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Bhagavad Gita Zusammenfassung

Wir haben uns mit der vielleicht wichtigsten Yogaschrift überhaupt, der Bhagavad Gita, auseinandergesetzt. Eine Schrift, von der es heißt, dass das Studium der Schrift einen direkt mit Gott verbindet. Ich möchte die Bhagavad Gita kurz zusammenfassen, damit ihr die Logik der Schrift besser versteht und beim Selbststudium einen etwas besseren Überblick habt.

Selbst wenn ihr euer ganzes Leben lang die Bhagavad Gita täglich studiert, habt ihr etwas, aber nicht alles davon verstanden. Die Lehren sind so tief, dass wir mit jedem Schritt, den wir auf dem spirituellen Weg vorangehen, eine neue Dimension entwickeln.

Die Hauptfragen, denen in der Bhagavad Gita nachgegangen wird, sind: „Wie lebt man ein spirituelles Leben im Alltag und ist ein spirituelles Leben in einer von Materialismus geprägten Welt überhaupt möglich?“

Arjuna, der beste Krieger der Pandavas, ist in einem schweren ethischen Konflikt. Es herrscht die Tyrannei. Die Bösen regieren den Staat, Verhandlungen haben nichts gebracht, die Guten und die Pandavas haben gemeinsam eine Armee aufgestellt, die der Armee der Tyrannen, der Kauravas gegenübersteht. Arjuna, der mächtigste Krieger der Pandavas, bittet seinen Wagenlenker, Krishna, Inkarnation Gottes, den Streitwagen zwischen die beiden Armeen zu fahren. Dann überfällt Arjuna eine Verzweiflung. Er sieht, dass es Verwandte sind, die ihm gegenüberstehen, gegen die er kämpfen soll. Er weiß nicht, ob es richtig ist zu kämpfen.

In seiner Verzweiflung macht er das, was spirituelle Aspiranten machen sollten, wenn sie selbst nicht zurecht kommen, er wendet sich an einen Lehrer, an Krishna. Krishna selbst sah er Jahrzehnte lang als seinen Freund an. Er war sich zwar bewusst, dass Krishna nicht ein normaler Mensch ist, aber für ihn war Krishna einfach ein Freund.

Doch jetzt fragt er ihn: „Was ist das Richtige? Was ist mein Dharma?“ Und „Wie kann ich es vermeiden, Papa zu begehen, Sünden zu begehen, Schuld auf mich zu laden?“ Krishna hilft ihm, indem er ihn einige Wege zur spirituellen Entscheidungsfindung lehrt und ihm sagt, wie er handlen kann, um sein Dharma zu erfüllen ohne Papas auf sich zu laden. Krishna lehrt Arjuna, dass es wichtiger ist, wie er etwas tut, als was er tut. Die Bhagavad Gita ist dabei keine systematische, philosophische Abhandlung. Sie ist ein psychologisch geschicktes Lehrgespräch, um Arjuna Schritt für Schritt aus seiner Froschperspektive herauszuführen. Er kann das Ganze von einer übergeordneten Perspektive, eben der Perspektive des Wissens, betrachten. Krishna vertritt dabei mehrere Standpunkte, zwischen denen er immer wieder wechselt. Zum einen zeigt er Arjuna die Welt aus dem Blickwinkel der Jnana Yoga Philosophie. Ihr zur Folge gibt es nur eine allumfassende, unendliche Wirklichkeit und diese materielle Welt ist an verschiedenen Stellen unwirklich. Sie ist nicht Sein. Ferner beschreibt Krishna auch, was auf dieser Welt geschieht, Gunas, handeln nach Gunas, das Bewusstsein hat damit nichts zu tun.

Zum anderen zeigt Krishna Arjuna die Welt aus dem Blickwinkel des Karma Yoga. Er sagt:

„Tue, was zu tun ist, so gut wie du es kannst und lasse los. Tue die Handlungen.“

Zum letzten lehrt Krishna Ajruna die Welt aus dem Blickwinkel des Bhakti Yoga zu betrachten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, heißt es: „Letztlich machst du nichts, Gott macht alles.“

Basierend auf diesen drei verschiedenen Standpunkten: 1. Nichts geschieht, 2. Du musst dein Dharma erfüllen und 3. Sei ein Instrument Gottes, ergeben sich immer wieder Widersprüche.

Die Lehre Krishnas ist, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Situationen von unterschiedlichen Standpunkten heraus handeln müssen.

 

In der Bhagavad Gita gibt es mehrere Gegensatzpaare.

Ein Gegensatzpaar, das immer wieder aufgegriffen wird, ist: Entsagung versus Handlung. Die meisten Kommentatoren der Bhagavad Gita gehen auf dieses Gegensatzpaar besonders ein. Arjuna selbst stellt ja diese Frage im zweiten Kapitel, im dritten, im fünften und im 18. Kapitel immer wieder.

 

Das zweite Gegensatzpaar besteht zwischen Beherrschung versus Ausleben. Krishna sagt immer wieder: „Beherrsche deine Sinne.“ Und einige Verse später: „Beherrschung ist nicht möglich, die Natur wird dich zwingen das zu tun.“

 

Ein drittes Gegensatzpaar, auf das Krishna immer wieder eingeht, ist der Gegensatz zwischen persönlicher Gottesverehrung und abstrakter Gottesverehrung.

 

Bei all diesen Gegensatzpaaren hat Krishna durchaus seine Präferenzen. Er lehrt, dass alles einen bestimmten Zweck hat. Für die Mehrheit der Menschen ist Handlung besser als Entsagung. Die meisten Menschen, die entsagen, sind „Pseudoentsagte“ und machen sich und anderen etwas vor. Wer mal in Indien Urlaub gemacht hat und die Massen an Swamis (Mönche) gesehen hat, wird durchaus verstehen, was Krishna hier sagt. Bei einen ganzen Reihe von Swamis hat man den Eindruck, dass sie nicht mit dem Wissen von Jnana strahlen, sondern eher ein bisschen tamassig aussehen. Dies gilt nicht für die Swamis in den großen Ashrams, wo sie ja auch zum Karma Yoga gebracht werden, aber es gilt für die Millionen von Wandermönchen. Krishna sagt aber auch, dass es einer Minderheit der Swamis gelingt, über reine Entsagung zur Vollkommenheit zu kommen.

 

Zur Dichotomie (Gegensatz) zwischen Beherrschung und Ausleben rät Krishna uns, die tieferen Aspekte in uns, Prakriti, Swabhava oder auch Swarupa, auszuleben. Es macht keinen Sinn zu versuchen, sie zu beherrschen. Erstens, weil es überflüssige Energieverschwendung ist und zweitens, weil es nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Was wir aber beherrschen lernen können und sollen, ist unser Raga – Dwesha, unser persönliches Mögen und Nicht-Mögen. Zu unterscheiden, was persönliches Mögen und was Prakriti ist, ist nicht so einfach. Und bei allem, was Krishna uns sagt, gibt er uns nie eine hundertprozentige Empfehlung. Fast ist es tröstlich, dass Arjuna am Anfang des 18. Kapitels immer noch Krishna fragt: „Ich habe es immer noch nicht verstanden, was es eigentlich bedeuten soll. Jetzt hast du 17 Kapitel lang mit mir gesprochen, zwei Stunden lang mit mir gesprochen, du hast mir sogar eine überbewusste Erfahrung gegeben und ich habe immer noch keine Ahnung, was ich tun soll.“ Erst ganz zum Schluss des 18. Kapitels sagt er: „Jetzt weiß ich es.“ Und ausgerechnet nachdem Krishna noch einmal gesagt hat: „Wäge all das ab. Dann tue, was du willst und opfere alles mir.“ Gemäß Krishna sollen wir unsere Prakriti leben, natürlich in Übereinstimmung mit unserem Karma, unter Beachtung der ethischen Gesichtspunkte, unter Beachtung von Sattva und unter Beachtung von Daiva versus Asura.

 

Bei der Frage persönliche Gottesverehrung versus abstrakte Gottesverehrung rät Krishna eindeutig zur persönlichen Gottesverehrung. Er sagt, die Mehrheit der Menschen denke nicht so abstrakt. Die Mehrheit der Menschen denke mehr persönlich und konkret. Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung über ganz abstrakte, unpersönliche Gottesverehrung schaffe nur eine Minderheit der Aspiranten.

 

Ich möchte jetzt die Kurzzusammenfassung der 18 Kapitel geben.

Im ersten Kapitel wird der Konflikt ausgebreitet.

Das zweite und 18. Kapitel sind die Rahmenkapitel. In beiden Kapiteln werden praktisch alle Themen der Bhagavad Gita angesprochen. Im zweiten Kapitel werden sie schon einmal angerissen, im 18. Kapitel nochmals aufgegriffen und dazwischen werden eigentlich die Themen, die im zweiten und 18. Kapitel behandelt werden, ausführlicher behandelt.

 

Im zweiten Kapitel beginnt Krishna über die Unsterblichkeit des Selbst, die Unveränderbarkeit des Selbst, das göttliches Bewusstsein, das durch nichts berührt wird, von allem, was geschieht, zu sprechen. Danach spricht er über Karma Yoga. Wir sollen nicht handeln, um gutes Karma zu erzeugen und schlechtem Karma zu entgehen, was in der Mimamsa Philosophie und im Karma Kanda der Veden oft geschrieben wird. Das ist bis heute, obwohl die Bhagavad Gita so populär ist, die populäre Religion Indiens ist. Es ist nicht wichtig, Punyas anzusammeln, Papas zu vermeiden. Krishna rät uns vielmehr geschickt zum Wohl anderer als Dienst und Opfer, als Gabe, gleichmütig in Erfolg und Misserfolg, ohne Verhaftung an das Ergebnis zu handeln. Ohne das Gefühl, der Handelnde zu sein, kann ich die Frücher Der Handlung Gott opfern. Danach beschreibt er die Eigenschaften einer Selbstverwirklichung.

 

Im dritten Kapitel stellt Arjuna eine Frage, da es ihm nicht gelingt, diese beiden Hauptlehren Krishnas aus dem zweiten Kapitel miteinander zu vereinen. Er versteht nicht, wie die Unsterblichkeit des Selbst (Jnana Yoga) mit den Handlungen (Karma Yoga) zu vereinen ist. Und so fragt er Krishna: „Was ist besser: Handlung oder Weisheit?“ Krishna gibt ihm eine erste Antwort. Er sagt: „Es gibt zwei Wege: Entsagung und Handlung.“ Aber am besten wäre es, wenn wir beide Wege miteinander verbinden und insbesondere als Opfernder handeln. Er erwähnt das Beispiel des Opfers und führt es etwas detaillierter aus. Er sagt ferner, dass Weise und spirituelle Menschen Vorbild für andere sein sollten. Wenn alle spirituellen Menschen sich zurückziehen würden, dann würde die Mehrheit der Menschen, die halbspirituell sind, denken, spirituelles Leben sei in der Welt nicht möglich. Oder sie werden die anderen imitieren und dann nur in Tamas versinken. Gerade Weise sollten deshalb für andere ein Beispiel sein.

 

Im vierten Kapitel sagt Krishna, was er lehrt, lehrt er nicht zum ersten Mal. Gott inkarniert sich wieder und wieder auf der Erde, um Dharma wieder herzustellen und verloren gegangene Lehren zurechtzurücken. Im vierten Kapitel entwickelt er das Thema des Karma Yoga und die Analogie des Opfers weiter.

 

Im fünften Kapitel äußert Arjuna nochmals Zweifel. Und Krishna empfiehlt ihm daraufhin erneut Entsagung in der Handlung, als die beste Weise um zu handeln.

 

Im sechsten Kapitel führt er diese Thematik weiter aus. Er sagt, wir könnten nur durch Handlung Ruhe in den Geist bekommen. Und nur durch Handlungen kommen wir zum Selbst. Des Weiteren sagt Krishna, dass nur diejenigen für ein hauptsächlich kontemplatives Leben geeignet sind, die den Geist schon durch Karma Yoga beruhigt haben. Aber auch diejenigen, die Karma Yoga hauptsächlich üben, sollten regelmäßig spirituelle Praktiken machen. Deshalb erwähnt er in vielen Versen auch die Meditation. Er gibt Anleitungen für die Meditation, sagt, wie wir meditieren können. Und selbst wenn wir ein aktives Leben führen können wir uns während der Meditation vorstellen, wir meditieren in der Einsamkeit. Allein mit uns und mit Gott. Zwar verbunden mit allen, aber nicht in dem Sinne, dass wir irgendetwas erwarten und Pläne schmieden. Diese Phase der Ruhe müssen wir uns gönnen. Arjuna zweifelt und denkt: „Ich packe das nie, den Geist zur Ruhe zu bringen, um zu Nirvikalpa Samadhi zu kommen.“ Und Krishna lehrt ihn zwei Dinge, wie Arjuna dort hinkommen kann, nämlich mittels Abhyasa und Vairagya. Er soll sich Schritt für Schritt lösen von der Verhaftung an Wünsche.

 

Ab dem 7. Kapitel geht Krishna mehr auf Bhakti Yoga ein. Bhakti Yoga ist ein Mittel um unser Herz anzusprechen. Wenn es uns nicht gelingt, unseren Geist zu beherrschen, können wir unser Herz auf Gott richten und Gott wird uns helfen, unseren Geist zu beherrschen. Wenn wir uns mit Gott verbunden fühlen, dann entsteht eine intuitive Verbindung und ab dann wissen wir, was wir tun können und was unsere Aufgabe ist. Es ist dann so, wie wenn ein Diener die Wünsche seines Meisters ablesen kann oder ein Ehepartner weiß, was der andere will. Er braucht nur mit den Wimpern zu zucken und der andere weiß, was zu tun ist, wenn die Verbindung hergestellt ist. Wenn wir diese Verbindung zu Gott hergestellt haben, dann gibt Gott uns ein kleines Zeichen und wir wissen, was zu tun ist. Und außerdem hilft Bhakti, die Vorstellung, ein Handelnder zu sein, zu überwinden. Es ist wahrscheinlich für mehr Menschen leichter das zu verstehen als Krishnas Aussage einige Verse vorher: „Die Gunas wirken unter Gunas nur.“ Im Bhakti Yoga sagen wir: „Gott tut alles. Ich bin nur sein Instrument. Ich bin der Diener, Gott ist der Meister. Gott, dein Wille geschehe.“

Nachdem Krishna Arjuna die Vorteile des Bhaktis erzählt hat, möchte Ajruna wissen, wie er Bhakti entwickeln kann. Krishna erwähnt zunächst einmal in mehreren Kapiteln, dass man sich die Entwicklung von Bhakti leiterartig vorstellen muss. Zuerst einmal rät er, immer an Gott zu denken. Wenn das nicht gelingt, sollen wir Gott in allem Sehen. Wenn das auch nicht gelingt, sollen wir ihn im Großartigen sehen oder mindestens die Handlung Gott darbringen.

 

Im achten Kapitel greift Krishna seine Überlegung, die er im sechsten Kapitel begonnen hat, erneut auf. Er meint, dass alles, was wir in diesem Leben nicht erreichen können, im nächsten Leben erreichen (s. 6. Kapitel). Ferner erweitert er diese Lehre und sagt Arjuna, wie wichtig der letzte Gedanke vor dem Tod ist, und wie wichtig es ist, in diesem Leben immer an Gott zu denken, so dass wir im letzten Moment auch an Gott denken können und dann die Befreiung erreichen. Und so können wir, selbst wenn wir in diesem Leben die Befreiung nicht erreichen, im Moment des Todes ausreichend an Gott denken, und damit die Selbstverwirklichung erreichen.

In einer Zeitschrift habe ich mal gelesen, dass Konstantin der Große, der das Christentum stark gefördert hat, sich bis kurz vor seinem Tod nicht hat taufen lassen. Er galt als besonders klug und wusste, dass er als Kaiser viele unethische Handlungen ausführen musste. Damals hieß es, die Taufe würde einen von allen Sünden befreien. In späteren Jahren entwickelte sich das Konzept der letzten Ölung, wo einem dann die begangenen Sünden vergeben werden. So zumindest im Katholizismus. Im Protestantismus muss man seine Sünden innerlich bereuen, an Jesus glauben und kann dann auch die Selbstverwirklichung erreichen. Krishna sagt durchaus etwas Ähnliches. Wenn wir im Moment des Todes an Gott denken, dann kommen wir auch zu Gott hin. Vielleicht müssen wir dann noch unser Karma ausarbeiten, müssen deshalb noch ein oder zwei oder ein paar Leben ausleben, aber mindestens leben wir es dann auf spirituelle Weise.

 

Im neunten Kapitel sagt Krishna, dass die ganze Welt der Körper Gottes ist und von Gott gelenkt wird. Gott macht letztlich alles. Wir sind nur Instrumente. Verehrung stimmt uns darauf ein. Dieses Thema führt er im zehnten Kapitel weiter aus.

 

Im zehnten Kapitel wiederholt er, dass Gott alles ist und lehrt Arjuna, wenn er Gott nicht in allem Alltäglichen erkennen kann, ihn dann erst einmal im Großartigen zu verehren. „Verehre Mich im Großartigen. Mich als Inkarnation Gottes.“

 

Im elften Kapitel fordert Arjuna Krishna auf, ihm die Erfahrung Gottes zu schenken. Der Worte wären nun genug gewechselt, er möchte es erfahren. Und so gibt Krishna die eine Erfahrung eines erweiterten Bewusstseinszustandes, Savikalpa Samadhi. Arjuna ist zuerst völlig überwältigt von dieser Vision. Bis zum elften Kapitel war Arjuna, wann immer er Krishna gesehen und ihn etwas gefragt hat, fast rebellisch. Er wollte zwar Wissen, hat aber immer wieder auch Zweifel geäußert. Ab dem elften Kapitel hat er diese Zweifel nicht mehr. Er fragt jetzt viel demütiger als vorher. Wenn man bedenkt, dass der Autor der Bhagavad Gita vermutlich Arjunas Fragen noch etwas höflicher formuliert hat, als Ajruna sie selbst gestellt hat, dann ändert sich Arjunas Verhalten schon sichtlich. Ajruna fragte oft schon fast respektlos, wenn er sagt: „Mal sagst du dies, mal sagst du das, du bist unrealistisch, unklar, sprich doch endlich mal klar. Was du mir erzählst macht keinen Sinn. Kriege ich nie hin.“ Sogar noch zu Anfang des elften Kapitels verhält er sich so. Krishna bemüht sich mit Engelsgeduld, Arjunas Fragen zu beantworten. Schließlich gibt er Arjuna die Vision der kosmischen Gestalt und Arjuna wird von da an sehr viel demütiger, seine Fragen werden sehr viel demütiger.

 

Im zwölften Kapitel will Arjuna wissen, ob er Krishna persönlich oder abstrakt verehren soll. Er hat gesehen, dass Gott überall ist, allumfassend und glaubt, es wäre vielleicht besser Gott, doch eher als allumfassend zu verehren, anstatt eines konkreten Aspekts von Gott. Krishna empfiehlt ihm jedoch klar die persönliche Gottesverehrung, da es ihm und den meisten Menschen eher entspricht. Vielen Menschen fällt es leichter, ihre Emotionen auf etwas oder jemanden zu richten, wozu er oder sie eine Beziehung haben, als nur eine abstrakte Verehrung. Im zwölften Kapitel lehrt Krishna Arjuna auch, wie er Gott verehren kann. Er lehrt ihn eine Art Stufenleiter des Sadhanas, beginnend beim Schwierigen endend beim Leichten. Er fordert Arjuna auf: „Sieh Gott in allem. Wenn du das nicht so ganz kannst, dann übe wenigstens Yogapraktiken, wenn du das auch nicht kannst, dann bring wenigstens die Handlungen Gott dar. Wenn du das nicht kannst, dann bringe die Handlungen zum Schluss die Früchte der Handlung Gott dar. Schon das gibt dir Frieden. Haben wir Frieden, dann können wir die anderen Dinge auch tun.“

 

Im 13. Kapitel wechselt Krishna den Blickwinkel. Hat er Arjuna zuvor vom Bhakti Yoga Standpunkt aus unterrichtet, lehrt er ihn nun vom Jnana Yoga Standpunkt aus. Er beschreibt das Feld und den Kenner des Feldes und lehrt wie wir zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst unterscheiden können.

 

Im 14. Kapitel beschreibt Krishna die drei Gunas. Wir sollen Sattva erhöhen, Rajas und Tamas reduzieren und nicht an Sattva verhaftet sein. Detaillierte Ausführungen darüber gibt er im 17. und 18. Kapitel.

 

Im 15. Kapitel verwendet Krishna eine Analogie. Er stellt die Welt als einen großen Baum dar. Die Wurzeln des Baumes sollen für die Kausalwelt stehen. Der Stamm oder die verschiedenen Stämme und Äste, für die Astralwelt, die Blüten und die Knospen und die Blätter für die physische Welt. Wir sind letztlich alle in dieser Welt verbunden und auch gebunden. Krishna empfiehlt uns zunächst, diesen Baum zu sehen, dass alles zusammen gehört und es dann aber auch notwendig ist, diesen Baum zu fällen, indem wir zu dem gehen, was jenseits dieser Schöpfung ist.

 

Im 16. Kapitel beschreibt Krishna Daiva versus Asura. Unterscheidet zwischen göttlich und dämonisch, ethisch und unethisch.

 

 

Im 18. Kapitel werden alle Themen der Bhagavad Gita noch einmal aufgegriffen und es endet damit, dass Krishna Arjuna sagt: „Tu, was du willst, aber vorher denke nach, überlege, bringe alle diese Kriterien in deine Überlegungen mit ein. Nachher wirst du vielleicht immer noch nicht genau wissen, was richtig ist.“ Wir sollten niemals hundertprozentig überzeugt sein, genau zu wissen, was das Richtige ist. Es heißt, zwei Arten von Menschen wissen immer, was das Richtige ist: zum einen die Fanatiker und zum anderen die Selbstverwirklichten. Aber selbst von Swami Sivananda heißt es, dass er öfters nicht genau wusste, was zu machen war. Öfters haben sich die Mitarbeiter seines Ashrams getroffen und über Dinge gesprochen und diskutiert und Swami Sivananda wusste auch nicht, was zu tun ist. Vielleicht hat er manchmal auch einfach nur so getan, um eben die Ashramiten auf die Zeit nach seinem Tod vorzubereiten. Wenn nämlich ein Meister alles entscheidet, dann werden die Schüler unselbstständig und lernen nichts. Aber vielleicht war es auch so, dass Swami Sivananda sich wirklich nicht immer ganz sicher war, was das Beste ist. Ich habe ja auch schon beschrieben, dass Swami Chinmayananda behauptet hat, letztlich sei sogar Krishna in einiger Hinsicht gescheitert. Die Errichtung des Gottesstaates hätte nicht geklappt. Krishna selbst sagt, er handelt viel, ist nicht an seine Handlungen verhaftet und sie würden einfach geschehen. Vielleicht hat Krishna einfach auch nur so gehandelt, um uns zu zeigen, dass es schon gut ist, nach dem Richtigen zu streben und es auch gut ist, nach dem Großartigen zu streben, auch wenn es einem nicht gelingt. Zum Schluss müssen wir alle Handlungen Gott darbringen und wenn wir das tun, dann können wir nie falsch handeln. Von einem höheren Standpunkt aus können wir ebenfalls nichts falsch machen. Denn letztlich können wir nur das machen, was im kosmischen Körper Gottes, im Virat Swarupa, in der kosmischen Gestalt Gottes, überhaupt angelegt ist. Wenn wir etwas aus dem Ego heraus machen, dann kommen wir nicht zum Gefühl der Einheit, sondern bleiben separiert. Und von einem noch höheren Standpunkt aus sind wir eh das Selbst und tun überhaupt nichts. Infolgedessen können wir entspannt und gleichmütig handeln, nicht gleichgültig, nicht tamassig aber gleichmütig.

Ganz zum Schluss erzählt Krishna noch, wie wichtig es ist, zu lehren. Das Lehren des Yogas wäre die vielleicht einfachste Weise, Gottes Gegenwart und Liebe zu spüren.

Ich möchte schließen mit Auszügen aus zwei Versen der Bhagavad Gita:

XVIII 61&62: Gott wohnt in den Herzen aller Wesen (…). Fliege Ihm entgegen. Suche bei Ihm Zuflucht mit deinem ganzen Wesen. Duch Seine Gnade wirst du höchsten Frieden und die ewige Wohnstatt erlangen.