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16-01 Kommentar Sukadev

AbhayaFurchtlosigkeit. Mut zu entwickeln ist eine der ersten wichtigen Eigenschaften. Auf dem spirituellen Weg brauchen wir Mut in verschiedener Hinsicht.

– Einmal dürfen wir nicht Angst und Trägheit mit falsch verstandener yogischer Gelassenheit verbrämen. Man erlebt es immer wieder in spirituellen Kreisen, dass Menschen sagen:“Ich bin vollkommen zufrieden. Ich habe keine Ambitionen, etwas zu erreichen. Ich brauche auch keine Anerkennung von anderen. Deshalb gebe ich keine Yogastunden und Vorträge usw.“ – als wären sie schon über diesen rajasigen Ehrgeiz und das rajasige Ego hinaus. Was ist aber oft der eigentliche Grund? – Nicht yogische Gelassenheit und sattwige Egolosigkeit, sondern die uneingestandene Furcht, zu versagen und kritisiert zu werden.

Bei einer Umfrage in Amerika, wovor Menschen die meiste Angst haben, stellte sich erstaunlicherweise heraus, dass die Mehrheit weniger Angst vor Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes, des Partners usw. hat als vielmehr vor öffentlicher Kritik.

Es braucht also Swadhyaya, kritische und wirklich ehrliche Selbsterforschung unserer tieferen Motive als Voraussetzung, um systematisch an uns und unserer spirituellen Entwicklung arbeiten zu können.

Praxis-Tipp: Wenn du öfter bei einer Herausforderung denkst: „Ich brauche das nicht zu machen“, analysiere deine tieferen Motive. Wenn du feststellst, es ist in Wirklichkeit eine gewisse Angst da, die du auf diese Weise überspielst, dann überwinde dich und kultiviere Abhaya, Furchtlosigkeit. Denn langfristig kann man sich nicht vor seinen karmischen Aufgaben drücken.  Man kann sie verschieben – und es kann ja sein, dass jetzt nicht der richtige Moment ist, eine bestimmte Herausforderung anzugehen. Wir müssen nicht alles sofort und auf einmal erledigen. Aber irgendwann müssen wir die Aufgaben, die das Leben an uns heranträgt, angehen – wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben. Und so kannst du überlegen, will ich wirklich noch einmal geboren werden, nur weil ich vor bestimmten Dingen Angst hatte und ihnen ausgewichen bin? Und du wirst feststellen, eine solche Überwindung gibt dir eine unglaubliche Kraft, ein neues Selbstbewusstsein und Lebensgefühl.

– Man muss auch Mut haben, um den Yogaweg konsequent  zu gehen. Nicht alle Menschen in unserer Umgebung werden das unbedingt gut finden. Zum Beispiel kann es sein, man ist im Beruf gezwungen, Dinge zu tun oder zu unterstützen, die man ethisch eigentlich nicht verantworten kann. Manchmal ist es dann notwendig, mutig und konsequent zu sein. Vielleicht muss man unter Umständen auch die entsprechenden wirtschaftlichen Folgen tragen. Vielleicht kann man das Auto oder das Haus und allgemein den Lebensstil dann nicht mehr halten. Oft kann das parallel ein ungeheueres Potential für Neues frei setzen, auch wenn es erst schwer fällt und bei Freunden, Familie und Bekannten vielleicht auf Unverständnis stößt.

– Furchtlosigkeit brauchen wir auch, wenn wir merken, Yoga wühlt Einiges in uns auf.

– Und wir brauchen Furchtlosigkeit, wenn wir tatsächlich die Kundalini-Kraft oder das Überbewusstsein erfahren.

Das illustriert das 11. Kapitel der Bhagavad Gita, wo Arjuna Krishna bittet, ihm seine kosmische Gestalt zu zeigen. Krishna schenkt Arjuna den überbewussten Zustand und die Vision der kosmischen Gestalt. Prompt bekommt es Arjuna mit der Angst zu tun und bittet überwältigt: „Nimm diese Vision wieder von mir. Zeige dich mir wieder in deiner menschlichen Gestalt.“ Wer schon einmal solche SamadhiErfahrungen oder Vorstufen davon hatte, kann das wahrscheinlich nachvollziehen. Es kann so überwältigend sein, dass unser System es unter Umständen (noch) nicht aushalten kann. Krishna als freundlicher Meister lässt Arjuna auch gleich ins Normalbewusstsein zurück kehren. Aber Arjuna ist transformiert. Von da an ist er ein anderer.

So geschieht der spirituelle Fortschritt schrittweise. Jedes Erlebnis, jede Praxis transformiert uns ein bisschen mehr. Wir brauchen Mut, durch diese Erfahrungen und Transformationen hindurch zu gehen.

– Und natürlich müssen wir auch mutig sein, die verschiedenen Dämonen in uns zu sehen, zu erkennen, zu akzeptieren und über sie hinauszuwachsen. So steht aus gutem Grund Abhaya am Anfang dieser Aufzählung.

Sattwa-samshuddhih – Reinheit des Herzens

Jnana-yoga-Vyavastitih – Beständigkeit im Wissen, Jnana, und im Yoga

DanamSpenden, Geben

DamaSinnesbeherrschung

YajnaOpfer

SvadhyayaSelbststudium

TapasAskese

ArjavaAufrichtigkeit