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10-04 Kommentar Sukadev

Das ist eine Aufzählung von verschiedenen Eigenschaften, die ein spiritueller Aspirant entwickeln sollte. Es ist auch eine Aufzählung von Eigenschaften, die allein jedem drin sind. Diese Eigenschaften helfen, dass du dich an Gott erinnerst. Krishna gibt an einigen Stellen der Bhagavad Gita immer neue Aufzählungen von tugendhaften Eigenschaften.

10.4

Buddhir Jnanam Samohah Kshama Satyam Damah Samah
Sukham Duhkham Bhavo`Bhavo Bhayam Cabhayam Eva Ca.

Zunächst spricht er über Buddhi (Vernunft). In Buddhi steckt die Fähigkeit zu Viveka (Unterscheidungskraft). Aus Unterscheidungskraft kommt Jnana (Wissen). Aus Jnana, der Erkenntnis, kommt Amoha (die Fähigkeit der Nichttäuschung). Daraus entsteht Kshama (Versöhnlichkeit). Dann folgt Satya (Wahrhaftigkeit). So wird Dama (Selbstbeherrschung) möglich und man gelangt zu Sama (innere Ruhe). Dies sind Tugenden, an denen du arbeiten und die du in dir entwickeln kannst. Krishna sagt hier aber auch: „Diese Eigenschaften entstehen aus Mir“ – stammen also aus Gott.

Und nicht nur das Positive stammt von Gott sondern auch alle anderen Eigenschaften des Menschen: Sukha und Duhkha (Vergnügen und Schmerz); Sein bzw. Geburt (Bhava); Nichtsein oder Tod (Abhava); sowohl Furcht (Bhaya) als auch Furchtlosigkeit (Abhaya). All das ist letztlich in uns und hat nicht wirklich nur in uns selbst seinen Ursprung sondern in Gott.

Auf gewisse Weise will uns Krishna mit diesen Versen davon abhalten, dass wir uns zu stark mit unseren Eigenschaften identifizieren. Der westliche Mensch ist oft sehr stolz auf seine Individualität, auf seine Persönlichkeit. Angenommen, jemand sagt dir: „Jeder ist einzigartig, jeder einzelne ist etwas ganz Besonderes, jeder einzelne hat seine ganz besondere Mission im Leben und jeder Weg ist etwas ganz Besonderes. Gerade du bist etwas ganz Besonderes.“ Wie fühlt sich das an? Spitze! Das entspricht unserem westlichen Verständnis. Wir kleiden uns ja auch alle anders. Der eine hat gelbe Kleidung, der andere rote, grüne, blaue. Der eine hat eine Glatze, der andere Stoppelhaare, der nächste lange Haare, der nächste einen langen Bart. Jeder ist irgendwie anders. Diese Individualität ist etwas ganz Großartiges.

Anders ist es, wenn ein Lehrer sagt: „Alle Wesen sind letztlich ähnlich. Es gibt nur ein einziges Selbst hinter allem. Jede Eigenschaft ist in jedem. Was der eine hat, hat auch jeder andere mehr oder weniger. Alle Erfahrungen jedes einzelnen sind allgemein menschliche Erfahrungen, die in diesem konkreten Individuum ablaufen und in Wahrheit nichts Besonderes sind.“ Wie fühlt sich das an? Auch gut? Für spirituelle Aspiranten vielleicht, aber leicht gekränkt kann man schon sein.

Ich will ein paar Beispiele erzählen, durch die mir dieser Punkt klar geworden ist:

Etwa 1995 gab es im „Stern“ einen Artikel über Fliegen. Darin wurden Fliegenaugen, Fliegenbeine und Fliegenköpfe über eine ganze Seite hinweg dargestellt. Es wurde erklärt, was für ein Wunder eine Fliege ist. Man staunte, was selbst in so einer kleinen Fliege ist. Bis kurz vor 1995 wusste man nicht, wie es überhaupt möglich ist, dass eine Fliege fliegt. Die Fliege ist  nämlich relativ groß und hat ziemlich kleine Flügel, die relativ schwach schlagen. Irgendwann hat man festgestellt, dass dies im Prinzip gar nicht funktionieren kann, da dazu die Muskelkraft nicht stark genug ist. Dann hat man genaue Luftdruckmessungen durchgeführt und herausgefunden, dass die Fliege einen bestimmten Luftwirbel ähnlich eines Luftkissens erzeugt. Und anstatt die Luft einfach nur zu verdrängen, wird eine besondere Methode geschaffen, die nur einen Bruchteil der Kraft benötigt, die mit konventionellen Flugtechniken gebraucht würde. Eine Fliege selbst ist ein Wunderwerk der Aerodynamik und etwas ganz Besonderes. Von da an war mein Herz weit geöffnet für die Schönheit der Fliegen.

Dann haben wir die 1. Yogalehrerausbildung in Lütjenwestedt durchgeführt, einem Dorf in der Mitte von Schleswig-Holstein, welches sich auf Viehzucht spezialisiert hatte. Da waren dann nicht Dutzende, auch nicht Hunderte sondern Tausende dieser Wunderwerke der Natur und davon auch mehrere Hundert im Yogaraum. Der Besitzer des Seminarhauses war ein spiritueller Mensch und sagte dazu, dass die Fliegen eine bestimmte energetische Aufgabe hätten. Sie würden nämlich das Prana gleichmäßig im Raum verteilen und das sei bei intensiver Übung hilfreich. Besonders wenn Menschen durch ihr unruhiges Prana Reinigungserfahrungen bekämen, würden diese Fliegen harmonisierend wirken. Da hat jeder Teilnehmer noch zusätzliche Hochachtung vor Fliegen bekommen. Trotzdem haben wir alles probiert, um die Teilnehmer dazu zu animieren, die Fliegengitter nicht weg zu nehmen und die Fliegengittertüren nicht zu blockieren. Aber das war nicht ganz möglich und so gab es eine zusätzliche Herausforderung. Hilfreich war sicher, dass es nicht auch noch Mücken gab. Man wusste wenigstens, dass die Fliegen nicht stechen. Aber es war doch interessant, wenn bis zu zwei Fliegen auf der Nase saßen. Den Rest konnte man irgendwie mit Kleidung und Meditationstuch bedecken, aber die Nase nicht!

Als ich das alles so gesehen habe, dachte ich plötzlich: Ein Mensch ist auch wie eine Fliege. Jeder einzelne Mensch ist etwas Großartiges: die Physiologie ist großartig, die Psyche ist großartig. Was der Mensch alles kann, ist großartig. Auch die verschiedenen Weisen auf die wir uns selbst Probleme schaffen, sind großartig. Wenn man versucht, leicht zu abstrahieren und dann überlegt, wann wir unglücklich sind und was wir anstellen, um in diesem Unglück zu verharren und uns dann auch noch einbilden, das wäre unser persönliches Unglück; wenn man das alles bedenkt, dann ist das auch etwas Großartiges. Es ist etwas Göttliches dabei. Nicht umsonst sagt Devi, die Göttliche Mutter selbst so etwas in der Devi Mahatmyam. Und die Engelswesen loben sie und sagen: „Du manifestierst dich in allen Wesen als Verblendung. Ich verehre dich wieder und wieder, oh göttliche Mutter. Du manifestierst dich in allen Wesen als Zorn, du manifestierst dich als trishna, als nicht zu stillender Hunger.“

Auch Pascal hat einmal ähnlich gesagt: „Die Quelle aller Probleme ist, dass der Mensch nicht zufrieden ist, einfach zu Hause zu bleiben, wenn er genug zu essen hat.“

Jeder Mensch mag ein besonderes Mischungsverhältnis sein. Aber du kannst immer wieder überlegen, ob die Erfahrungen, die du jetzt machst, deine eigenen persönlichen Erfahrungen sind oder ob sie nur allgemein menschliche Erfahrungen sind. Das hilft manchmal, etwas von dieser Individualität wegzukommen, insbesondere von dieser Faszination der Individualität. Natürlich ist das Mischungsverhältnis bei jedem anders und jeder wird auch momentan seinen eigenen Gemütszustand haben. In diesem Sinne ist jeder einzigartig. Andererseits sind alle Menschen ähnlich. Sie haben gleiche Eigenschaften. Die meisten Gene sind gleich. Der Mensch hat sogar mit einem Schimpansen über 96% der Gene gemeinsam. Die meisten Fähigkeiten des Menschen hat auch ein Affe, wenn auch in anderer Zusammensetzung, Entwicklung oder Intensität.

Bei eineiigen Zwillingen ist es noch klarer: Genetisch mögen beide identisch sein. Dennoch wird sich jeder als Individuum fühlen. So wäre es auch mit dem Klonen. Manche denken: „Ich lasse mich klonen, dann kann ich noch einmal hundert Jahre leben.“ Das ist unsinnig, denn auch der „Klon“ ist ein eigener Mensch, ein Individuum.

Krishna sagt: „Alle diese Eigenschaften der Wesen entstehen allein aus Mir.“ Das ist eine Weise, wie du dich von der Identifikation lösen kannst. Das nächste Mal, wenn du ärgerlich bist, bemerkst du vielleicht, dass du dir selbst sagst: „Ich bin ärgerlich – wie grässlich, dass ich ärgerlich bin. Warum macht der mich so ärgerlich? Warum muss genau das jetzt passieren, dass es mich ärgerlich macht?“ Dann kannst du dir bewusst werden: „Die Eigenschaft von Ärger ist aus Gott entstanden und manifestiert sich gerade in diesem Körper-Geist-Emotionalkomplex. In welchem Chakra spüre ich den Ärger dieses Mal?“ Es gibt Formen von Ärger, die entweder mehr im Herzen oder mehr in der Kehle oder im Bauch zu spüren sind. Hast du schon einmal so beobachtet?

Vipassana, eine buddhistische Meditationstechnik funktioniert ähnlich. Dabei analysierst man: Wo spüre ich das Gefühl? Von wo bis wo ist es spürbar? Ähnlich funktioniert eine Variation der „Sakshi Bhav Meditation“. Anstatt dich zu identifizieren, werde dir bewusst: Was manifestiert sich da? Wie manifestiert sich diese göttliche Eigenschaft gerade in mir? Beobachte, was physiologisch in deinem Körper geschieht: Atem, Zittern der Hände, Schnauben der Nase. Energetisch: Bis wo spürst du das in deiner Pranamayakosha, deiner Energiehülle. Werde dir bewusst: Welche Farben siehst du gerade? Wie laut spricht das innerlich zu dir? Wenn du das in Dezibel ausdrücken willst, wie laut wäre die innere Stimme? Oder vergleiche: Ist mein inneres Sprechen so laut wie ein Wasserfall oder so laut wie ein Auto?

So kannst du beobachten, wie sich eine Eigenschaft in dir ausdrückt. Ich empfehle dir, es auszuprobieren. Das kann dir helfen, dich innerlich von der Identifikation zu lösen und dir bewusst zu werden: „Nicht „ich“ bin es, der jetzt ärgerlich ist, es ist die göttliche Eigenschaft des Ärgers, die sich in mir manifestiert. Nicht „ich“ bin es, der gerade so klug ist. Es ist die göttliche Eigenschaft, die Buddhi, die sich manifestiert. Nicht „ich“ bin weise, sondern es ist die göttliche Weisheit. Nicht „ich“ bin plötzlich von Täuschung frei geworden, sondern Gott hat es mir gezeigt. Und ich lasse die Eigenschaften von Versöhnung, Wahrhaftigkeit und Selbstbeherrschung durch mich hindurch strömen. Alle göttlichen Eigenschaften sind in mir. Vergnügen ebenso wie Schmerz sind göttliche Eigenschaften. Angenommen, es gäbe nur Vergnügen, dann würde man vielleicht niemals überlegen: „Wer bin ich?“ Wir würden vielleicht nur dem Vergnügen hinterherlaufen. So ist es gut, dass es auch Schmerz gibt.

Vielleicht kennst du den Film „Matrix“, der vom Vedanta-Standpunkt aus sehr interessant ist. Da werden Menschen ruhig gestellt, indem ihnen eine andere Wirklichkeit vorgegaukelt wird. Sie leben also nicht das „wirkliche“ Leben sondern eine Scheinwelt. Und da die Mehrheit in dieser Matrix-Scheinwelt ein schönes, angenehmes Leben hat, ist kaum jemand wirklich daran interessiert, die Befreiung zu erreichen und zum „wirklichen Leben“ zu gelangen. So etwas Ähnliches ist Thema in einem der Romane von Gustav Meyrink, wo er das praktisch vorweggenommen hat. Es gibt dort Vergnügungsapparate, welche über Hirnstimulation das ultimative Vergnügen erzeugen. Solange man genügend Geld bezahlt, kann man sich an diesen Vergnügungsapparat anschließen lassen. Diejenigen, die es sich leisten können, wollen für den Rest ihres Lebens nur an dem Vergnügungsapparat hängen. Um also den Impuls zu bekommen, zu einer höheren Wirklichkeit aufzuwachen, ist es gut, dass es auch Dukha (Leiden) gibt. Und der Mensch ist so beschaffen, dass er sogar mit dem durch einen ultimativen Hirnzentrumsstimulierungsapparat erzeugten Vergnügen nicht zufrieden wäre. Angenommen, es gäbe eine ultimative Droge, welche im Hirn einen Zustand dauerhafter Euphorie erzeugen könnte, würde das irgendwann langweilig werden. Dukha ist eine göttliche Eigenschaft, die in jedem Menschen ist. Diese göttliche Eigenschaft ist in uns nicht „abschaltbar“. Irgendwann fragen wir: Gibt es nichts anderes als das? Oft kommt Dukha also wie ein göttlicher Sendbote und sagt uns: „Denke einmal nach.“

Patanjali sagt im Yoga Sutra (II 18): „Das Universum ist zur Erfahrung (Bhoga) und Befreiung (Apavarga) der Seele da.“ So gibt es im Universum Sukha und Dukha für Erfahrung und Befreiung.

Wenn du also das nächste Mal Dukha (Leiden) erfährst, sei dankbar. Es hilft dir, aufzuwachen und ist eine aus Gott stammende Erfahrung.

Swami Vishnu hat gerne gesagt: „Ein Yogi kann sich immer glücklich schätzen. Wenn etwas schön ist, freut er sich, weil ihn das an Gott erinnert. Wenn etwas schief geht und Leid kommt, freut er sich auch, weil ihn das auch an Gott erinnert.“

Als nächstes spricht Krishna über Bhava[1] (Sein/Geburt) und Abhava (Nichtsein/Tod). Alles hat einen Anfang. Alles hat ein Ende. Außer dem „All“ an sich, das bleibt gleich. Es ist eine göttliche Gnade, dass man als Mensch immer wieder daran erinnert wird: Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Diese Erkenntnis hilft dir, nach dem zu streben, was unendlich ist. Eine der Grundlagen für philosophische Fragestellung und für den spirituellen Weg ist die Bewusstheit der Endlichkeit des Seins. Wenn du das nächste Mal schmerzlich erkennst, dass dir wieder etwas weggenommen wurde, sei auch dankbar. Wieder kommt die Erkenntnis der Endlichkeit des relativen Lebens. Wieder wirst du in deinem spirituellen Streben gestärkt. Und wieder kannst du dich für etwas Neues, das beginnen will, öffnen. Erkenne also, wenn etwas Neues entsteht, ist das göttlich und wenn etwas vergeht auch. So wie es in der Bibel heißt, „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, gepriesen sei der Herr.“ (Hiob 1,21), so gibt es auch die indische Trinität Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma heißt in diesem Kontext Schöpfung, Vishnu Erhaltung, Shiva Zerstörung. Alle 3 sind göttliche Eigenschaften.

Bhava und Abhava sind göttliche Eigenschaften in jedem Menschen. In dir steckt die Fähigkeit, Neues zu schaffen und Altes aufzugeben. Du kannst beides zum Guten wie auch zum Unguten verwenden. Grundsätzlich sind beide Eigenschaften gut.

Bhaya (Furcht) wie auch Abhaya (Furchtlosigkeit, Mut) sind göttliche Eigenschaften, die im Leben aller Wesen vorkommen. Beide sind wichtig. Bhaya läßt Menschen vorsichtig sein. Aufgrund von Furcht haben die Menschen bis heute überlebt. Wenn du das nächste Mal ängstlich bist, ärgere dich also nicht über deine Angst oder dein Lampenfieber. Vielmehr danke der Furcht: „Liebe Furcht, danke, dass du in mir bist. Wegen dir haben meine Vorfahren sich vor Tigern, Löwen und Bären beschützt. Du hilfst mir, dass ich instinktiv die größten Dummheiten vermeide, dass ich mich gut vorbereite.“ Dann kannst du fortfahren: „Liebe Furcht, ich bin dir zu Dankbarkeit verpflichtet. Aber weißt du, in der jetzigen Situation bist du nicht notwendig. Ich werde mich jetzt an deinen Kollegen (Abhaya) wenden.“

Abhaya ist auch in jedem. Der Mensch hat die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Durch Mut bekommst du die Kraft, aus eingefahrenen Wegen herauszutreten.

Auf dem spirituellen Weg brauchst du immer wieder Mut, um:

anders zu sein als der „Normalmensch“, der in Beruf, Erfolg und Familie den einzigen Sinn des Lebens sieht

zu deinen Überzeugungen zu stehen, dich ethisch nicht korrumpieren zu lassen

ein sattwiges Leben zu führen, auf Fleisch, Alkohol, etc. zu verzichten, auch wenn andere damit nicht einverstanden sind

regelmäßig in den spirituellen Praktiken zu sein, auch wenn du dich deshalb gegenüber anderen durchsetzen musst

Hindernissen ins Auge zu schauen, voranzuschreiten, auch wenn es schwer wird

deinen eigenen Schattenseiten ins Gesicht zu schauen

an dir selbst zu arbeiten

spirituelle Erfahrungen zu machen, das Normalbewusstsein zu transzendieren und zu erfahren: Ich bin nicht der Körper, nicht die Persönlichkeit …

vielleicht Schüchternheit zu überwinden, Yoga zu unterrichten, ein Yoga Center aufzumachen, in einem Ashram zu leben…

deinen eigenen Weg zu gehen

Erkenne also den Wert von Bhaya (Furcht) an und lasse Abhaya (Furchtlosigkeit) in dir stark werden. Eine einfache und doch nicht so einfache Methode ist, zu untersuchen: Wo hast du Angst? Und  zu schauen: Welche Ängste sind momentan nicht wirklich hilfreich? Mache dann genau das, wovor du Angst hast. Fange mit etwas Kleinem an und steigere Schritt für Schritt.

Jesus sagt in den Evangelien (was oft bei Beerdigungen wiederholt wird): „In der Welt habt ihr Angst, doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33). Du hast öfters Angst, weil Dinge schief gehen und Dukha kommt. Du hast Angst, weil es Geburt und Tod gibt. Du hast auch Angst, weil nicht die Dinge eintreten, die du gerne hättest. All das hilft dir, dich zu besinnen. Gott manifestiert sich in der Welt, er ist manifestiert als die Welt, er ist aber auch jenseits der Welt. Und wenn du dich an Gott richtest, kommst du jenseits davon. So erinnert dich Furcht daran, dass es darum geht, aus dem Begrenzten herauszukommen.

Gott hat die Welt sehr gut konstruiert. Es ist alles enthalten, was wir brauchen. Furcht hilft dir, aus der Welt herauszukommen, zumindest aus Verhaftung und Identifikation.

 


[1] Bhava ist ein sehr vielschichtiger Begriff im Sanskrit. Hier ist Bhava im Kontext der Samkhya-Philosophie zu sehen und heißt „Sein/Geburt“. Eine andere Bedeutung von Bhava ist „Gefühl“, „Einstellung“.