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02-69 Kommentar Sukadev

Diese beiden Verse können auf verschiedenste Art und Weise interpretiert werden. Vor der Erfindung des elektrischen Lichts galt der Tag als ewas besonders Schönes, die Nacht hingegen galt als weniger schön. Am Tag kann man besonders aktiv sein. Man kann sich bemühen, reich zu werden, Geld anzuhäufen, Ruhm zu bekommen. Das ist für den weltlichen Menschen Tag. Für den Yogi ist das Nacht. Da kommt das, was kommen soll und wofür wir uns nicht besonders bemühen sollen. Man macht das, was zu tun ist. Es ist auch nicht yogisch von der Gemeinschaft zu leben und Sozialhilfe zu kassieren oder Arbeitslosengeld, wenn man arbeiten könnte. Wenn keine andere Möglichkeit da ist, dann muss man auch seinen Stolz überwinden und von der Sozialhilfe leben. Aber wenn man arbeiten könnte, dann gehört es auch dazu, dass man sich bemüht Arbeit zu finden und seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Man sollte nicht auf Kosten von anderen leben. Wir bemühen uns darum und gehen gleichzeitig davon aus, dass wir all das bekommen, was für uns kommen soll. Es ist nicht einfach der Tag, um jetzt reich zu werden usw.

Für den Yogi ist Tag, wenn er sich bemüht, sich selbst zu beherrschen. Er soll sich aktiv darum bemühen, den Geist zu beherrschen und Zufriedenheit zu erlangen. Für den anderen Menschen ist das Nacht. Sie bemühen sich Geld anzuhäufen und glauben Frieden und Glück kommen dann von alleine. Im Gegensatz dazu kämpft der Yogi nicht um Geld, Haus, Auto usw., sondern er bemüht sich um geistigen Frieden und hofft, der Rest kommt von alleine und in dem Maße, wie er kommen soll. Eine schöne Weise, den Geist zur Ruhe zu bringen, ist das Singen von Mantras. Wir haben im Haus Yoga Vidya auch öfters ein 24-stündiges Mantra-Singen, wo man auch gut nachts singen kann. Zwar erscheint das einigen Menschen schwierig, neben einem Seminar nachts noch aufzubleiben, aber nehmen wir mal an, eure beste Freundin würde heiraten. Da hätte wahrscheinlich niemand Schwierigkeiten, die ganze Nacht durchzufeiern. Für eine Feier machen wir die Nacht zum Tag, für ein Singen machen wir das nicht.

Ich erzähle euch mal eine kleine Geschichte:

Es war einmal eine Dorfgemeinschaft, die einen großen Bhakta eingeladen hatte. Der Bhakta sollte Geschichten erzählen und Mantra-Singen und alle Menschen der Gemeinde wollten mitsingen. Abends um 20.00 Uhr ging es los. Alle waren enthusiastisch dabei. Der Weise erzählte eine Geschichte. Um 21.00 Uhr gingen die ersten. Um 22.00 Uhr war der Weise in völliger Ekstase. Ein Viertel der Dorfbewohner hatten den Platz verlassen. Um 23.00 Uhr sang der Weise immer ekstatischer. Er hatte schon gar nicht mehr mitbekommen, was um ihn herum vor sich ging. Es waren nur noch 10 Leute anwesend. Schließlich um 3.00 Uhr morgens, als der Meister aus seiner Ekstase herauskam, sah er nur noch einen einzigen Menschen. Der Weise schaute den Menschen an und sagte zu ihm: „Du bist ein großartiger Bhakta, dass du bis jetzt wach geblieben bist.“ Der Mann antwortete: „Nein, ich bin kein großartiger Bhakta. Ich bin hier geblieben, weil du auf meiner Decke sitzt.“

 

Oder ein anderes Beispiel, was ich euch erzählen möchte, ist das Folgende:

In den Sivananda Zentren gibt es kein so ausgefeiltes Weiterbildungsangebot wie in den Häusern Yoga Vidya. Da gibt es nur die TTC, das ist die Yogalehrerausbildung. Und es gibt die ATTC, das ist eine 4-wöchige Weiterbildung. Wenn ihr drei 9-Tage Weiterbildungen richtig kombiniert, dann habt ihr den Inhalt dieser Weiterbildung. Wo ich die Yogalehrerausbildung gemacht habe, hat sie der Swami Vishnu noch selbst gegeben. In der Zeit war auch Swami Sivanandas Geburtstag und es gab ein besonderes Programm. Es gab Pujas und wir haben ein Schauspiel aufgeführt aus dem Leben von Swami Sivananda. Swami Vishnu hat sich das Schauspiel angeschaut und ist währenddessen in Samadhi gefallen. Normalerweise hat er sich immer in unserer Gegenwart bemüht, nicht in Samadhi zu fallen, da es immer länger dauerte, bis er wieder zurückkam. Swami Vishnus Assistenten haben erzählt, dass er von 4-6 Uhr meditierte und wenn er um 6.00 Uhr zur Meditation mit uns kam, saß also Swami Vishnu in diesem Zustand auf der Bühne um uns Energie und Segen zu schicken. Seine eigene Meditation war früher. Nun saß Swami Vishnu kerzengerade, ganz ruhig und wir wussten gar nicht, was wir jetzt tun sollten. Seine Assistentin meinte nur zu uns, dass wir einfach weitermachen sollten. Es wurde 22.00 Uhr. Wir sangen das Om Tryambakam und machten das Arati. Da von Swami Vishnu eine besonders starke Schwingung ausging, setzten wir uns alle zu ihm und meditierten mit ihm gemeinsam. Gegen 22.45 Uhr gingen die ersten und dann ging einer nach dem anderen. Um 23.00 Uhr bin ich dann auch gegangen. Der Tag begann für uns ja schon um 5.00 Uhr morgens wieder. 4.15 Uhr mussten wir aufstehen, wenn wir die Kryas noch vorher machen wollten. Wenn an diesem Abend eine Abschlusspartie mit buntem Abend stattgefunden hätte, dann wären wir wahrscheinlich alle bis Mitternacht geblieben. Ein Yogi hat andere Präferenzen und die sind manchmal den Präferenzen von anderen Menschen entgegengesetzt. Damit müssen wir auch umgehen lernen. Wir können nicht erwarten, dass immer nur die anderen lernen, ihre Erwartungen umzustellen, wenn wir unsere Erwartungen ändern. Bis zu einem gewissen Grad müssen wir auch Kompromisse schließen, wenn wir mit anderen zusammen leben.