1. Kapitel, Vers 41

Deutsche Übersetzung:

Von den 84 Positionen soll Siddhasana wahrlich immer geübt werden. Sie reinigt die 72 Tausend Energiekanäle (Nadi) von Verunreinigungen.

Sanskrit Text:

  • catur-aśīti-pīṭheṣu siddham eva sadābhyaset |
    dvā-saptati-sahasrāṇāṁ nāḍīnāṁ mala-śodhanam ||41||
  • चतुरशीतिपीठेषु सिद्धमेव सदाभ्यसेत् ।
    द्वासप्ततिसहस्राणां नाडीनां मलशोधनम् ॥४१॥
  • chatur ashiti pitheshu siddham eva sadabhyaset |
    dva saptati sahasranam nadinam mala shodhanam ||41||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • catur-aśīti : (von den) 84 (Chaturashiti)
  • pīṭheṣu : Körperstellungen („Sitzhaltungen“, Pitha)
  • siddham : (die) vollkommene (Sitzhaltung, Siddhasana)
  • eva : wahrlich, insbesondere (Eva)
  • sadā : immer, stets (Sada)
  • abhyaset : man soll üben, praktizieren (abhi + as)
  • dvā-saptati-sahasrāṇāṁ : der 72 000 (Dvasaptatisahasra)
  • nāḍīnāṁ : der (Energie-)Kanäle (Nadis)
  • mala : (hinsichtlich von) Verunreinigung(en), Schmutz (Mala)
  • śodhanam : (denn sie ist ein) Reinigung(smittel, Shodhana)     ||41||

Anmerkung: Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 116 behandelt.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

41. Von den vierundachtzig Asanas sollte man immer Siddhasana praktizieren. Sie reinigt die 72.000 Nadis.

Sukadev

41. Von den vierundachtzig Asanas sollte man immer Siddhasana praktizieren. Sie reinigt alle 72000 Nadis.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 42

Deutsche Übersetzung:

Über seine wahre Natur zu meditieren, über 12 Jahre ununterbrochen eine maßvolle Ernährung befolgen und Siddhasana praktizieren, so erreicht der Yogi die Selbstverwirklichung.

Sanskrit Text:

  • ātma-dhyāyī mitāhārī yāvad-dvā-daśa-vatsaram |
    sadā siddhāsanābhyāsād yogī niṣpattim āpnuyāt ||42||
  • आत्मध्यायी मिताहारी यावद्-द्वादशवत्सरम् ।
    सदा सिद्धासनाभ्यासाद् योगी निष्पत्तिमाप्नुयात् ॥४२॥
  • atma dhyayi mitahari yavad dva dasha vatsaram |
    sada siddhasanabhyasad yogi nishpattim apnuyat ||42||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ātma : (wer über das) Selbst (Atman)
  • dhyāyī : meditiert (dhyai)
  • mita-āhārī : (wer) maßvoll isst („wessen Nahrung maßvoll ist“, Mitaharin)
  • yāvat : während (einer Dauer von, Yavat)
  • dvā-daśa : zwölf (Dvadasha)
  • vatsaram : Jahr(en, Vatsara)
  • sadā : immer, stets (Sada)
  • siddha-āsana : (der) vollkommene(n) Sitzhaltung (Siddhasana)
  • abhyāsāt : durch das Üben, Praktizieren (Abhyasa)
  • yogī : (so ein) Yogi
  • niṣpattim : Vollkommenheit, (den) höchsten Zustand (Nishpatti)
  • āpnuyāt : erreicht, sollte erreichen (āp)     ||42||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

42. Der Yogi erlangt die Erfüllung, der Besinnung auf Atman praktiziert, eine gemäßigte Ernährung beachtet und die Siddhasana zwölf Jahre lang praktiziert.

Sukadev

42. Der Yogi erlangt die Erfüllung, der Besinnung auf Atman praktiziert, eine gemäßigte Ernährung beachtet und die Siddhasana zwölf Jahre lang praktiziert.

Natürlich nicht am Stück, sondern jeden Tag so ne Weile hält. Also auf Atman konzentrieren, gemäßigte Ernährung und Siddhasana. So, und jetzt kommt wieder eine typisch swatmaramaartige Übertreibung.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 43

Deutsche Übersetzung:

Wozu viele andere Positionen, wenn Siddhasana einmal perfektioniert ist? Der Fluss des Prana ist mit Kevala-Kumbhaka gelenkt und kontrolliert. | Wahrlich der Zustand von Unmani steigt sofort ohne Anstrengung spontan und von alleine auf.

Sanskrit Text:

  • kim anyair bahubhiḥ pīṭhaiḥ siddhe siddhāsane sati |
    prāṇānile sāvadhāne baddhe kevala-kumbhake |
    utpadyate nirāyāsāt svayam evonmanī kalā ||43||
  • किमन्यैर्बहुभिः पीठैः सिद्धे सिद्धासने सति ।
    प्राणानिले सावधाने बद्धे केवलकुम्भके ।
    उत्पद्यते निरायासात्स्वयमेवोन्मनी कला ॥४३॥
  • kim anyair bahubhih pithaih siddhe siddhasane sati |
    prananile savadhane baddhe kevala kumbhake |
    utpadyate nirayasat svayam eva unmani kala ||43||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kim : was (wird gewonnen, Kim)
  • anyaiḥ : andere (Anya)
  • bahubhiḥ : durch viele (Bahu)
  • pīṭhaiḥ : Körperstellungen („Sitzhaltungen“, Pitha)
  • siddhe : gemeistert, vervollkommnet (Siddha)
  • siddha-āsane : (wenn die) vollkommene Sitzhaltung (Siddhasana)
  • sati : ist (as)
  • prāṇa : (wenn der) Prana (genannte)
  • anile : (Körper-)Wind, Atem (Anila)
  • sa-avadhāne : aufmerksam, achtsam („mit Aufmerksamkeit“, Savadhana)
  • baddhe : festgehalten, gehemmt, gestoppt (ist, Baddha)
  • kevala: (in der) vollständig(en, Kevala)
  • kumbhake : Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • utpadyate : (dann) entsteht (ud + pad)
  • nir-āyāsāt : ohne Anstrengung, ohne Ermüdung (Nirayasa)
  • svayam : von selbst (Svayam)
  • eva : sogar, wahrlich (Eva)
  • unmanī : jenseits des Geistes (Unmani)
  • kalā : (der) Zustand („Kunstfertigkeit, Sechzehntel“, Kala)         ||43||

Anmerkung: Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 64 behandelt.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

43. Wenn die Siddhasana gemeistert wird und der Atem durch die Anwendung von Kevala Kumbhaka sorgfältig zurückgehalten wird, wozu noch die verschiedenen anderen Asanas?

Sukadev

43. Wenn die Siddhasana gemeistert wird und der Atem durch die Anwendung von Kevala Kumbhaka sorgfältig zurückgehalten wird, Wozu noch die verschiedenen anderen Asanas?

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 44

Deutsche Übersetzung:

Und, wenn allein Siddhasana stabil eingenommen worden ist, dann entstehen die drei Verschlüsse ohne Anstrengung ganz von selbst.

Sanskrit Text:

  • tathaikasminn eva dṛḍhe baddhe siddhāsane sati |
    bandha-trayam anāyāsāt svayam evopajāyate ||44||
  • तथैकास्मिन्नेव दृढे बद्धे सिद्धासने सति ।
    बन्धत्रयमनायासात्स्वयमेवोपजायते ॥४४॥
  • tathaikasminn eva dridhe baddhe siddhasane sati |
    bandha trayam anayasat svayam evopajayate ||44||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tathā : ebenso, desgleichen, und (Tatha)
  • ekasmin : allein (Eka)
  • eva : wahrlich, ganz (Eva)
  • dṛḍhe : fest, stabil, dauerhaft (Dridha)
  • baddhe : eingenommen („gebunden“, Baddha)
  • siddha-āsane : (wenn die) vollkommene Sitzhaltung (Siddhasana)
  • sati : ist (Sat)
  • bandha : (der) Verschlüsse (Bandhas)
  • trayam* : (die) Dreiheit (Traya)
  • an-āyāsāt : ohne Anstrengung, ohne Ermüdung (Anayasa)
  • svayam : von selbst (Svayam)
  • eva : wahrlich, ganz
  • upajāyate : (dann) entsteht (upa + jan)      ||44||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda zählt die drei Verschlüsse (Bandhatraya) auf: Mula BandhaUddiyana Bandha und Jalandhara Bandha.

Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 80 behandelt.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

44. Die Bandhas sind: Mula Bandha, Uddiyana Bandha und Jalandhara Bandha. Da diese und die Unmani Avastha später beschrieben werden, beschreibe ich sie jetzt nicht.

Vishnu-devananda

44. Wenn die Siddhasana gemeistert ist, folgen Unmani Avastha (später beschrieben), die Entzücken gibt, der Mond und die drei Bandhas ohne Mühe und ganz natürlich.

Sukadev

44. Wenn Siddhasana gemeistert ist, folgen Unmani Avastha (später beschrieben), die Entzücken gibt, der Mond und die drei Bandhas ohne Mühe und ganz natürlich.

Unmani Avastha ist der Hatha Yoga Ausdruck für Samadhi. Avastha heißt Zustand. Unmani, da gibt’s zwei Erklärungen. Das eine ist der Edelsteinzustand. Mani ist der Edelstein, Unmani ist ein besonderer Edelstein. Und es kommt auch von der Wurzel Mani, der Geist. Unmani, jenseits des Geistes. Avastha – Zustand jenseits des Geistes, der ein großartiger Zustand ist, also Samadhi. Und das gibt natürlich Ananda, hier als Entzücken übersetzt. Und dann beschreibt er hier, dann kommt der Mond. Und der Mond steht dann dafür, das die Mondenergie aktiviert ist, was auch eine ekstatische Energie ist und Nektar bringt. Und die drei Bandhas, die Verschlüsse, die verhindern, dass Energie nach außen geht. Man kann’s aber auch noch anders erklären. Wenn wir Siddhasana meistern, dann ist die Meditation leicht. Dann können wir über Unmani Avastha meditieren, das ist die Grundlage für die Meditationshaltung. Außerdem für Khechari Mudra, welches die Mondenergie aktiviert, ist auch Siddhasana ne gute Grundlage. Und natürlich für die drei Bandhas auch. Und so ist es gut, die Siddhasana zu üben. Will ich euch also dafür motivieren. Swatmarama will euch noch ganz besonders motivieren.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 45

Deutsche Übersetzung:

Es gibt keine Position (Asana) vergleichbar mit Siddhasana, keine Atemtechnik (Kumbhaka) vergleichbar mit Kevala-Kumbhaka, | kein Mudra vergleichbar mit Khecari-Mudra, keinen Klang (Nada) vergleichbar mit der Stille (Laya).

Sanskrit Text:

  • nāsanaṁ siddha-sadṛśaṁ na kumbhaḥ kevalopamaḥ |
    na khecarī-samā mudrā na nāda-sadṛśo layaḥ ||45||
  • नासनं सिद्धसदृशं न कुम्भः केवलोपमः ।
    न खेचरीसमा मुद्रा न नादसदृशो लयः ॥४५॥
  • nasanam siddha sadrisham na kumbhah kevalopamah |
    na khechari sama mudra na nada sadrisho layah ||45||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • na : keine („nicht ist eine“, Na)
  • āsanaṁ : Körperstellung, Sitzhaltung (Asana)
  • siddha : (der) vollkommene(n) Sitzhaltung (Siddhasana)
  • sadṛśaṁ : (ist) vergleichbar (Sadrisha)
  • na : keine („nicht ist eine“)
  • kumbhaḥ : Atemverhaltung („Topf“, Kumbha)
  • kevala : (der) vollständig(en, Kevala)
  • upamaḥ : (ist) vergleichbar (Upama)
  • na : keine („nicht ist eine“)
  • khe-carī : (Khecari „die im Luftraum wandelnde“)
  • samā : gleicht (Sama)
  • mudrā : Mudra („Siegel, Verschluss“)
  • na : keine („nicht ist eine“)
  • nāda : (der Konzentration auf den inneren) Klang, Ton (Nada)
  • sadṛśaḥ : (ist) vergleichbar (Sadrisha)
  • layaḥ : Auflösung (des Geistes, Denkens), Ruhe, Ruhigstellung (Laya)     ||45||

*Anmerkung: Das letzte Versviertel (na nāda-sadṛśo layaḥ) ist analog den parallelen Konstruktionen in den übrigen Versvierteln zu verstehen. Der Kommentator Brahmananda formuliert es so: „Es gibt (asti) keine (na) Auflösung (Laya, d.h. keine diese Auflösung (bewirkende) Ursache (Hetu), die (der Konzentration auf den unangeschlagenen) Ton (Nada) vergleichbar (Sadrisha) ist“ (nāda-sadṛśo layo laya-hetur nāsti).

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

45. Es gibt keine Asana wie die Siddha, kein Kumbhaka wie das Kevala, kein Mudra wie das Khechari und kein Laya (Aufsaugen des Geistes) wie Nada.

Sukadev

45. Es gibt keine Asana wie die Siddha, kein Kumbhaka wie das Kevala, kein Mudra wie das Khechari und kein Laya

das heißt Konzentrationstechnik hier,

– (Aufsaugen des Geistes) wie Nada.

Darüber spricht er im vierten Kapitel mehr.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 46

Deutsche Übersetzung:

Nun wird die Lotus-Position (Padmasana) erklärt: Der rechte Fuß wird auf dem linken Oberschenkel platziert, analog der linke Fuß auf dem rechten Oberschenkel; Die Hände werden [nun] weit hinter dem Rücken überkreuzt, bis [sie] zu den großen Zehen [fassen]. Das Kinn wird auf dem Herzen platziert. Man soll [ferner] zur Nasenspitze blicken. Dies bewirkt die Auflösung aller Krankheiten und ist bei den Yogis bekannt.

Sanskrit Text:

  • atha padmāsanam-
    vāmorūpari dakṣiṇaṁ ca caraṇaṁ saṁsthāpya vāmaṁ tathā
    dakṣorūpari paścimena vidhinā dhṛtvā karābhyāṁ dṛḍham |
    aṅguṣṭhau hṛdaye nidhāya cibukaṁ nāsāgram ālokayet
    etad vyādhi-vināśa-kāri yamināṁ padmāsanaṁ procyate ||46||
  • अथ पद्मासनम्
    वामोरूपरि दक्षिणं च चरणं संस्थाप्य वामं तथा
    दक्षोरूपरि पश्चिमेन विधिना धृत्वा कराभ्यां दृढम् ।
    अङ्गुष्ठौ हृदये निधाय चिबुकं नासाग्रमालोकयेत्
    एतद्व्याधिविनाशकारि यमिनां पद्मासनं प्रोच्यते ॥४६॥
  • atha padmasanam
    vamorupari dakshinam cha charanam samsthapya vamam tatha
    dakshorupari pashchimena vidhina dhritva karabhyam dridham |
    angushthau hridaye nidhaya chibukam nasagram alokayet
    etad vyadhi vinasha kari yaminam padmasanam prochyate ||46||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • padma-āsanam : (die) Lotusstellung (Padmasana)
  • vāma : (den) linken (Vama)
  • ūru : Oberschenkel (Uru)
  • upari : auf (Upari)
  • dakṣiṇaṁ : (den) rechten (Dakshina)
  • ca : und (Cha)
  • caraṇaṁ : Fuß (Charana)
  • saṁsthāpya : legend (sam + sthā)
  • vāmaṁ : (den) linken (Fuß)
  • tathā : und, ebenso (Tatha)
  • dakṣa : (den) rechten (Daksha)
  • ūru : Oberschenkel
  • upari : auf
  • paścimena : auf die hintere (hinter dem Rücken, Pashchima)
  • vidhinā : Art und Weise (Vidhi)
  • dhṛtvā : haltend, ergreifend (dhṛ)
  • karābhyāṁ : mit beiden Händen (über Kreuz, Kara)
  • dṛḍham : fest (Dridha)
  • aṅguṣṭhau : beide großen Zehen (Angushtha)
  • hṛdaye : an die Brust (die „Herzgegend“, Hridaya)
  • nidhāya : legend (ni + dhā)
  • cibukaṁ : (das) Kinn (Chibuka)
  • nāsā : (der) Nase (Nasa)
  • agram : (auf die) Spitze (Agra)
  • ālokayet : schaue man (ā + lok)
  • etad : das, diese (Sitzhaltung, Etad)
  • vyādhi : (von) Krankheit(en, Vyadhi)
  • vināśa : (die) Vertreibung, Zerstörung (Vinasha)
  • kāri : (die) bewirkt, verschafft (Karin)
  • yamināṁ : (den sich selbst) zügelnden, beherrschenden (Yogis, Yamin)
  • padmāsanaṁ : (die) Lotusstellung (Padmasana)
  • procyate : wird genannt (pra + vac)    ||46||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Eine geheime Lehre ist, dass ein Abstand von acht Zentimetern zwischen dem Kinn und der Brust sein sollte.

Vishnu-devananda

46. Lege die rechte Ferse an den Beginn des linken Oberschenkels und die linke Ferse an die Wurzel des rechten. Kreuze die Hände hinter dem Rücken und greife die Zehen, die rechte Zehe mit der rechten Hand und die linke Zehe mit der linken. Setze das Kinn kräftig an die Brust und richte den Blick auf die Spitze der Nase. Das wird Padmasana genannt und zerstört alle Leiden.

Sukadev

46. Lege die rechte Ferse an den Beginn des linken Oberschenkels und die linke Ferse an die Wurzel des rechten. Kreuze die Hände hinter dem Rücken und greife die Zehen, die rechte Zehe mit der rechten Hand und die linke Zehe mit der linken. Setze das Kinn kräftig an die Brust und richte den Blick auf die Spitze der Nase.

Was ist das? Der gebundene Lotos.

– Das wird Padmasana genannt und zerstört alle Leiden.

Drunter habt ihr so nen Kommentar: Eine geheime Lehre ist, dass ein Abstand von 8 cm zwischen Kinn und Brust sein sollte. Die Lehre ist so geheim, dass der Swami Vishnu das niemals so gesagt hat. Also im Normalfall ist das Kinn auf der Brust. Er lehrt hier den gebundenen Lotos mit Jalandhara Bandha.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 47

Deutsche Übersetzung:

Die Fußsohlen werden achtsam nach oben zeigend auf die Oberschenkel gelegt, die Hände ebenso dazwischen nach oben gerichtet. Dorthin wird der Blick gelenkt.

Sanskrit Text:

  • uttānau caraṇau kṛtvā ūru-saṁsthau prayatnataḥ |
    ūru-madhye tathottānau pāṇī kṛtvā tato dṛśau ||47||
  • उत्तानौ चरणौ कृत्वा ऊरुसंस्थौ प्रयत्नतः ।
    ऊरुमध्ये तथोत्तानौ पाणी कृत्वा ततो दृशौ ॥४७॥
  • uttanau charanau kritva uru samsthau prayatnatah |
    uru madhye tathottanau pani kritva tato drishau ||47||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • uttānau : (mit den Fußsohlen) nach oben schauend (Uttana)
  • caraṇau : beide Füße (Charana)
  • kṛtvā : bringend, veranlassend („machend“, kṛ)
  • ūru : (auf dem gegenüberliegenden) Oberschenkel (Uru)
  • saṁsthau : zu liegen („befindlich“, Samstha)
  • prayatnataḥ : sorgfältig, nach Kräften (Prayatna)
  • ūru : (der) Oberschenkel
  • madhye : auf die Mitte (Madhya)
  • tathā : und, ebenso, desgleichen (Tatha)
  • uttānau : (mit den Handflächen) nach oben geöffnet
  • pāṇī : beide Hände (Pani)
  • kṛtvā : legend („machend“)
  • tataḥ : dann, danach (Tad)
  • dṛśau : beide Augen (Drish, Fortsetzung Vers 48)      ||47||

Anmerkung: Die Verse 47 – 49 gehören zusammen, Vers 48 setzt den begonnenen Satz im letzten Versviertel von Vers 47 fort. Die Augen (Vers 47) werden auf die Nasenspitze (Vers 48) gerichtet. Die hier beschriebene Variante von Padmasana wurde laut dem Kommentator Brahmananda von Matsyendra Natha gelehrt (Abhimata): matsyendra-nāthābhimataṃ padmāsanam.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

47. Ein anderer Ansatz: Bringe die Füße fest (die Sohlen nach oben) auf die gegenüberliegenden Oberschenkel und lege die Hände (Handteller nach oben) übereinander in die Mitte. Lenke deine Augen auf die Spitze der Nase und lege die Spitze der Zunge an die Hälse der Vorderzähne. Bringe das Kinn auf die Brust und hole das Prana langsam aufwärts (durch das Zusammenziehen des Anus im Mula Bandha).

Sukadev

47. Ein anderer Ansatz: Bringe die Füße fest (die Sohlen nach oben) auf die gegenüberliegenden Oberschenkel und lege die Hände (Handteller nach oben) übereinander in die Mitte. Lenke deine Augen auf die Spitze deiner Nase und lege die Spitze deiner Zunge an die Hälse der Vorderzähne. Bringe das Kinn auf die Brust und hole das Prana langsam aufwärts (durch das Zusammenziehen des Anus im Mula Bandha).

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 48

Deutsche Übersetzung:

Den Blick auf die Nasenspitze gerichtet, dann die Zunge an die Wurzel der Schneidezähne nach oben gerollt, das Kinn auf der Brust [gesenkt], [so] kann die Lebensenergie langsam nach Oben gezogen werden.

Sanskrit Text:

  • nāsāgre vinyased rāja-danta-mūle tu jihvayā |
    uttambhya cibukaṁ vakṣasy utthāpya pavanaṁ śanaiḥ ||48||
  • नासाग्रे विन्यसेद्राजदन्तमूले तु जिह्वया ।
    उत्तम्भ्य चिबुकं वक्षस्युत्थाप्य पवनं शनैः ॥४८॥
  • nasagre vinyased raja danta mule tu jihvaya |
    uttambhya chibukam vakshasy utthapya pavanam shanaih ||48||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nāsā : (der) Nase (Nasa)
  • agre : auf die Spitze (Agra)
  • vinyaset : man richte (beide Augen*, vi + ni + as)
  • rāja-danta : (der oberen) Schneidezähne („Königs-Zähne“, Rajadanta)
  • mūle : an den Ursprung, den Ansatz („die Wurzel“, Mula)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • jihvayā** : mit der Zunge (Jihva)
  • uttambhya : drückend (ud + stambh)
  • cibukaṁ : (das) Kinn (Chibuka)
  • vakṣasi : auf die Brust (Vakshas)
  • utthāpya: (aufwärts) lenkend  („heraufholend, austreibend, anregend“, ud + sthā)
  • pavanaṁ*** : (den) Atem, (die Lebensenergie) Prana, („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam (Shanais)     ||48||

*Anmerkung: Vgl. Vers 47. Vers 48 setzt den im letzten Versviertel von Vers 47 begonnenen Satz fort.

**Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass es sich hierbei um den Zungenverschluss (Jihva Bandha) handelt, dessen korrekte Ausführung nur aus dem Munde (Mukha) des Lehrers (Guru) zu erfahren (avagantavya) ist: guru-mukhād-avagantavyo’yaṃ jihvā-bandhaḥ.

***Anmerkung: Brahmananda ergänzt, dass das Aufwärtslenken des „Windes“ mithilfe von Mula Bandha geschieht, welches ebenfalls nur vom Lehrer übermittelt wird: „damit (anena) wird auf Mula Bandha verwiesen (Prokta)“ (anena mūla-bandhaḥ proktaḥ).

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

48. Das ist Padmasana, die alle Beschwerden zerstört. Sie kann nicht von gewöhnlichen Sterblichen erlangt werden, sondern nur einige aufnahmefähige Personen können sie erlangen.

Sukadev

48. Das ist Padmasana, die alle Beschwerden zerstört. Sie kann nicht von gewöhnlichen Sterblichen erlangt werden, sondern nur einige aufnahmefähige Personen können sie erlangen.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 49

Deutsche Übersetzung:

Dies wird Padmasana genannt. [Diese Position] zerstört alle Krankheiten. Sie ist von den meisten Menschen und sogar den Weisen auf dieser Welt schwer zu bewerkstelligen.

Sanskrit Text:

  • idaṁ padmāsanaṁ proktaṁ sarva-vyādhi-vināśanam |
    dur-labhaṁ yena kenāpi dhīmatā labhyate bhuvi ||49||
  • इदं पद्मासनं प्रोक्तं सर्वव्याधिविनाशनम् ।
    दुर्लभं येन केनापि धीमता लभ्यते भुवि ॥४९॥
  • idam padmasanam proktam sarva vyadhi vinashanam |
    durlabham yena kenapi dhimata labhyate bhuvi ||49||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • idaṁ : das, diese (Sitzposition, Idam)
  • padmāsanaṁ : Lotussitz (Padmasana)
  • proktaṁ : wird genannt (Prokta)
  • sarva : alle (Sarva)
  • vyādhi : Krankheit(en, (Vyadhi)
  • vināśanam : (sie) vertreibt (Vinashana)
  • dur-labhaṁ : (sie ist) schwer zu erlangen, zu erreichen (Durlabha)
  • yena kena api : durch welchen (gewöhnlichen Menschen) auch immer (Yad Ka Api)
  • dhīmatā : (nur) von einem Weisen, Verständigen (Dhimat)
  • labhyate : (sie) wird erlangt (labh)
  • bhuvi : auf Erden (Bhu)      ||49||

Anmerkung: Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 81 behandelt.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

./.

Vishnu-devananda

./.

Sukadev

49. Das ist Padmasana, die alle Beschwerden zerstört. Sie kann nicht von gewöhnlichen Sterblichen erlangt werden, sondern nur einige aufnahmefähige Personen können sie erlangen.

Audio

Video

./.

1. Kapitel, Vers 50

Deutsche Übersetzung:

Die Hände wie eine Schale ruhig formen, Padmasana einnehmen [und] das Kinn fest auf die Brust senken. [Nun] atmet [der Yogi] mit seiner Vorstellung immer wieder Apana (nach unten strömende Energie) nach oben aus und Prana (nach oben strömende Energie) nach unten ein. So wird im Menschen die Basis für Weisheit und unvergleichbare Energie [geschaffen].

Sanskrit Text:

  • kṛtvā sampuṭitau karau dṛḍhataraṁ baddhvā tu padmāsanaṁ
    gāḍhaṁ vakṣasi sannidhāya cibukaṁ dhyāyaṁś ca tac cetasi |
    vāraṁ vāram apānam ūrdhvam anilaṁ protsārayan pūritaṁ
    nyañcan prāṇam upaiti bodham atulaṁ śakti-prabhāvān naraḥ ||50||
  • कृत्वा सम्पुटितौ करौ दृढतरं बद्ध्वा तु पद्मासनं
    गाढं वक्षसि सन्निधाय चिबुकं ध्यायंश्च तच्चेतसि ।
    वारं वारमपानमूर्ध्वमनिलं प्रोत्सारयन्पूरितं
    न्यञ्चन्प्राणमुपैति बोधमतुलं शक्तिप्रभावान्नरः ॥५०॥
  • kritva samputitau karau dridhataram baddhva tu padmasanam
    gadham vakshasi sannidhaya chibukam dhyayansh cha tach chetasi |
    varam varam apanam urdhvam anilam protsarayan puritam
    nyanchan pranam upaiti bodham atulam shakti prabhavan narah ||50||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kṛtvā : legend („machend“, kṛ)
  • sampuṭitau : (in Form einer halbkugelförmigen Schale) ineinander („zusammengefügt“, Samputita)
  • karau : beide Hände (Kara)
  • dṛḍhataraṁ : sehr fest, stabil (Dridha)
  • baddhvā : eingenommen habend („gebunden, aufgebaut habend“, bandh)
  • tu : aber, jedoch, wiederum (Tu)
  • padmāsanaṁ : (den) Lotussitz (Padmasana)
  • gāḍhaṁ : fest, kräftig (drückend, Gadha)
  • vakṣasi : auf die Brust (Vakshas)
  • sannidhāya : legend (sam + ni + dhā)
  • cibukaṁ : (das) Kinn (Chibuka)
  • dhyāyan : nachsinnend, meditierend (dhyai)
  • ca : und (Cha)
  • tad* : (über) jenes (Brahman, Tad)
  • cetasi : im Geist (Chetas)
  • vāraṁ vāram : immer wieder, wiederholt (Vara)
  • apānam : die nach unten fließende Lebensenergie (Apana bedeutet auf den Atmungsprozess bezogen auch das Ausatmen)
  • ūrdhvam : aufwärts (Urdhva)
  • anilaṁ : Atem, Lebenshauch (“Wind”, Anila)
  • protsārayan : lenkend („wegtreibend“, pra + ud + sṛ)
  • pūritaṁ : (nach der Einatmung den) eingeatmenten („gefüllten“, Purita)
  • nyañcan : nach unten lenkend („niederbiegend“, ni + ac)
  • prāṇam : die nach oben fließende Lebensenergie (Prana bedeutet auf den Atmungsprozess bezogen auch das Einatmen)
  • upaiti : erlangt, erreicht (upa + i)
  • bodham : Erkenntnis, Einsicht, Wachheit (Bodha)
  • atulaṁ : unvergleichliche (Atula)
  • śakti : (der) Energie (Shakti)
  • prabhāvāt : durch die Macht, Wirkung (Prabhava)
  • naraḥ : (ein) Mensch (Nara)       ||50||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass sich „jenes“ (Tad), worüber man meditieren soll, entweder auf die Form (Rupa) der jeweiligen eigenen (SvaSva) Gottheit (Ishtadevata) oder () das Brahman bezieht: tat sva-sveṣṭa-devatā-rūpaṃ brahma vā.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Durch die Vereinigung von Prana und Apana wird das Magen-Feuer gesteigert und die Schlange Kundalini (die dreieinhalb Mal um Sushumna geringelt liegt, deren Öffnung sie mit ihrem Mund schließt) fühlt dies und beginnt sich zu bewegen, streckt sich und nimmt ihren Weg aufwärts. Dann sollten Prana und Apana durch die Öffnung in die Sushumna getrieben werden. Der in diesem Vers beschriebene Vorgang ist der von Jalandhara Bandha.

Vishnu-devananda

50. Von der Padmasana Stellung ausgehend und mit den Handflächen übereinander setze dein Kinn kräftig auf die Brust und besinne dich auf Brahman, ziehe immer wieder den Anus zusammen und bringe Apana aufwärts. Durch eine ähnliche Zusammenziehung der Kehle treibe Prana abwärts. Dadurch bekommt man unvergleichliches Wissen durch die Kraft der Kundalini (die durch diesen Vorgang hochgezogen wird).

Sukadev

50. Von der Padmasanastellung ausgehend und mit den Handflächen übereinander setze dein Kinn kräftig auf die Brust und besinne dich auf Brahman, ziehe immer wieder den Anus zusammen und bringe Apana aufwärts.
Durch eine ähnliche Zusammenziehung der Kehle treibe Prana abwärts. Dadurch bekommt man unvergleichliches Wissen durch die Kraft der Kundalini (die durch diesen Vorgang hochgezogen wird).

Audio

Video

./.