2. Kapitel, Vers 71

Deutsche Übersetzung:

Es wird gesagt, dass es drei Arten von Pranayama (gibt): Ausatmung, Einatmung und Anhalten. | Das Anhalten selbst wird als zweigestalt angenommen: verbunden und isoliert.

Sanskrit Text:

  • prāṇāyāmas tridhā prokto reca-pūraka-kumbhakaiḥ |
    sahitaḥ kevalaś ceti kumbhako dvividho mataḥ ||71||
  • प्राणायामस् त्रिधा प्रोक्तो रेचपूरककुम्भकैः ।
    सहितः केवलश् चेति कुम्भको द्विविधो मतः ॥७१॥
  • pranayamas tridha prokto recha puraka kumbhakaih |
    sahitah kevalash cheti kumbhako dvividho matah ||71||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇa-āyāmaḥ : (die) Atemzügelung (Pranayama)
  • tridhā* : in dreifacher Weise (Tridha)
  • proktaḥ : wird gelehrt (Prokta)
  • reca : (in Form von) Ausatmung (Recaka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung nach erfolgter Ausatmung, Recha)
  • pūraka : Einatmung (Pūraka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung nach erfolgter Einatmung, Puraka)
  • kumbhakaiḥ : (und) Atemverhaltung (Kumbhaka-Prāṇāyāma*, d.h. Atemverhaltung ohne vorhergehende Aus- oder Einatmung, Kumbhaka)
  • sahitaḥ : verbunden (mit Aus- bzw. Einatmung, dies entspricht nach Brahmānandas Kommentar Recaka- bzw. Pūraka-Prāṇāyāma, Sahita)
  • kevalaḥ : isoliert, unabhängig  (von Aus- bzw. Einatmung, dies entspricht nach Brahmānandas Kommentar Kumbhaka-Prāṇāyāma, Kevala)
  • ca : und (Cha)
  • iti : so, somit (Iti)
  • kumbhakaḥ : (die) Atemverhaltung
  • dvividhaḥ* : (als) von zweierlei Art (Dvividha)
  • mataḥ : wird erachtet („geschätzt“, Mata)           ||71||

*Anmerkung: Den Erläuterungen des Kommentators Brahmananda folgend unterteilt man die Atemzügelung (Pranayama) einerseits dreifach (tri-dhā), und zwar in RechakaPranayama, PurakaPranayama und Kumbhaka-Pranayama. Eine weitere Art der Einteilung ist die zweifache (dvi-vidha) Unterscheidung von SahitaKumbhaka und KevalaKumbhaka. SahitaKumbhaka bezeichnet nach Brahmānanda RechakaPranayama bzw. PurakaPranayama, je nachdem, ob der Atemverhaltung eine Aus- oder Einatmung vorausgeht. KevalaKumbhaka ist wiederum nicht verschieden (abhinna) von Kumbhaka-Pranayama: kevala-kumbhakaḥ kumbhaka-prāṇāyāmād abhinnaḥ.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Die erste Art von Pranayama besteht darin, dass man zuerst Rechaka ausführt, die zweite (Art) darin, dass man Puraka zuerst ausführt. Die dritte ist plötzliches Anhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka. Sahita Kumbhaka gibt es in zwei Arten: die erste gleicht der ersten Art von Pranayama, die zweite gleicht der zweiten Art von Pranayama. Kevala Kumbhaka ist dasselbe wie Kumbhaka Pranayama.

Vishnu-devananda

Es gibt drei Arten von Pranayama: Rechaka Pranayama, Puraka Pranayama und Kumbhaka Pranayama. Kumbhaka gibt es auch auf zwei Arten: Sahita und Kevala.

Sukadev

71. Es gibt drei Arten von Pranayama: Rechaka-Pranayama, Puraka-Pranayama und Kumbhaka-Pranayama.

Das kann man jetzt auf drei Weisen interpretieren: Man kann sagen: Das Einatmen, anhalten und ausatmen – auch Patanjali gibt ja in seinem zwoten Kapitel eine geniale Weise, Pranayama zu erklären. Er sagt: Pranayama besteht aus einatmen, anhalten und austamen, und wird durch Dauer, Ort und Anzahl reguliert. Ort: Linkes Nasenloch, rechtes Nasenloch, beide Nasenlöcher, dann mal durch den Mund. Dauer: Man kann länger anhalten, weniger lang anhalten. Anzahl: Wieviele Runden man macht. Eigentlich, wenn man das so weiß, sieht man: So kompliziert ist Pranayama nicht. Die ganzen Pranayama-Übungen entscheiden sich nur, wo man atmet, wie lange man atmet, in welchem Rhythmus und wie oft. Und Brahmananda, ein Hatha-Yoga-Meister, ich glaube im 19. Jahrhundert war, gibt in seinem Kommentar an: Man kann Pranayama machen, indem man die Luft anhält nach dem Einatmen, und nach dem Ausatmen. Es gibt manche Pranayamas, da ist das Ausatmen nach dem Einatmen wichtiger, und es gibt manche Pranayamas, da ist das Anhalten nach dem Einatmen wichtiger, und manche, da ist das Anhalten nach dem Ausatmen wichtiger. Es gibt bei allen Pranayamas grundsätzlich das Kumbhaka.

– Kumbhaka gibt es auch auf zwei Arten: Sahita und Kevala.

Sahita Kumbhaka ist das bewusste Anhalten des Atems nach ein- und ausatmen. Kevala heißt mit bewusstem Anhalten nach bewusstem Ein- oder bewusstem Ausatmen. Kevala heißt wörtlich: Natürlich. Und Kevala heißt auch: Anstrengungslos, es entsteht von selbst. Und Kevala Kumbhaka, wenn es vollständig und spontan entsteht, ist das Aussetzen des Atems ohne ein- und ausatmen. Es kann ganz sanftes ein- und ausatmen noch damit verbunden sein, aber eben nur ein ganz sanftes und wenig.

Es gibt eine Übung von Kevala Kumbhaka, indem man den Atem bewusst verlangsamt und verflacht, so dass man nur noch wenig Luft einatmet und wenig Luft ausatmet. Prana steuert auch unser Atemsystem. Wenn kein Prana mehr ins Atemsystem geht, atmen wir nicht mehr. Da dabei aber auch gleichzeitig alle anderen physiologischen Prozesse des Körpers zum Stillstand gebracht werden, also auch die katabolischen, die abbauenden Prozesse, geht auch der Körper nicht kaputt dabei.

Vollständiges Kevala Kumbhaka ist, wenn man fast gar nicht mehr atmet. Solche Zustände sind schon zur Genüge in physiologischen Labors untersucht worden. Es gibt eine ganze Reihe von Hatha Yogis, die dies gezeigt haben. Der Swami Vishnu konnte seinen Herzschlag nahezu anhalten, er konnte seinen Atem aussetzen. Vom Swami Rama ist bekannt, dass er mehrere Jahre in Amerika bei physiologischen Untersuchungen war, und der konnte mehrere Stunden die Luft anhalten. Also nicht einatmen, Jalandhara Bandha und die Luft anhalten, sondern einfach nicht mehr atmen. Dann gab’s einen Nada-Yogi, der hieß Swami Nadabrahmananda, der konnte eine halbe Stunde virtuos Tabla spielen, während er in einer Art luftdichten Käseglocke eingeschlossen war. Also der konnte noch dazu, obgleich er nicht geatmet hat, eine halbe Stunde lang Tabla spielen. Das widerspricht jetzt jeglicher physiologischen Gesetzmäßigkeit. Man kann sagen, es gibt noch Rechaka Kumbhaka und Puraka Kumbhaka. Rechaka Kumbhaka ist das Anhalten nach der Ausatmung, und Puraka Kumbhaka ist das Anhalten nach der Einatmung. Insgesamt übt man im Yoga mehr Atemanhalten nach dem Einatmen. Aber es gibt auch Einiges, wo man den Atem anhält nach dem ausatmen. Beim Kapalabhati kann man auch erst Uddhiyana Bandha machen, bevor man ein- und ausatmet. Auch nach Bhastrika. Man kann auch im Rahmen der Wechselatmung die Luft anhalten nach dem ausatmen. Und ihr könnt mal spüren, was für euch wirkungsvoll ist, und dann könnt ihr auch das Atemanhalten nach dem Ausatmen verstärken. Man macht das mit Anfängern normalerweise nicht. Außer den stehenden Reinigungsübungen, Uddhiyana Bandha und Agni Sara.

Audio

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2. Kapitel, Vers 72

Deutsche Übersetzung:

Bis Perfektion in Kevalakumbhaka erreicht ist, soll der Yogi Sahitakumbhaka üben. | Wenn er einmal Ausatmung (Rechaka) und Einatmung (Puraka) der Luft hinter sich gelassen hat, wird das Anhalten (Dharana) mit Leichtigkeit [sich einstellen].

Sanskrit Text:

  • yāvat kevala-siddhiḥ syāt sahitaṁ tāvad abhyaset |
    recakaṁ pūrakaṁ muktvā sukhaṁ yad vāyu-dhāraṇam ||72||
  • यावत् केवलसिद्धिः स्यात् सहितं तावद् अभ्यसेत् ।
    रेचकं पूरकं मुक्त्वा सुखं यद् वायुधारणम् ॥७२॥
  • yavat kevala siddhih syat sahitam tavad abhyaset |
    rechakam purakam muktva sukham yad vayu dharanam ||72||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yāvat : solange bis (Yavat)
  • kevala : (in der) isolierten (Atemverhaltung, KevalaKumbhaka)
  • siddhiḥ : Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • syāt : sich einstellt („ist“, as)
  • sahitaṁ : (die) verbundene (Form der Atemverhaltung, SahitaKumbhaka)
  • tāvat : solange (Tavat)
  • abhyaset : man soll üben, praktizieren (abhi + as)
  • recakaṁ : (vorherige) Ausatmung (Rechaka)
  • pūrakaṁ : (oder) Einatmung ( Puraka)
  • muktvā : ohne („verlassen habend“, Mukta)
  • sukhaṁ : leicht (erfolgt, Sukha)
  • yad : wenn (Yad)
  • vāyu : (der) Luft („Wind“, Vayu)
  • dhāraṇam : (das) Anhalten (Dharana, Fortsetzung in Vers 73)        ||72||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Sahita sollte praktiziert werden, bis das Prana in die Sushumna eintritt. Das ist an einem besonderen Klang erkennbar, der in der Sushumna hervorgerufen wird. Er sollte dann nur zehn oder fünfundzwanzig Sahita Kumbhakas praktizieren und die Anzahl der Kevala Kumbhakas auf achtzig steigern.

Vishnu-devananda

Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

Sahita Kumbhaka ist das Anhalten des gewöhnlichen Pranayamas mit kontrollierten Ein- und Ausatmung.

Wie viele Jahre werdet ihr weiterhin Pranayama praktizieren bis ihr Kevala Kumbhaka erreicht? Kevala Kumbhaka ist die automatische Aufhebung des Atems, die eintritt, wenn beide Nasenlöcher, das rechte und das linke, ins Gleichgewicht kommen. Schließlich wird das eine natürliche Sache, so dass der Atem stehenbleibt, wenn ihr in der Meditation sitzt – einfach so – und dann gibt es ein gelegentliches, sehr langsames Atmen durch beide Nasenlöcher. Wenn Kevala Kumbhaka erreicht ist, braucht ihr das Praktizieren von Pranayama nicht mehr fortzusetzen. Es braucht eine lange Zeit, um das zu erreichen, aber wenn ihr fortgesetzt über die Jahre hin praktiziert, dann geschieht es. Es hat Ähnlichkeit mit dem Verlangsamen oder Anhalten des Atems, wenn ihr versucht, auf etwas zu lauschen.

Wenn Prana in die Sushumna gelangt, könnt ihr den inneren Klang hören oder den friedlichen Zustand fühlen. Wenn ihr das erreicht, braucht ihr die intensive Praktik von Asanas und Pranayama nicht mehr fortzuführen. Drei oder vier Stunden an Asanas, Pranayama, Bandhas, Mudras etc. sind nicht länger notwendig. Macht nur ein paar Asanas und Pranayama weiter, so dass der Körper gesund bleibt und sich das Zwerchfell weiterhin in die richtige Richtung bewegt. Zu dieser Zeit solltet ihr täglich nur zehn bis zwanzig Runden Wechselatmung praktizieren, wobei ihr Bhastrika und die anderen Pranayamas weglasst. Dann solltet ihr mehr versuchen, den inneren Klang zu hören und das Prana durch Konzentration in der Sushumna zu halten.

Sukadev

72. Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

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2. Kapitel, Vers 73

Deutsche Übersetzung:

Dieses Pranayama, das zuvor beschrieben wurde, ist sicherlich Kevala-Kumbhaka. | Wenn Perfektion in dem für sich stehenden Anhalten erlangt wurde, besteht Freiheit von Aus- und Einatmung.

Sanskrit Text:

  • prāṇāyāmo’yam ity uktaḥ sa vai kevala-kumbhakaḥ |
    kumbhake kevale siddhe reca-pūraka-varjite ||73||
  • प्राणायामोऽयम् इत्य् उक्तः स वै केवलकुम्भकः ।
    कुम्भके केवले सिद्धे रेचपूरकवर्जिते ॥७३॥
  • pranayamo’yam ity uktah sa vai kevala kumbhakah |
    kumbhake kevale siddhe recha puraka varjite ||73||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇa-āyāmaḥ : (der) Atemzügelung  (Pranayama)
  • ayam : diese (Art, Ayam)
  • iti : so (Iti)
  • uktaḥ : wird genannt (Ukta)
  • saḥ : sie (Tad)
  • vai : wahrlich, bekanntlich, gewiss (Vai)
  • kevala-kumbhakaḥ : islolierte Atemverhaltung (KevalaKumbhaka)
  • kumbhake : Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kevale : (wenn die) isolierte (Kevala)
  • siddhe : gemeistert ist (Siddha)
  • reca : Ausatmung (Recha)
  • pūraka : (und) Einatmung (Puraka)
  • varjite : frei von (Varjita, Fortsetzung in Vers 74)       ||73||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Diese Art Pranayama wird Kevala Kumbhaka genannt.

Sukadev

73. Diese Art Pranayama

eben ohne bewusstes Puraka und Rechaka, ohne bewusstes Einatmen und Ausatmen

– wird Kevala Kumbhaka genannt.

Audio

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2. Kapitel, Vers 74

Deutsche Übersetzung:

Für diesen ist nichts was in den drei Welten bekannt wäre schwer zu erreichen, | der das Kevala-Kumbhaka, das Anhalten der Luft wie hier beschrieben, beherrscht.

Sanskrit Text:

  • na tasya dur-labhaṁ kiñ-cit triṣu lokeṣu vidyate |
    śaktaḥ kevala-kumbhena yatheṣṭaṁ vāyu-dhāraṇāt ||74||
  • न तस्य दुर्लभं किंचित् त्रिषु लोकेषु विद्यते ।
    शक्तः केवलकुम्भेन यथेष्टं वायुधारणात् ॥७४॥
  • na tasya durlabham kin chit trishu lokeshu vidyate |
    shaktah kevala kumbhena yatheshtam vayu dharanat ||74||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : nicht (Na)
  • tasya : für einen solchen (Yogi, Tad)
  • dur-labhaṁ : (das) schwer zu erlangen (ist, Durlabha)
  • kiñ-cid : irgend etwas (Kim Chid)
  • triṣu : in den drei (Tri)
  • lokeṣu : Welten (Loka)
  • vidyate : es gibt (Vid)
  • śaktaḥ : (ein Yogi, der) fähig (ist, Shakta)
  • kevala-kumbhena : (zur) islolierten Atemverhaltung (KevalaKumbha)
  • yathā-iṣṭaṁ : nach Belieben („wie gewünscht“, Yatha Ishta)
  • vāyu : (der) Luft (“Wind”, Vayu)
  • dhāraṇāt : aufgrund des Anhaltens (Dharana, Fortsetzung in Vers 75)        ||74||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn dieses Kumbhaka ohne irgendein Rechaka oder Puraka gemeistert worden ist, dann gibt es für ihn nichts mehr in diesen drei Welten, was er nicht erlangen könnte. Er kann seinen Atem durch Kumbhaka anhalten, solange er möchte.

Nun könnt ihr, wann auch immer ihr Prana hochbringen wollt, es einfach mit bloßer Konzentration tun.

Sukadev

74. Wenn dieses Kumbhaka ohne irgendein Rechaka oder Puraka gemeistert worden ist, dann gibt es für ihn nichts mehr in diesen drei Welten, was er nicht erlangen könnte. Er kann seinen Atem durch Kumbhaka anhalten, solange er möchte.

Das ist ein Zeichen einer fortgeschrittenen Herrschaft über Prana. Natürlich darf man das jetzt auch nicht alles wörtlich nehmen. Aber wenn wir das Prana so sehr unter Kontrolle haben, dass wir den Atem willkürlich aufhören lassen können, dann können wir dieses Prana auch in alle möglichen anderen Richtungen einsetzen, sofern wir das wollen.

In dem Zustand kann man theoretisch eben in einem luftdichten Raum eingesperrt werden und dort jahrelang drin verweilen. Es gibt dazu eine Geschichte von Dattatreya. Dattatreya, einer der großen, legendären Meister, der vor vielen Jahrtausenden gelebt haben soll. Dattatreya wollte meditieren, aber die Menschen haben irgendwie erkannt, dass er ein großer Meister ist. Also sind sie zu ihm hin und wollten ständig von ihm irgendwas. Und natürlich, wie die meisten Schüler, wollten sie nicht nur die Selbstverwirklichung erreichen, sondern großen Meistern werden alle möglichen anderen übernatürlichen Kräfte nachgesagt. „O Meister, bitte hilf mir, ich hab Schnupfen, ich hab Erkältung, ich hab Rückenschmerzen, bitte hilf mir. Bitte hilf mir mit meinen Partnerschaftsproblemen, bitte gib, dass es regnet, dass die Sonne scheint, dass meine Felder fruchtbar sind und so weiter. Und Dattatreya hatte davon genug und rannte weg. Und die ganzen Leute folgten ihm. Da kletterte er auf einen Baum, um dort oben meditieren zu können. Und die Leute bastelten eine Leiter und Baumhäuser drumherum, um mit ihm sprechen zu können. Da ging er schließlich in einen Fluss und meditierte dann am Grund des Flusses eine Woche lang. Und als er dort raus kam, hatten die Leute ein Camp gebildet am Fluss und schauten ihm zu. Schließlich wusste Dattatreya sich nur so zu helfen, dass er mit seiner yogischen Kraft drei Gespielinnen schuf, und dann alle drei Gespielinnen gleichzeitig umarmte. Darauf hin dachten die Dorfbewohner, oder alle Leute, er sei von seinem Weg abgefallen und ließen ihn in Ruhe. So konnte er wieder ruhig meditieren. Analog des alten Busch-Wortes: Ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Gut, Dattatreya jedenfalls lebte eine Woche unter Wasser. Der Yogi Busundhi, von dem der SwamiVishnu öfters berichtet in dem Buch ‚Wissenschaft des Pranayama‚, – einer der ältesten Texte, der Pranayama genauer beschreibt, ist eigentlich von Yoga Vasishta – Jedenfalls gab’s einen Hatha-Yogi, der hieß Yogi Busundhi, der lebte sogar jahrelang im Wasser, glaub ich. Der machte Kevala Kumbhaka so lange. Gut.

Kevala Kumbhaka gibt’s auch als Übung, die nicht übermäßig hilfreich ist, das nennt sich dann Jada Samadhi – lebloser Samadhi. Es gibt bestimmte Techniken, wo man das Kevala Kumbhaka von selbst herbeiführen kann und den Körper in eine Art Winterschlaf reinbringen kann. Wie einige Tiere. Beschränken wir uns auf die unbestrittenen Igel und die Bären. Die fallen dann in einem Winterschlaf, wo sie fast nicht mehr atmen. Da ist der Atem reduziert auf vier Atemzüge pro Minute, der Herzschlag ist unter zehn. Und die sind in der Zeit auch unbewusst, nimmt man jedenfalls an, keiner hat mit ihnen gesprochen, und sie gefragt, ob sie was erinnern können, aber es wird angenommen. Und wenn man ein Blatt vor die Nase legen würde, würde man nicht feststellen, dass sie atmen und wenn man deren Puls nehmen würde als Mensch, würde man auch den Puls nicht spüren. Man müsste da subtilere Instrumente haben. Und so gibt es auch bestimmte Hatha-Yoga-Techniken, mit denen man diesen Zustand hervorrufen kann. Der ist aber für spirituelle Zwecke nicht von Nutzen. Deshalb hat’s uns der Swami Vishnu auch nicht gelehrt, aber so wie er davon gesprochen hat, kannte er das.

Ihr habt vielleicht von Vorführungen in Indien gehört, wo Menschen sich einbuddeln lassen. Und irgendwann hab ich mal so was gelesen. Erst in so einen Zinnsarg eingeschweißt, und dann für ein halbes Jahr in die Erde und dann wieder ausgebuddelt. Und der Mensch ist dann wieder zum Leben gekommen. Und irgendwann gab’s das, ich glaub in Thomas Gottschalks Show ‚Wetten, dass,’ ich hab’s selbst nicht gesehen, das haben mir Leute erzählt, vor fünfzehn Jahren muss das gewesen sein, da hat sich jemand zwo Stunden lang in einen gläsernen Sarg unten in ein Schwimmbad reingelegt, was auch nach Meinung aller beteiligten Ärzte und Fachleute unverantwortlich war, aber er hat gesagt, er hat das schon regelmäßig gemacht, und ist dann putzmunter rausgekommen. Ich weiß jetzt nicht, ob man bei ihm EEG und EKG genommen hat. Also wenn ihr von so jemand hört, der das macht, solche Fälle gibt es. Das muss aber nicht heißen, dass er deswegen ein fortgeschrittenerYogi ist. Also es gibt spezifische Atemtechniken mit spezifischen Mudras und Asanas, wo man solche Zustände auslösen kann. Aus gutem Grund werden die nicht so an die Öffentlichkeit gegeben, aber es gibt genügend Menschen, die das schon demonstriert haben. Wenn das eben durch die fortgeschrittenen Pranayamas geschieht, ist das ein Zeichen, man hat Prana unter Kontrolle. Aber da lassen wir die Finger von. Ich kenne auch die Technik nicht. Der Swami Vishnu war weise genug, sie uns nicht beizubringen. Wenn Kevala Kumbhaka so spontan von selbst entsteht, dann ist das ein Zeichen, dass man in Samadhi ist. Wenn man wirklich in Samadhi ist, und das einen längeren Zeitraum, dann entstehen erstens alle Siddhis, wie ihr euch erinnert, die Satwapathi-Stufe der sieben Bhumikas ist erreicht. Dann könnte man alles mögliche erreichen. Aber noch wichtiger: Man erfährt tiefe Wonne, Satchidananda, und es gibt nichts mehr, was man noch erreichen müsste.

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2. Kapitel, Vers 75

Deutsche Übersetzung:

Und darüber hinaus erreicht [der Yogi] den Zustand des Raja-Yoga, darüber gibt es keinen Zweifel. Durch Kumbhaka wird die Kundalini erweckt und durch die erweckte Kundalini wird die Sushumna frei von Hindernissen und Vollkomenheit im Hatha-Yoga entsteht.

Sanskrit Text:

  • rāja-yoga-padaṁ cāpi labhate nātra saṁśayaḥ |
    kumbhakāt kuṇḍalī-bodhaḥ kuṇḍalī-bodhato bhavet |
    anargalā suṣumṇā ca haṭha-siddhiś ca jāyate ||75||
  • राजयोगपदं चापि लभते नात्र संशयः ।
    कुम्भकात् कुण्डलीबोधः कुण्डलीबोधतो भवेत् ।
    अनर्गला सुषुम्णा च हठसिद्धिश् च जायते ॥७५॥
  • raja yoga padam chapi labhate natra samshayah |
    kumbhakat kundali bodhah kundali bodhato bhavet |
    anargala sushumna cha hatha siddhish cha jayate ||75||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • rāja-yoga* : (des) königlichen Yoga (RajaYoga)
  • padaṁ : (den) Zustand („Ort“, Pada)
  • ca : und (Cha)
  • api : auch, sogar (Api)
  • labhate : er erlangt, erreicht (labh)
  • na : nicht (Na)
  • atra : hier(über, Atra)
  • saṁśayaḥ : (besteht ein) Zweifel (Samshaya)
  • kumbhakāt : aufgrund der Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • kuṇḍalī : (der) Kundali(ni)
  • bodhaḥ : (erfolgt das) Erwachen (Bodha)
  • kuṇḍalī : (der) Kuṇḍaliṇī
  • bodhataḥ : aufgrund des Erwachens
  • bhavet : wird (bhū)
  • an-argalā : frei (an-) von Hindernissen (Argala)
  • suṣumṇā : (die) Sushumna
  • ca : und
  • haṭha : (im) Hatha(-Yoga)
  • siddhiḥ : Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • ca : und
  • jāyate : es entsteht (jan)        ||75||

*Anmerkung: Zu einer Definition des Begriffes Rajayoga in diesem Zusammenhang vgl. die Anm. zu Kap. 4 Vers 103.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dann erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Das wird „chitta vritti nirodha“ genannt.

Durch dieses Kumbhaka wird die Kundalini emporgebracht. Wenn sie so hochgeholt ist, ist die Sushumna frei von allen Hindernissen und man hat Vollkommenheit in Hatha Yoga erreicht. Vollkommenheit in Hatha Yoga ist Vollendung in Raja Yoga; sie sind ein und dasselbe.

Sukadev

75. Dann erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Also citta vritti nirodhana, dies Zurruhebringen der Gedanken im Geist, Herrschaft über den Geist. Jetzt behauptet er hier:

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2. Kapitel, Vers 76

Deutsche Übersetzung:

Ohne Hatha-Yoga gelingt kein Raja-Yoga, ohne Raja-Yoga gelingt kein Hatha-Yoga. | Daher soll [der Yogi] beides praktizieren, solange er den Erfolg nicht erreicht hat.

Sanskrit Text:

  • haṭhaṁ vinā rājayogo rāja-yogaṁ vinā haṭhaḥ |
    na sidhyati tato yugmam ā niṣpatteḥ samabhyaset ||76||
  • हठं विना राजयोगो राजयोगं विना हठः ।
    न सिध्यति ततो युग्मम् आनिष्पत्तेः समभ्यसेत् ॥७६॥
  • hatham vina rajayogo raja yogam vina hathah |
    na sidhyati tato yugmam a nishpatteh samabhyaset ||76||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • haṭhaṁ : (den) Hatha(-Yoga)
  • vinā : ohne (Vina)
  • rāja-yogaḥ : (der) königliche Yoga (RajaYoga)
  • rāja-yogaṁ* : (den) königlichen Yoga (Rāja-Yoga)
  • vinā : ohne
  • haṭhaḥ : Haṭha(-Yoga)
  • na : nicht (Na)
  • sidhyati : hat Erfolg, gelingt (Siddhi)
  • tataḥ : daher, deshalb (Tatas)
  • yugmam : beide („als Paar“, Yugma)
  • ā : bis (A)
  • niṣpatteḥ : zur Vollendung (des Rāja-Yoga, Nishpatti)
  • samabhyaset : man soll üben, praktizieren (sam + ahbi + as)       ||76||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass hier (atra) unter dem Wort (Shabda) RajaYoga die im vierten Kapitel (ChaturthaUpadesha) gelehrt werdenden (vakṣyamāṇa) Techniken (Sadhana) zu verstehen sind, die in Form (Rupa) von UnmaniShambhavi Mudra usw. den ebenfalls als Rajayoga bezeichneten höchsten Zustand (Param Padam) herbeiführen: rāja-yoga-sādhane ‚tra rāja-yoga-śabdaḥ rāja-yoga-sādhanaṃ caturthopadeśe vakṣyamāṇam unmanī-śāmbhavī-mudrādi-rūpam.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Man kann nicht ohne Hatha Yoga Vollendung in Raja Yoga erlangen, und umgekehrt. Deshalb sollte er beide praktizieren, bis er Vollkommenheit in Raja Yoga erreicht.

Das unterstreicht den Punkt, dass man beide Yogas gleichzeitig praktizieren sollte: Asanas und Pranayama zusammen mit Meditation und Mantras, nicht nur einen Yoga allein.

Sukadev

76. Man kann nicht ohne Hatha Yoga Vollendung in Raja-Yoga erlangen, und umgekehrt. Deshalb sollte er beide praktizieren, bis er Vollkommenheit in Raja Yoga erreicht.

Also Vollkommenheit erreichen wir, wenn wir beides praktizieren. Patanjali wäre damit vielleicht nicht ganz so einverstanden. Es mag den einen oder anderen tatsächlich geben, der allein durch geistige Übung den Geist unter Kontrolle bringt. Aber das gelingt nicht oft, und daher ist Hatha-Yoga für die große Mehrheit der Menschen eine Hilfe zum Raja-Yoga. Aber Hatha-Yoga allein ausgeführt, hat auch einen Nachteil, nämlich dass man nur auf den Körper konzentriert ist. Es gibt ja genügend Yoga-Schüler und Yoga-Praktizierende in Deutschland, die Hatha-Yoga hauptsächlich für Entspannung und Gesundheit praktizieren. Selbst das, wenn es richtig gelehrt wird, hat irgendwann die Wirkung, dass sich auch innerlich etwas tut, sofern das innerlich angelegt wird. Hier hängt’s natürlich auch ab, wie Hatha-Yoga gelehrt wird. Es gibt ja inzwischen eine ganze Reihe Arten von Hatha-Yoga, die den Menschen, selbst wenn der Mensch täglich übt, nicht dazu bringen, wirklich auf den spirituellen Weg zu kommen, sondern dass er dann eben in dem körperlichen Zustand verharrt. Die Weise, die ihr nach Sivananda lernt, ist eine der Weisen, nicht die einzige, die, wenn der Mensch regelmäßig übt, es, wenn irgendwie eine spirituelle Ader in dem Menschen drin ist, wird die aktiviert. Und dort eben die Reihe Atemübungen,Asanas, Halten der Asanas,Tiefenentspannung. Bei den Asanas Verbindung von Konzentration, Atmung und Entspannung. All das hat diese fast magische Wirkung.

Von Kriya-Yoga gibt’s Hunderte von verschiedenen Sorten, denn Kriya heißt wörtlich Handlung, und in verschiedenen Yoga-Systemen ist Kriya was anderes. Zum Beispiel in Patanjalis Werk Tapas, Svatyaya, Ishvara Pranidhana, Kriya Yoga. Das heißt Kriya- Yoga besteht aus Tapas – Askese, Svatyaya – Selbststudium, und Ishvara Pranidhana – Studium der Schriften. Es gibt im Bhakti -Yoga auch Kriya-Yoga, das sind fünf Handlungen. Das eine ist, Opferfeuer zu machen, Pujas zu machen, Arati zu machen, dann gehört noch Spenden zu geben und regelmäßig in den Tempel zu gehen. Das sind die fünf Kriyas in einer Form von Bhakti-Yoga. Dann im Hatha-Yoga gibt’s sechs Kriyas. Tratak, Neti, Dhauti, Kapalabhati, Nauli und Bhasti. Und du meinst ja wahrscheinlich den Kriya-Yoga von Paramahansa Yogananda und seine Schülern, der heute meistens als Kriya-Yoga bezeichnet wird. Das sind eigentlich hauptsächlich kombinierte Energieerweckungsübungen, die wir hier als Kundalini-Yoga bezeichnen würden. Also das, was Yogananda und seine Schüler, auch von ähnlichen Traditionen lehren, sind eigentlich Kundalini-Praktiken, Das sind bestimmte Visualisierungen, die manchmal verbunden sind mit bestimmten Formen von Mula-Bandha, Tratak, Mantra – es sind also kombinierte Energieerweckungsübungen. Es gibt dort verschiedene Formen von Meditationen. Und es gibt auch verschiedene Traditionen. Paramahansa Yogananda ist eine Tradition, und dann gibt’s den Hari Harananda, eine andere Tradition, dann gibt’s den Raja Govindan, der hat noch mal eine andere. Es sind also verschiedene Energietechniken. Gut. Hatha-Yoga soll also auch ergänzt werden mit Raja-Yogatechniken. Patanjali sagte ja auch, dass manPranayama üben soll mit einem Geist, in dem das sattvige Element vorherrschend ist, also sattvige Konzentrationstechniken in Verbindung, und letztlich hat Swatmarama ja im ersten Kapitel die Yamas und die Niyamas noch stärker ausgebaut, als Patanjali, damit dem Schüler klar wird, es reicht nicht nur aus, Asanas zu praktizieren, sondern es ist wichtig, die vollständige Yoga-Praxis zu üben.

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2. Kapitel, Vers 77

Deutsche Übersetzung:

Am Ende des Prana-Anhaltens durch Kumbhaka, soll der Yogi den Geist frei machen. | So erreicht er durch diese Praxis den Zustand des Raja-Yoga.

Sanskrit Text:

  • kumbhaka-prāṇa-rodhānte kuryāc cittaṁ nirāśrayam |
    evam abhyāsa-yogena rāja-yoga-padaṁ vrajet ||77||
  • कुम्भकप्राणरोधान्ते कुर्याच् चित्तं निराश्रयम् ।
    एवम् अभ्यासयोगेन राजयोगपदं व्रजेत् ॥७७॥
  • kumbhaka prana rodhante kuryach chittam nirashrayam |
    evam abhyasa yogena raja yoga padam vrajet ||77||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kumbhaka : (durch die) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • prāṇa : (des) Atems, (der) Lebensenergie (Prana)
  • rodha : (des) Anhaltens („Einsperrens“, Rodha)
  • ante : am Ende (Anta)
  • kuryāt : man mache (kṛ)
  • cittaṁ : (den) Geist (Chitta)
  • nir-āśrayam : frei von (allen) Objekten („Stützen“, Nirashraya)
  • evam : so, auf diese Weise (Evam)
  • abhyāsa : (der) Übung, Wiederholung (Abhyasa)
  • yogena : durch die Methode (Yoga)
  • rāja-yoga : (des) königlichen Yoga (RajaYoga)
  • padaṁ : (den) Zustand (“Ort”, Pada)
  • vrajet : man erreicht (vraj)       ||77||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Am Ende der Kumbhaka sollte er seinen Geist von jedwedem Gegenstand abziehen, was immer es auch sei.

Das bedeutet Pratyahara – lasst die Sinne nicht nach außen gehen.

(fortgesetzt) Durch regelmäßiges Praktizieren auf diese Weise erreicht er die Stufe des Raja Yoga.

Sukadev

77. Am Ende der Kumbhaka sollte er seinen Geist von jedwedem Gegenstand abziehen, was immer es auch sei.

Wenn man Pranayama abgeschlossen hat, ist es immer gut, am Ende mit dieser Übung von Kevala Kumbhaka abzuschließen und in die Stille zu gehen. Und manchmal ist dort die Erfahrung besonders schön.

Es gibt da zwei Interpretationen. Das eine: Auf Pranayama folgt Pratyahara, oder man kann sagen, dann folgt die Meditation auf das Absolute. Und so ist es gut, am Ende von Pranayama in die Meditation zu gehen. Wenn ihr die Meditation vor dem Pranayama machen wollt, dann ist das ok. Dann macht am Ende der Meditation so ein, zwei Minuten Stille – Meditation über das Unendliche. Aber es ist gut, am Ende von Pranayama sich nicht gleich in den Tag zu stürzen, sondern einen Moment mindestens in die Stille gehen.

– Durch regelmäßiges Praktizieren auf diese Weise erreicht er die Stufe des Raja Yoga, der Geisteskontrolle.

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2. Kapitel, Vers 78

Deutsche Übersetzung:

Ein schöner Körper, Schlankheit, Ruhe im Gesicht, Manifestation des inneren Klangs und Klarheit in den Augen, | Freiheit von Krankheiten, Sieg über die Triebe (Bindu), zähmung des inneren Feuers, Reinigung der Energiekanäle (Nadi), sind die Kennzeichen vom Erfolg in Hatha-Yoga.

Sanskrit Text:

  • vapuḥ kṛśatvaṁ vadane prasannatā
    nāda-sphuṭatvaṁ nayane su-nirmale |
    arogatā bindu-jayo’gni-dīpanaṁ
    nāḍī-viśuddhir haṭha-siddhi-lakṣaṇam ||78||
  • वपुः कृशत्वं वदने प्रसन्नता
    नादस्फुटत्वं नयने सुनिर्मले ।
    अरोगता बिन्दुजयोऽग्निदीपनं
    नाडीविशुद्धिर् हठसिद्धिलक्षणम् ॥७८॥
  • vapuh krishatvam vadane prasannata
    nada sphutatvam nayane su nirmale |
    arogata bindu jayo’gni dipanam
    nadi vishuddhir hatha siddhi lakshanam ||78||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vapus : (des) Körpers (Vapus)
  • kṛśatvaṁ : Schlankheit (Krisha)
  • vadane : (des) Gesichts (Vadana)
  • prasannatā : Klarheit, Reinheit, Heiterkeit (Prasanna)
  • nāda : (des inneren, „unangeschlagenen“) Klanges (Nada)
  • sphuṭatvaṁ : (das) Offenbarsein, (die) Vernehmbarkeit (Sphuta)
  • nayane : Augen (Nayana)
  • su-nirmale : äußerst (Su) klare, glänzende („fleckenlose“, Nirmala)
  • arogatā : Gesundheit („Nicht-Krankheit“, Arogata)
  • bindu : (über den) Samen(fluß, „Tropfen“, Bindu)
  • jayaḥ : Meisterschaft („Sieg“, Jaya)
  • agni : (des Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • dīpanaṁ : (das) Stimulieren („Entfachen, Auflodernlassen“, Dipana)
  • nāḍī : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi)
  • viśuddhiḥ : (die) Reinigung, Reinheit (Vishuddhi)
  • haṭha : (im) Hatha(-Yoga)
  • siddhi : (für) Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • lakṣaṇam : (all dies ist ein) Zeichen, Kennzeichen (Lakshana)       ||78||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Die Zeichen der Vollendung in Hatha Yoga sind:

Jene, welche die Kontrolle eures Pranas und Geistes anzeigen: der Körper wird mager, die Sprache beredsam, auch wenn ihr vielleicht nicht grammatikalisch (korrekt) sprecht, ist eure Rede doch sehr kraftvoll.

Die inneren Klänge werden deutlich gehört oder Licht kann sehr klar kommen.

Die Augen sind klar und hell, der Körper ist von allen Beschwerden befreit, die Samenflüssigkeit ist konzentriert, das heißt, dass die Samenflüssigkeit nicht zum Geschlechtsorgan hinuntergeht. Automatisch geht sie jeden Tag zurück, es sei denn, ihr wollt sie wirklich runterbringen.

Das Verdauungsfeuer ist gesteigert. Eure Verdauung wird sehr gut und die Nadis sind gereinigt.

Sukadev

78. Die Zeichen der Vollendung in Hatha Yoga sind: Der Körper wird mager, die Sprache beredsam, die inneren Klänge werden deutlich gehört, die Augen sind klar und hell, der Körper ist von allen Beschwerden befreit, die Samenflüssigkeit ist konzentriert, das Verdauungsfeuer ist gesteigert und die Nadis sind gereinigt.

Also auf allen Ebenen will er es hier beschreiben. Der Swami Vishnu hat da jetzt noch einen Kommentar. Er interpretiert es dann so, dass man enthaltsam leben kann. Interessanterweise kann man Hatha Yoga sowohl dafür nehmen, wie auch um die sexuelle Energie zu harmonisieren. Bei der Samenflüssigkeit, das ist jetzt wiederum nicht physisch zu verstehen, sondern ist letztlich Abhana-Vayu, und Abhana-Yavu ist konzentriert, sublimiert, umgewandelt in Ojas. Und so schließt das zweite Kapitel ab.

Eines will ich noch sagen für die Übungen zuhause. Wenn man wenig Zeit hat, dann übt man drei Runden Kapalabhati, und zwanzig Minuten Wechselatmung mit Samanu-Konzentration und den Bandhas. Und wenn man dann mehr Zeit hat, kann man noch Ujjayi, Suryabedha, Bhastrika üben, wenn man Energien wecken will, und Sithali/Sitkari, wenn man die Energien wieder harmonisieren will, oder man kann auch die Mudra-Reihe im Anschluss daran üben.

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