka.

– Kumbhaka gibt es auch auf zwei Arten: Sahita und Kevala.

Sahita Kumbhaka ist das bewusste Anhalten des Atems nach ein- und ausatmen. Kevala heißt mit bewusstem Anhalten nach bewusstem Ein- oder bewusstem Ausatmen. Kevala heißt wörtlich: Natürlich. Und Kevala heißt auch: Anstrengungslos, es entsteht von selbst. Und Kevala Kumbhaka, wenn es vollständig und spontan entsteht, ist das Aussetzen des Atems ohne ein- und ausatmen. Es kann ganz sanftes ein- und ausatmen noch damit verbunden sein, aber eben nur ein ganz sanftes und wenig.

Es gibt eine Übung von Kevala Kumbhaka, indem man den Atem bewusst verlangsamt und verflacht, so dass man nur noch wenig Luft einatmet und wenig Luft ausatmet. Prana steuert auch unser Atemsystem. Wenn kein Prana mehr ins Atemsystem geht, atmen wir nicht mehr. Da dabei aber auch gleichzeitig alle anderen physiologischen Prozesse des Körpers zum Stillstand gebracht werden, also auch die katabolischen, die abbauenden Prozesse, geht auch der Körper nicht kaputt dabei.

Vollständiges Kevala Kumbhaka ist, wenn man fast gar nicht mehr atmet. Solche Zustände sind schon zur Genüge in physiologischen Labors untersucht worden. Es gibt eine ganze Reihe von Hatha Yogis, die dies gezeigt haben. Der Swami Vishnu konnte seinen Herzschlag nahezu anhalten, er konnte seinen Atem aussetzen. Vom Swami Rama ist bekannt, dass er mehrere Jahre in Amerika bei physiologischen Untersuchungen war, und der konnte mehrere Stunden die Luft anhalten. Also nicht einatmen, Jalandhara Bandha und die Luft anhalten, sondern einfach nicht mehr atmen. Dann gab’s einen Nada-Yogi, der hieß Swami Nadabrahmananda, der konnte eine halbe Stunde virtuos Tabla spielen, während er in einer Art luftdichten Käseglocke eingeschlossen war. Also der konnte noch dazu, obgleich er nicht geatmet hat, eine halbe Stunde lang Tabla spielen. Das widerspricht jetzt jeglicher physiologischen Gesetzmäßigkeit. Man kann sagen, es gibt noch Rechaka Kumbhaka und Puraka Kumbhaka. Rechaka Kumbhaka ist das Anhalten nach der Ausatmung, und Puraka Kumbhaka ist das Anhalten nach der Einatmung. Insgesamt übt man im Yoga mehr Atemanhalten nach dem Einatmen. Aber es gibt auch Einiges, wo man den Atem anhält nach dem ausatmen. Beim Kapalabhati kann man auch erst Uddhiyana Bandha machen, bevor man ein- und ausatmet. Auch nach Bhastrika. Man kann auch im Rahmen der Wechselatmung die Luft anhalten nach dem ausatmen. Und ihr könnt mal spüren, was für euch wirkungsvoll ist, und dann könnt ihr auch das Atemanhalten nach dem Ausatmen verstärken. Man macht das mit Anfängern normalerweise nicht. Außer den stehenden Reinigungsübungen, Uddhiyana Bandha und Agni Sara.

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2. Kapitel, Vers 72

Deutsche Übersetzung:

Bis Perfektion in Kevalakumbhaka erreicht ist, soll der Yogi Sahitakumbhaka üben. | Wenn er einmal Ausatmung (Rechaka) und Einatmung (Puraka) der Luft hinter sich gelassen hat, wird das Anhalten (Dharana) mit Leichtigkeit [sich einstellen].

Sanskrit Text:

  • yāvat kevala-siddhiḥ syāt sahitaṁ tāvad abhyaset |
    recakaṁ pūrakaṁ muktvā sukhaṁ yad vāyu-dhāraṇam ||72||
  • यावत् केवलसिद्धिः स्यात् सहितं तावद् अभ्यसेत् ।
    रेचकं पूरकं मुक्त्वा सुखं यद् वायुधारणम् ॥७२॥
  • yavat kevala siddhih syat sahitam tavad abhyaset |
    rechakam purakam muktva sukham yad vayu dharanam ||72||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yāvat : solange bis (Yavat)
  • kevala : (in der) isolierten (Atemverhaltung, KevalaKumbhaka)
  • siddhiḥ : Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • syāt : sich einstellt („ist“, as)
  • sahitaṁ : (die) verbundene (Form der Atemverhaltung, SahitaKumbhaka)
  • tāvat : solange (Tavat)
  • abhyaset : man soll üben, praktizieren (abhi + as)
  • recakaṁ : (vorherige) Ausatmung (Rechaka)
  • pūrakaṁ : (oder) Einatmung ( Puraka)
  • muktvā : ohne („verlassen habend“, Mukta)
  • sukhaṁ : leicht (erfolgt, Sukha)
  • yad : wenn (Yad)
  • vāyu : (der) Luft („Wind“, Vayu)
  • dhāraṇam : (das) Anhalten (Dharana, Fortsetzung in Vers 73)        ||72||

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Brahmananda

Sahita sollte praktiziert werden, bis das Prana in die Sushumna eintritt. Das ist an einem besonderen Klang erkennbar, der in der Sushumna hervorgerufen wird. Er sollte dann nur zehn oder fünfundzwanzig Sahita Kumbhakas praktizieren und die Anzahl der Kevala Kumbhakas auf achtzig steigern.

Vishnu-devananda

Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

Sahita Kumbhaka ist das Anhalten des gewöhnlichen Pranayamas mit kontrollierten Ein- und Ausatmung.

Wie viele Jahre werdet ihr weiterhin Pranayama praktizieren bis ihr Kevala Kumbhaka erreicht? Kevala Kumbhaka ist die automatische Aufhebung des Atems, die eintritt, wenn beide Nasenlöcher, das rechte und das linke, ins Gleichgewicht kommen. Schließlich wird das eine natürliche Sache, so dass der Atem stehenbleibt, wenn ihr in der Meditation sitzt – einfach so – und dann gibt es ein gelegentliches, sehr langsames Atmen durch beide Nasenlöcher. Wenn Kevala Kumbhaka erreicht ist, braucht ihr das Praktizieren von Pranayama nicht mehr fortzusetzen. Es braucht eine lange Zeit, um das zu erreichen, aber wenn ihr fortgesetzt über die Jahre hin praktiziert, dann geschieht es. Es hat Ähnlichkeit mit dem Verlangsamen oder Anhalten des Atems, wenn ihr versucht, auf etwas zu lauschen.

Wenn Prana in die Sushumna gelangt, könnt ihr den inneren Klang hören oder den friedlichen Zustand fühlen. Wenn ihr das erreicht, braucht ihr die intensive Praktik von Asanas und Pranayama nicht mehr fortzuführen. Drei oder vier Stunden an Asanas, Pranayama, Bandhas, Mudras etc. sind nicht länger notwendig. Macht nur ein paar Asanas und Pranayama weiter, so dass der Körper gesund bleibt und sich das Zwerchfell weiterhin in die richtige Richtung bewegt. Zu dieser Zeit solltet ihr täglich nur zehn bis zwanzig Runden Wechselatmung praktizieren, wobei ihr Bhastrika und die anderen Pranayamas weglasst. Dann solltet ihr mehr versuchen, den inneren Klang zu hören und das Prana durch Konzentration in der Sushumna zu halten.

Sukadev

72. Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

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2. Kapitel, Vers 73

Deutsche Übersetzung:

Dieses Pranayama, das zuvor beschrieben wurde, ist sicherlich Kevala-Kumbhaka. | Wenn Perfektion in dem für sich stehenden Anhalten erlangt wurde, besteht Freiheit von Aus- und Einatmung.

Sanskrit Text:

  • prāṇāyāmo’yam ity uktaḥ sa vai kevala-kumbhakaḥ |
    kumbhake kevale siddhe reca-pūraka-varjite ||73||
  • प्राणायामोऽयम् इत्य् उक्तः स वै केवलकुम्भकः ।
    कुम्भके केवले सिद्धे रेचपूरकवर्जिते ॥७३॥
  • pranayamo’yam ity uktah sa vai kevala kumbhakah |
    kumbhake kevale siddhe recha puraka varjite ||73||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇa-āyāmaḥ : (der) Atemzügelung  (Pranayama)
  • ayam : diese (Art, Ayam)
  • iti : so (Iti)
  • uktaḥ : wird genannt (Ukta)
  • saḥ : sie (Tad)
  • vai : wahrlich, bekanntlich, gewiss (Vai)
  • kevala-kumbhakaḥ : islolierte Atemverhaltung (KevalaKumbhaka)
  • kumbhake : Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kevale : (wenn die) isolierte (Kevala)
  • siddhe : gemeistert ist (Siddha)
  • reca : Ausatmung (Recha)
  • pūraka : (und) Einatmung (Puraka)
  • varjite : frei von (Varjita, Fortsetzung in Vers 74)       ||73||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Diese Art Pranayama wird Kevala Kumbhaka genannt.

Sukadev

73. Diese Art Pranayama

eben ohne bewusstes Puraka und Rechaka, ohne bewusstes Einatmen und Ausatmen

– wird Kevala Kumbhaka genannt.

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2. Kapitel, Vers 74

Deutsche Übersetzung:

Für diesen ist nichts was in den drei Welten bekannt wäre schwer zu erreichen, | der das Kevala-Kumbhaka, das Anhalten der Luft wie hier beschrieben, beherrscht.

Sanskrit Text:

  • na tasya dur-labhaṁ kiñ-cit triṣu lokeṣu vidyate |
    śaktaḥ kevala-kumbhena yatheṣṭaṁ vāyu-dhāraṇāt ||74||
  • न तस्य दुर्लभं किंचित् त्रिषु लोकेषु विद्यते ।
    शक्तः केवलकुम्भेन यथेष्टं वायुधारणात् ॥७४॥
  • na tasya durlabham kin chit trishu lokeshu vidyate |
    shaktah kevala kumbhena yatheshtam vayu dharanat ||74||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : nicht (Na)
  • tasya : für einen solchen (Yogi, Tad)
  • dur-labhaṁ : (das) schwer zu erlangen (ist, Durlabha)
  • kiñ-cid : irgend etwas (Kim Chid)
  • triṣu : in den drei (Tri)
  • lokeṣu : Welten (Loka)
  • vidyate : es gibt (Vid)
  • śaktaḥ : (ein Yogi, der) fähig (ist, Shakta)
  • kevala-kumbhena : (zur) islolierten Atemverhaltung (KevalaKumbha)
  • yathā-iṣṭaṁ : nach Belieben („wie gewünscht“, Yatha Ishta)
  • vāyu : (der) Luft (“Wind”, Vayu)
  • dhāraṇāt : aufgrund des Anhaltens (Dharana, Fortsetzung in Vers 75)        ||74||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn dieses Kumbhaka ohne irgendein Rechaka oder Puraka gemeistert worden ist, dann gibt es für ihn nichts mehr in diesen drei Welten, was er nicht erlangen könnte. Er kann seinen Atem durch Kumbhaka anhalten, solange er möchte.

Nun könnt ihr, wann auch immer ihr Prana hochbringen wollt, es einfach mit bloßer Konzentration tun.

Sukadev

74. Wenn dieses Kumbhaka ohne irgendein Rechaka oder Puraka gemeistert worden ist, dann gibt es für ihn nichts mehr in diesen drei Welten, was er nicht erlangen könnte. Er kann seinen Atem durch Kumbhaka anhalten, solange er möchte.

Das ist ein Zeichen einer fortgeschrittenen Herrschaft über Prana. Natürlich darf man das jetzt auch nicht alles wörtlich nehmen. Aber wenn wir das Prana so sehr unter Kontrolle haben, dass wir den Atem willkürlich aufhören lassen können, dann können wir dieses Prana auch in alle möglichen anderen Richtungen einsetzen, sofern wir das wollen.

In dem Zustand kann man theoretisch eben in einem luftdichten Raum eingesperrt werden und dort jahrelang drin verweilen. Es gibt dazu eine Geschichte von Dattatreya. Dattatreya, einer der großen, legendären Meister, der vor vielen Jahrtausenden gelebt haben soll. Dattatreya wollte meditieren, aber die Menschen haben irgendwie erkannt, dass er ein großer Meister ist. Also sind sie zu ihm hin und wollten ständig von ihm irgendwas. Und natürlich, wie die meisten Schüler, wollten sie nicht nur die Selbstverwirklichung erreichen, sondern großen Meistern werden alle möglichen anderen übernatürlichen Kräfte nachgesagt. „O Meister, bitte hilf mir, ich hab Schnupfen, ich hab Erkältung, ich hab Rückenschmerzen, bitte hilf mir. Bitte hilf mir mit meinen Partnerschaftsproblemen, bitte gib, dass es regnet, dass die Sonne scheint, dass meine Felder fruchtbar sind und so weiter. Und Dattatreya hatte davon genug und rannte weg. Und die ganzen Leute folgten ihm. Da kletterte er auf einen Baum, um dort oben meditieren zu können. Und die Leute bastelten eine Leiter und Baumhäuser drumherum, um mit ihm sprechen zu können. Da ging er schließlich in einen Fluss und meditierte dann am Grund des Flusses eine Woche lang. Und als er dort raus kam, hatten die Leute ein Camp gebildet am Fluss und schauten ihm zu. Schließlich wusste Dattatreya sich nur so zu helfen, dass er mit seiner yogischen Kraft drei Gespielinnen schuf, und dann alle drei Gespielinnen gleichzeitig umarmte. Darauf hin dachten die Dorfbewohner, oder alle Leute, er sei von seinem Weg abgefallen und ließen ihn in Ruhe. So konnte er wieder ruhig meditieren. Analog des alten Busch-Wortes: Ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Gut, Dattatreya jedenfalls lebte eine Woche unter Wasser. Der Yogi Busundhi, von dem der SwamiVishnu öfters berichtet in dem Buch ‚Wissenschaft des Pranayama‚, – einer der ältesten Texte, der Pranayama genauer beschreibt, ist eigentlich von Yoga Vasishta – Jedenfalls gab’s einen Hatha-Yogi, der hieß Yogi Busundhi, der lebte sogar jahrelang im Wasser, glaub ich. Der machte Kevala Kumbhaka so lange. Gut.

Kevala Kumbhaka gibt’s auch als Übung, die nicht übermäßig hilfreich ist, das nennt sich dann Jada Samadhi – lebloser Samadhi. Es gibt bestimmte Techniken, wo man das Kevala Kumbhaka von selbst herbeiführen kann und den Körper in eine Art Winterschlaf reinbringen kann. Wie einige Tiere. Beschränken wir uns auf die unbestrittenen Igel und die Bären. Die fallen dann in einem Winterschlaf, wo sie fast nicht mehr atmen. Da ist der Atem reduziert auf vier Atemzüge pro Minute, der Herzschlag ist unter zehn. Und die sind in der Zeit auch unbewusst, nimmt man jedenfalls an, keiner hat mit ihnen gesprochen, und sie gefragt, ob sie was erinnern können, aber es wird angenommen. Und wenn man ein Blatt vor die Nase legen würde, würde man nicht feststellen, dass sie atmen und wenn man deren Puls nehmen würde als Mensch, würde man auch den Puls nicht spüren. Man müsste da subtilere Instrumente haben. Und so gibt es auch bestimmte Hatha-Yoga-Techniken, mit denen man diesen Zustand hervorrufen kann. Der ist aber für spirituelle Zwecke nicht von Nutzen. Deshalb hat’s uns der Swami Vishnu auch nicht gelehrt, aber so wie er davon gesprochen hat, kannte er das.

Ihr habt vielleicht von Vorführungen in Indien gehört, wo Menschen sich einbuddeln lassen. Und irgendwann hab ich mal so was gelesen. Erst in so einen Zinnsarg eingeschweißt, und dann für ein halbes Jahr in die Erde und dann wieder ausgebuddelt. Und der Mensch ist dann wieder zum Leben gekommen. Und irgendwann gab’s das, ich glaub in Thomas Gottschalks Show ‚Wetten, dass,’ ich hab’s selbst nicht gesehen, das haben mir Leute erzählt, vor fünfzehn Jahren muss das gewesen sein, da hat sich jemand zwo Stunden lang in einen gläsernen Sarg unten in ein Schwimmbad reingelegt, was auch nach Meinung aller beteiligten Ärzte und Fachleute unverantwortlich war, aber er hat gesagt, er hat das schon regelmäßig gemacht, und ist dann putzmunter rausgekommen. Ich weiß jetzt nicht, ob man bei ihm EEG und EKG genommen hat. Also wenn ihr von so jemand hört, der das macht, solche Fälle gibt es. Das muss aber nicht heißen, dass er deswegen ein fortgeschrittenerYogi ist. Also es gibt spezifische Atemtechniken mit spezifischen Mudras und Asanas, wo man solche Zustände auslösen kann. Aus gutem Grund werden die nicht so an die Öffentlichkeit gegeben, aber es gibt genügend Menschen, die das schon demonstriert haben. Wenn das eben durch die fortgeschrittenen Pranayamas geschieht, ist das ein Zeichen, man hat Prana unter Kontrolle. Aber da lassen wir die Finger von. Ich kenne auch die Technik nicht. Der Swami Vishnu war weise genug, sie uns nicht beizubringen. Wenn Kevala Kumbhaka so spontan von selbst entsteht, dann ist das ein Zeichen, dass man in Samadhi ist. Wenn man wirklich in Samadhi ist, und das einen längeren Zeitraum, dann entstehen erstens alle Siddhis, wie ihr euch erinnert, die Satwapathi-Stufe der sieben Bhumikas ist erreicht. Dann könnte man alles mögliche erreichen. Aber noch wichtiger: Man erfährt tiefe Wonne, Satchidananda, und es gibt nichts mehr, was man noch erreichen müsste.

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2. Kapitel, Vers 75

Deutsche Übersetzung:

Und darüber hinaus erreicht [der Yogi] den Zustand des Raja-Yoga, darüber gibt es keinen Zweifel. Durch Kumbhaka wird die Kundalini erweckt und durch die erweckte Kundalini wird die Sushumna frei von Hindernissen und Vollkomenheit im Hatha-Yoga entsteht.

Sanskrit Text:

  • rāja-yoga-padaṁ cāpi labhate nātra saṁśayaḥ |
    kumbhakāt kuṇḍalī-bodhaḥ kuṇḍalī-bodhato bhavet |
    anargalā suṣumṇā ca haṭha-siddhiś ca jāyate ||75||
  • राजयोगपदं चापि लभते नात्र संशयः ।
    कुम्भकात् कुण्डलीबोधः कुण्डलीबोधतो भवेत् ।
    अनर्गला सुषुम्णा च हठसिद्धिश् च जायते ॥७५॥
  • raja yoga padam chapi labhate natra samshayah |
    kumbhakat kundali bodhah kundali bodhato bhavet |
    anargala sushumna cha hatha siddhish cha jayate ||75||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • rāja-yoga* : (des) königlichen Yoga (RajaYoga)
  • padaṁ : (den) Zustand („Ort“, Pada)
  • ca : und (Cha)
  • api : auch, sogar (Api)
  • labhate : er erlangt, erreicht (labh)
  • na : nicht (Na)
  • atra : hier(über, Atra)
  • saṁśayaḥ : (besteht ein) Zweifel (Samshaya)
  • kumbhakāt : aufgrund der Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kuṇḍalī : (der) Kundali(ni)
  • bodhaḥ : (erfolgt das) Erwachen (Bodha)
  • kuṇḍalī : (der) Kuṇḍaliṇī
  • bodhataḥ : aufgrund des Erwachens
  • bhavet : wird (bhū)
  • an-argalā : frei (an-) von Hindernissen (Argala)
  • suṣumṇā : (die) Sushumna
  • ca : und
  • haṭha : (im) Hatha(-Yoga)
  • siddhiḥ : Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • ca : und
  • jāyate : es entsteht (jan)        ||75||

*Anmerkung: Zu einer Definition des Begriffes Rajayoga in diesem Zusammenhang vgl. die Anm. zu Kap. 4 Vers 103.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dann erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Das wird „chitta vritti nirodha“ genannt.

Durch dieses Kumbhaka wird die Kundalini emporgebracht. Wenn sie so hochgeholt ist, ist die Sushumna frei von allen Hindernissen und man hat Vollkommenheit in Hatha Yoga erreicht. Vollkommenheit in Hatha Yoga ist Vollendung in Raja Yoga; sie sind ein und dasselbe.

Sukadev

75. Dann erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Also citta vritti nirodhana, dies Zurruhebringen der Gedanken im Geist, Herrschaft über den Geist. Jetzt behauptet er hier:

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2. Kapitel, Vers 76

Deutsche Übersetzung:

Ohne Hatha-Yoga gelingt kein Raja-Yoga, ohne Raja-Yoga gelingt kein Hatha-Yoga. | Daher soll [der Yogi] beides praktizieren, solange er den Erfolg nicht erreicht hat.

Sanskrit Text:

  • haṭhaṁ vinā rājayogo rāja-yogaṁ vinā haṭhaḥ |
    na sidhyati tato yugmam ā niṣpatteḥ samabhyaset ||76||
  • हठं विना राजयोगो राजयोगं विना हठः ।
    न सिध्यति ततो युग्मम् आनिष्पत्तेः समभ्यसेत् ॥७६॥
  • hatham vina rajayogo raja yogam vina hathah |
    na sidhyati tato yugmam a nishpatteh samabhyaset ||76||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • haṭhaṁ : (den) Hatha(-Yoga)
  • vinā : ohne (Vina)
  • rāja-yogaḥ : (der) königliche Yoga (RajaYoga)
  • rāja-yogaṁ* : (den) königlichen Yoga (Rāja-Yoga)
  • vinā : ohne
  • haṭhaḥ : Haṭha(-Yoga)
  • na : nicht (Na)
  • sidhyati : hat Erfolg, gelingt (Siddhi)
  • tataḥ : daher, deshalb (Tatas)
  • yugmam : beide („als Paar“, Yugma)
  • ā : bis (A)
  • niṣpatteḥ : zur Vollendung (des Rāja-Yoga, Nishpatti)
  • samabhyaset : man soll üben, praktizieren (sam + ahbi + as)       ||76||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass hier (atra) unter dem Wort (Shabda) RajaYoga die im vierten Kapitel (ChaturthaUpadesha) gelehrt werdenden (vakṣyamāṇa) Techniken (Sadhana) zu verstehen sind, die in Form (Rupa) von UnmaniShambhavi Mudra usw. den ebenfalls als Rajayoga bezeichneten höchsten Zustand (Param Padam) herbeiführen: rāja-yoga-sādhane ‚tra rāja-yoga-śabdaḥ rāja-yoga-sādhanaṃ caturthopadeśe vakṣyamāṇam unmanī-śāmbhavī-mudrādi-rūpam.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Man kann nicht ohne Hatha Yoga Vollendung in Raja Yoga erlangen, und umgekehrt. Deshalb sollte er beide praktizieren, bis er Vollkommenheit in Raja Yoga erreicht.

Das unterstreicht den Punkt, dass man beide Yogas gleichzeitig praktizieren sollte: Asanas und Pranayama zusammen mit Meditation und Mantras, nicht nur einen Yoga allein.

Sukadev

76. Man kann nicht ohne Hatha Yoga Vollendung in Raja-Yoga erlangen, und umgekehrt. Deshalb sollte er beide praktizieren, bis er Vollkommenheit in Raja Yoga erreicht.

Also Vollkommenheit erreichen wir, wenn wir beides praktizieren. Patanjali wäre damit vielleicht nicht ganz so einverstanden. Es mag den einen oder anderen tatsächlich geben, der allein durch geistige Übung den Geist unter Kontrolle bringt. Aber das gelingt nicht oft, und daher ist Hatha-Yoga für die große Mehrheit der Menschen eine Hilfe zum Raja-Yoga. Aber Hatha-Yoga allein ausgeführt, hat auch einen Nachteil, nämlich dass man nur auf den Körper konzentriert ist. Es gibt ja genügend Yoga-Schüler und Yoga-Praktizierende in Deutschland, die Hatha-Yoga hauptsächlich für Entspannung und Gesundheit praktizieren. Selbst das, wenn es richtig gelehrt wird, hat irgendwann die Wirkung, dass sich auch innerlich etwas tut, sofern das innerlich angelegt wird. Hier hängt’s natürlich auch ab, wie Hatha-Yoga gelehrt wird. Es gibt ja inzwischen eine ganze Reihe Arten von Hatha-Yoga, die den Menschen, selbst wenn der Mensch täglich übt, nicht dazu bringen, wirklich auf den spirituellen Weg zu kommen, sondern dass er dann eben in dem körperlichen Zustand verharrt. Die Weise, die ihr nach Sivananda lernt, ist eine der Weisen, nicht die einzige, die, wenn der Mensch regelmäßig übt, es, wenn irgendwie eine spirituelle Ader in dem Menschen drin ist, wird die aktiviert. Und dort eben die Reihe Atemübungen,Asanas, Halten der Asanas,Tiefenentspannung. Bei den Asanas Verbindung von Konzentration, Atmung und Entspannung. All das hat diese fast magische Wirkung.

Von Kriya-Yoga gibt’s Hunderte von verschiedenen Sorten, denn Kriya heißt wörtlich Handlung, und in verschiedenen Yoga-Systemen ist Kriya was anderes. Zum Beispiel in Patanjalis Werk Tapas, Svatyaya, Ishvara Pranidhana, Kriya Yoga. Das heißt Kriya- Yoga besteht aus Tapas – Askese, Svatyaya – Selbststudium, und Ishvara Pranidhana – Studium der Schriften. Es gibt im Bhakti -Yoga auch Kriya-Yoga, das sind fünf Handlungen. Das eine ist, Opferfeuer zu machen, Pujas zu machen, Arati zu machen, dann gehört noch Spenden zu geben und regelmäßig in den Tempel zu gehen. Das sind die fünf Kriyas in einer Form von Bhakti-Yoga. Dann im Hatha-Yoga gibt’s sechs Kriyas. Tratak, Neti, Dhauti, Kapalabhati, Nauli und Bhasti. Und du meinst ja wahrscheinlich den Kriya-Yoga von Paramahansa Yogananda und seine Schülern, der heute meistens als Kriya-Yoga bezeichnet wird. Das sind eigentlich hauptsächlich kombinierte Energieerweckungsübungen, die wir hier als Kundalini-Yoga bezeichnen würden. Also das, was Yogananda und seine Schüler, auch von ähnlichen Traditionen lehren, sind eigentlich Kundalini-Praktiken, Das sind bestimmte Visualisierungen, die manchmal verbunden sind mit bestimmten Formen von Mula-Bandha, Tratak, Mantra – es sind also kombinierte Energieerweckungsübungen. Es gibt dort verschiedene Formen von Meditationen. Und es gibt auch verschiedene Traditionen. Paramahansa Yogananda ist eine Tradition, und dann gibt’s den Hari Harananda, eine andere Tradition, dann gibt’s den Raja Govindan, der hat noch mal eine andere. Es sind also verschiedene Energietechniken. Gut. Hatha-Yoga soll also auch ergänzt werden mit Raja-Yogatechniken. Patanjali sagte ja auch, dass manPranayama üben soll mit einem Geist, in dem das sattvige Element vorherrschend ist, also sattvige Konzentrationstechniken in Verbindung, und letztlich hat Swatmarama ja im ersten Kapitel die Yamas und die Niyamas noch stärker ausgebaut, als Patanjali, damit dem Schüler klar wird, es reicht nicht nur aus, Asanas zu praktizieren, sondern es ist wichtig, die vollständige Yoga-Praxis zu üben.

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2. Kapitel, Vers 77

Deutsche Übersetzung:

Am Ende des Prana-Anhaltens durch Kumbhaka, soll der Yogi den Geist frei machen. | So erreicht er durch diese Praxis den Zustand des Raja-Yoga.

Sanskrit Text:

  • kumbhaka-prāṇa-rodhānte kuryāc cittaṁ nirāśrayam |
    evam abhyāsa-yogena rāja-yoga-padaṁ vrajet ||77||
  • कुम्भकप्राणरोधान्ते कुर्याच् चित्तं निराश्रयम् ।
    एवम् अभ्यासयोगेन राजयोगपदं व्रजेत् ॥७७॥
  • kumbhaka prana rodhante kuryach chittam nirashrayam |
    evam abhyasa yogena raja yoga padam vrajet ||77||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kumbhaka : (durch die) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • prāṇa : (des) Atems, (der) Lebensenergie (Prana)
  • rodha : (des) Anhaltens („Einsperrens“, Rodha)
  • ante : am Ende (Anta)
  • kuryāt : man mache (kṛ)
  • cittaṁ : (den) Geist (Chitta)
  • nir-āśrayam : frei von (allen) Objekten („Stützen“, Nirashraya)
  • evam : so, auf diese Weise (Evam)
  • abhyāsa : (der) Übung, Wiederholung (Abhyasa)
  • yogena : durch die Methode (Yoga)
  • rāja-yoga : (des) königlichen Yoga (RajaYoga)
  • padaṁ : (den) Zustand (“Ort”, Pada)
  • vrajet : man erreicht (vraj)       ||77||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Am Ende der Kumbhaka sollte er seinen Geist von jedwedem Gegenstand abziehen, was immer es auch sei.

Das bedeutet Pratyahara – lasst die Sinne nicht nach außen gehen.

(fortgesetzt) Durch regelmäßiges Praktizieren auf diese Weise erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Sukadev

77. Am Ende der Kumbhaka sollte er seinen Geist von jedwedem Gegenstand abziehen, was immer es auch sei.

Wenn man Pranayama abgeschlossen hat, ist es immer gut, am Ende mit dieser Übung von Kevala Kumbhaka abzuschließen und in die Stille zu gehen. Und manchmal ist dort die Erfahrung besonders schön.

Es gibt da zwei Interpretationen. Das eine: Auf Pranayama folgt Pratyahara, oder man kann sagen, dann folgt die Meditation auf das Absolute. Und so ist es gut, am Ende von Pranayama in die Meditation zu gehen. Wenn ihr die Meditation vor dem Pranayama machen wollt, dann ist das ok. Dann macht am Ende der Meditation so ein, zwei Minuten Stille – Meditation über das Unendliche. Aber es ist gut, am Ende von Pranayama sich nicht gleich in den Tag zu stürzen, sondern einen Moment mindestens in die Stille gehen.

– Durch regelmäßiges Praktizieren auf diese Weise erreicht er die Stufe des Raja Yoga, der Geisteskontrolle.

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2. Kapitel, Vers 78

Deutsche Übersetzung:

Ein schöner Körper, Schlankheit, Ruhe im Gesicht, Manifestation des inneren Klangs und Klarheit in den Augen, | Freiheit von Krankheiten, Sieg über die Triebe (Bindu), zähmung des inneren Feuers, Reinigung der Energiekanäle (Nadi), sind die Kennzeichen vom Erfolg in Hatha-Yoga.

Sanskrit Text:

  • vapuḥ kṛśatvaṁ vadane prasannatā
    nāda-sphuṭatvaṁ nayane su-nirmale |
    arogatā bindu-jayo’gni-dīpanaṁ
    nāḍī-viśuddhir haṭha-siddhi-lakṣaṇam ||78||
  • वपुः कृशत्वं वदने प्रसन्नता
    नादस्फुटत्वं नयने सुनिर्मले ।
    अरोगता बिन्दुजयोऽग्निदीपनं
    नाडीविशुद्धिर् हठसिद्धिलक्षणम् ॥७८॥
  • vapuh krishatvam vadane prasannata
    nada sphutatvam nayane su nirmale |
    arogata bindu jayo’gni dipanam
    nadi vishuddhir hatha siddhi lakshanam ||78||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vapus : (des) Körpers (Vapus)
  • kṛśatvaṁ : Schlankheit (Krisha)
  • vadane : (des) Gesichts (Vadana)
  • prasannatā : Klarheit, Reinheit, Heiterkeit (Prasanna)
  • nāda : (des inneren, „unangeschlagenen“) Klanges (Nada)
  • sphuṭatvaṁ : (das) Offenbarsein, (die) Vernehmbarkeit (Sphuta)
  • nayane : Augen (Nayana)
  • su-nirmale : äußerst (Su) klare, glänzende („fleckenlose“, Nirmala)
  • arogatā : Gesundheit („Nicht-Krankheit“, Arogata)
  • bindu : (über den) Samen(fluß, „Tropfen“, Bindu)
  • jayaḥ : Meisterschaft („Sieg“, Jaya)
  • agni : (des Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • dīpanaṁ : (das) Stimulieren („Entfachen, Auflodernlassen“, Dipana)
  • nāḍī : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi)
  • viśuddhiḥ : (die) Reinigung, Reinheit (Vishuddhi)
  • haṭha : (im) Hatha(-Yoga)
  • siddhi : (für) Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • lakṣaṇam : (all dies ist ein) Zeichen, Kennzeichen (Lakshana)       ||78||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Die Zeichen der Vollendung in Hatha Yoga sind:

Jene, welche die Kontrolle eures Pranas und Geistes anzeigen: der Körper wird mager, die Sprache beredsam, auch wenn ihr vielleicht nicht grammatikalisch (korrekt) sprecht, ist eure Rede doch sehr kraftvoll.

Die inneren Klänge werden deutlich gehört oder Licht kann sehr klar kommen.

Die Augen sind klar und hell, der Körper ist von allen Beschwerden befreit, die Samenflüssigkeit ist konzentriert, das heißt, dass die Samenflüssigkeit nicht zum Geschlechtsorgan hinuntergeht. Automatisch geht sie jeden Tag zurück, es sei denn, ihr wollt sie wirklich runterbringen.

Das Verdauungsfeuer ist gesteigert. Eure Verdauung wird sehr gut und die Nadis sind gereinigt.

Sukadev

78. Die Zeichen der Vollendung in Hatha Yoga sind: Der Körper wird mager, die Sprache beredsam, die inneren Klänge werden deutlich gehört, die Augen sind klar und hell, der Körper ist von allen Beschwerden befreit, die Samenflüssigkeit ist konzentriert, das Verdauungsfeuer ist gesteigert und die Nadis sind gereinigt.

Also auf allen Ebenen will er es hier beschreiben. Der Swami Vishnu hat da jetzt noch einen Kommentar. Er interpretiert es dann so, dass man enthaltsam leben kann. Interessanterweise kann man Hatha Yoga sowohl dafür nehmen, wie auch um die sexuelle Energie zu harmonisieren. Bei der Samenflüssigkeit, das ist jetzt wiederum nicht physisch zu verstehen, sondern ist letztlich Abhana-Vayu, und Abhana-Yavu ist konzentriert, sublimiert, umgewandelt in Ojas. Und so schließt das zweite Kapitel ab.

Eines will ich noch sagen für die Übungen zuhause. Wenn man wenig Zeit hat, dann übt man drei Runden Kapalabhati, und zwanzig Minuten Wechselatmung mit Samanu-Konzentration und den Bandhas. Und wenn man dann mehr Zeit hat, kann man noch Ujjayi, Suryabedha, Bhastrika üben, wenn man Energien wecken will, und Sithali/Sitkari, wenn man die Energien wieder harmonisieren will, oder man kann auch die Mudra-Reihe im Anschluss daran üben.

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