Atma Bodha – Vers 5

Die Übung der Erkenntnis reinigt

Atma Bodha – Vers 5

Deutsche Übersetzung:

Die ständige Praxis von Erkenntnis reinigt die Seele (‚Jivatman‘), die durch Unwissenheit beschmutzt ist und verschwindet dann selbst – so wie das Pulver der Kataka-Nuss nach unten sinkt, nachdem es das schmutzige Wasser gereinigt hat.

Sanskrit Text:

ajñānakaluṣaṃ jīvaṃ jñānābhyāsād vinirmalam ।
kṛtvā jñānaṃ svayaṃ naśyej jalaṃ katakareṇuvat ॥ 5॥

अज्ञानकलुषं जीवं ज्ञानाभ्यासाद्विनिर्मलम् ।
कृत्वा ज्ञानं स्वयं नश्येज्जलं कतकरेणुवत् ॥ ५ ॥

ajnanakalusham jivam jnanabhyasad vinirmalam |
kritva jnanam svayam nashyej jalam katakarenuvat || 5 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ajñāna-kaluṣam : die durch Unwissenheit (Ajnana) beschmutzt (Kalusha) ist
  • jīvam : die Individualseele (Jiva)
  • jñānābhyāsāt : durch die Praxis (Abhyasa) von Erkenntnis (Jnana)
  • vinirmalam : vollkommen rein (Vinirmala)
  • kṛtvā : nachdem sie gemacht hat (kṛ)
  • jñānam : Erkenntnis
  • svayam : von selbst (Svayam)
  • naśyet : verschwindet (naś )
  • jalam : (nachdem es das) Wasser (gereinigt hat, Jala)
  • kataka-reṇu-vat : so wie (Vat) das Pulver (Renu) der Klarwasser-Nuss (Strychnos potatorum, Kataka)     ॥ 5 ॥

Kommentar von Sukadev Bretz

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Shankaracharya beschreibt, wie wir zur höchsten Erkenntnis im Jnana Yoga kommen, er spricht von Jnana Abhyasa, der Praxis des Jnana Yoga – die Frage: „Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist wirklich? Was ist unwirklich? Das ist ein Sadhana an sich, eine spirituelle Praxis (Abhyasa), es ist ein ständiges Bemühen, denn wir vergessen immer wieder und auch deshalb ist es wichtig, immer wieder Abhyasa zu üben und sich immer wieder zu fragen: Wer bin ich? Indem man fragt, wer bin ich, löst man sich von Identifikationen und irgendwann, wenn man wirklich erkannt hat, wer man ist, dann verschwindet auch die Notwendigkeit, weiter Abhyasa zu üben. Er gebraucht hier als Beispiel das Pulver der Kataka-Nuss. Es war anscheinend in der Zeit von Shankara eine Weise, wie man Wasser reinigen, vermutlich hygienisch machen kann. Wasser, das verschmutzt ist, wird durch das Hinzugeben des Pulvers gereinigt, dieses sinkt anschließend zu Boden. Und dann kann man das gereinigte Wasser ohne das Pulver trinken, so ähnlich hilft jegliche Yogapraxis, den Geist zu reinigen, hilft, sich von Identifikationen zu lösen. Und wenn all dies verschwunden ist, leuchtet das reine Selbst auf und so sind alle Praktiken Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Atma Bodha zu studieren ist kein Selbstzweck, wir studieren es nicht um nachher zu sagen, wir sind ganz großartig, sondern wir studieren Atma Bodha, um zu erkennen wer bin ich. Und so ist das Studium aller Schriften, ebenso wie alle Yogapraktiken und alle spirituellen Praktiken, kein Selbstzweck. Sie haben den Zweck, das höhere Selbst zu erkennen, die wahre Natur zu erkennen, zu erkennen wer wir wirklich sind, dafür üben wir es. Und in diesem Sinne übe es auch immer wieder, zum Beispiel gleich heute, oder gleich morgen oder vielleicht bis zum nächsten Vortrag. Frage dich: Wer bin ich? Was ist wirklich? Sei dir insbesondere bewusst: Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Psyche. Du bist das unsterbliche Selbst, welches alles beobachtet, du hörst, siehst oder liest diesen Vortrag. Aber wer hört, sieht oder liest diesen Vortrag, durch die Augen siehst du, durch die Ohren hörst du. Dein Geist reflektiert diese Worte, aber du als Selbst bist das wahre Selbst. In diesem Sinne spüre den Körper, sei dir bewusst ich spüre den Körper, ich bin jedoch nicht der Körper, sei dir der Gedanken bewusst und sei dir bewusst ich bin das Bewusstsein hinter den Gedanken. Immer wieder Jnana Abhyasa, das Bemühen um Erkenntnis, darum geht es und dies ist auch die Essenz der Atma Bodha.

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