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10-02 Kommentar Sukadev

Krishna sagt, dass nicht einmal die Heerscharen der Götter[1] noch die großen Weisen[2] Seinen Ursprung, also den Ursprung Gottes, hundertprozentig kennen. Wie können dann normale Menschen seinen Ursprung wirklich erfassen?

Intellektuell können wir das nicht erfassen. Deshalb ist Krishna auch nicht bereit, Arjuna das alles logisch stringent zu erklären.

Die höchste Wirklichkeit erschließt sich nicht einer Erklärung über den höchsten Ursprung. Wir können vieles dafür tun, aber beim Allerhöchsten funktioniert das nicht. Und warum funktioniert es nicht? Krishna sagt: „In jeder Hinsicht bin ich der Ursprung aller Götter und großen Weisen.“ Krishna bzw. Gott ist also der Ursprung von Allem, und die anderen kamen erst später. So ist auch eine gewisse Ehrerbietung und Demut notwendig.

Shri Karthikeyan, ein Meister aus dem Sivananda Ashram Rishikesh, der das Haus Yoga Vidya in Bad Meinberg oft besucht hat, sagt in den letzten Jahren immer häufiger: „Everything is a mystery“ –alles ist letztlich ein Mysterium, ein Geheimnis. Er erklärte mir, dass er heute vieles weniger versteht, als er das vor zwanzig, dreißig Jahren gedacht hätte. Je mehr Zeit er hat, über die höchsten Wahrheiten nachzudenken, umso mehr versteht er, dass er wenig versteht. In Zeiten in denen er als Assistent von Swami Krishnananda jeden Tag acht oder mehr Stunden beschäftigt war, war es leicht zu denken, „den größten Teil habe ich verstanden“. Seitdem er aber anfing, lange zu reisen und viele Stunden im Flugzeug verbracht hat, viele Stunden mit vielen Menschen sprach, welche noch die verschiedensten Gesichtspunkte aufwarfen und Fragen stellten, verstand er: „Die ganze Welt ist ein Mysterium, ein Geheimnis.“

So gibt es auf manche Fragen deshalb keine befriedigende Antwort, weil es intellektuell nicht möglich ist, sie zu verstehen. Sogar Krishna sagt: „Selbst ich kann dir das nicht ganz erklären.“ Selbst die großen Heiligen und Weisen, selbst die Engelswesen, die letztlich die großen Dinge im Universum bewirken, verstehen es nicht. Du kannst daher ganz entspannt an die höchsten Fragen gehen…

 


[1]Die Übersetzung von sura-ganah als „Heerscharen der Götter“ ist nicht ganz zutreffend. Besser wäre es, die Sanskritworte mit dem deutschen Begriff „Engel“ zu übersetzen. Engel sind etwas anderes als Gott. Der Yoga Philosophie zufolge gibt es nur eine einzige höchste göttliche Wirklichkeit, die mit verschiedenen Namen bezeichnet werden kann, wie z.B. als Krishna, Devi, Gott, Allah oder Shiva etc. Neben dieser einen höchsten göttlichen Wirklichkeit, gibt es aber auch noch andere Wesen, nämlich die Engelswesen, die Scheinenden, die Strahlenden. Sie sind letztlich Individuen und eine Mischung aus Mensch und Gott. Sie haben zum einen übergeordnete Aufgaben und damit ein höheres Bewusstsein, zum anderen sind sie aber weiterhin Individuen. Und es heißt von ihnen, dass sie sogar dann, wenn sie sich fortentwickeln wollen, wenn sie irgendwann mit dem Unendlichen verschmelzen wollen , typischerweise noch einmal menschliche Gestalt annehmen. Der menschliche Körper bietet ihnen einige Vorteile, damit sie spirituell wachsen können. Er kann ihnen unter anderem viel Leid bescheren, krank werden, der Wunscherfüllung Grenzen setzen oder Konfrontationen mit anderen Menschen bringen. Das sind alles Dinge, die Menschen normalerweise nicht besonders mögen. Allerdings bietet der eigene Körper große Chancen, spirituell zu wachsen. Als Menschen leben wir in der so genannten Karma Bhumi, der Ebene des Wachstums durch Erfahrung des Karmas und durch Handeln. Nur mit einem Körper können wir Karma verbrennen und Lektionen lernen. Engelswesen leben in der Kama Bhumi, der so genannten Himmelsebene, der Ebene des Vergnügens, der Ebene, wo alles nur schön und kaum Wachstum möglich ist.

 

[2] Die großen Weisen werden als „Maharishis“ bezeichnet. „Maha“ bedeutet „Groß“ oder „großartig“. „Rishi“ bedeutet „Seher“ oder „Weiser“. Die Veden, die heiligen indischen Schriften sprechen von 7 Maharishis, 7 Sehern, denen alles offenbart wurde: Vashishta, Brighu, Angira, Agastya, Visvamitra, Atri, Kashyapa. Charakteristisch für Rishis ist, dass sie irgendwo etwas direkt offenbart bekommen haben, dass sie also nicht nur Schriften gehört haben  und nicht nur eine Tradition weitergeben, sondern dass Gott sich ihnen besonders offenbart hat, um die Weisheit von einem neuen Standpunkt aus zu enthüllen. Das unterscheidet auch im heutigen Verständnis in Indien einen Maharishi von einem Mahatma oder einfach einem Meister oder einem Heiligen, einem Sant.