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1. Kapitel: Der Yoga der Mutlosigkeit

Die Bhagavad Gita beginnt mit dem ethischen Dilemma von Arjuna. Er weiß nicht, was seine Aufgabe ist. Auf der einen Seite will er sich dafür einsetzen, ein tyrannisches Regime zu überwinden, welches das ganze Land in Elend gestürzt hat. Er will helfen wieder eine gerechte Ordnung zu schaffen, wo die Menschen ohne Angst und Sorge leben können. Darauf hat er sich vorbereitet. Nun geht es los und er soll auf dem Schlachtfeld für diese Ideale kämpfen. In diesem Moment wird er sich bewusst, auch auf der Gegenseite sind nicht nur Bösewichte; im Gegenteil, es sind alles Menschen wie er, teilweise sogar seine eigenen Verwandten und Lehrer.

Eine der ersten Erkenntnisse aus der Bhagavad Gita ist hier, dass im weiteren Sinne alle Menschen unsere Verwandten sind. Wir sind alle eine Familie, und nicht nur unter den Menschen, sondern auch mit unseren Mitgeschöpfen – selbst mit Schimpansen haben wir 98% der Erbguts gemeinsam, mit dem Schmetterling 76% und mit Pilzen immer noch über die Hälfte. Aus der Frage von Arjuna, wie er sich verhalten soll, entwickelt sich das Lehrgespräch der Bhagavad Gita. Sie ist zeitlos, weil es sich nicht wirklich um den realen Kampf zwischen den Kauravas und den Pandavas handelt, sondern unter anderem um unser inneres Schlachtfeld.

Das innere Schlachtfeld

Kali


Kali (Sanskrit) bedeutet Streitigkeit, Zwist, Krieg. Kali ist auch eine der mysteriösesten Gottheiten, tief, erschreckend und großartig zugleich.

Wir haben Seiten in uns, die man als positiver bezeichnen würde und andere, die man als negativer bezeichnen kann. Am Anfang des spirituellen Weges fängt man an, an sich zu arbeiten, das „Schlechte“ soll überwunden werden, das „Gute“ muss siegen. Wenn man dann genauer hinschaut, sieht man, dass das „Schlechte“ eigentlich nicht nur schlecht war. Es war vielleicht ein langer Begleiter, ein Verwandter, eine lieb gewordene Gewohnheit, die mir lange am Herzen lag und mir vielleicht auch auf einer Strecke des Wegs gut gedient hat. Warum sollte ich nun dagegen etwas tun? Das Leben selbst ist voller ethischer Konflikte. Jeden Tag stehen wir vor vielen kleineren und manchmal auch schwerwiegenderen Entscheidungen – glücklicherweise nicht um Leben und Tod, Krieg oder Frieden, aber wir treffen häufig Entscheidungen, und jede Entscheidung hat Auswirkungen. Die Weise, wie wir uns entscheiden, prägt unseren Tag, unseren Charakter, unser Leben.